Potsdam MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag. Michael Bussmann
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Ab nach Holland
Nun ab ins → Holländische Viertel, das sich nördlich des Bassinplatzes ausbreitet. Die Benkertstraße führt hinein. In der Mittelstraße können Sie den besten Käsekuchen der Welt essen (→ Cafés), ein hübsches Sommerkleid kaufen oder einfach nur umherschlendern und nach Souvenirs Ausschau halten.
Danach treffen wir uns an der Friedrich-Ebert-Straße, von wo wir unseren Spaziergang entlang der Gutenbergstraße Richtung Westen fortsetzen. Die Gutenbergstraße ist eine schmucke Altbaustraße, in der sich Concept Stores, kleine Boutiquen und Lokale aneinanderreihen. Bei den Häusern handelt es sich um sog. Typenhäuser, die während der barocken Stadterweiterung ab 1733 alle nach dem gleichen standardisierten Bauplan errichtet wurden. Auf diese Weise ließen sich Kosten sparen. Nach der Wende wurde die Straße - damals glich sie einem Abrissviertel, selbst Kriegsfilme wurden hier gedreht - zu einem Mekka der Hausbesetzer (→ Geschichte). In die Stadtannalen ging die Räumung des Hauses Gutenbergstr. 105 im Jahr 1993 ein, bei der das Gebäude zum Schluss in Flammen stand.
Nicht nur Stadtidylle
Wir biegen links ab in die lindenbestandene Lindenstraße und stehen schon nach wenigen Schritten vor einem düsteren Stück Erinnerung inmitten dieses Stadtidylls: Was sich heute → Gedenkstätte Lindenstraße nennt, war früher das Untersuchungsgefängnis der Stasi. Nehmen Sie sich Zeit für diesen Ort der Unmenschlichkeit!
Danach geht es auf der Brandenburger Straße weiter, die zu DDR-Zeiten übrigens nach dem tschechoslowakischen Diktator Klement Gottwald benannt war, der Hunderte von Menschen hinrichten oder in Arbeitslagern verrecken ließ. Heute wird die Fußgängerzone auch schon mal „Broadway“ genannt. An der lebendigen, von Straßenmusikanten beschallten Flaniermeile steht auch einer der schönsten „Karstädte“ des Landes. Das 1905 als Warenhaus F. Schwarz errichtete Stadtpalais hat Jugendstilanklänge und eine kunstvolle Glasdecke über dem Lichthof.
Von einem Tor zum nächsten
Wir spazieren die Brandenburger Straße gen Westen. Dabei geht es vorbei an Hausnr. 70 (rechter Hand), wo Theodor Storm im Jahr 1853 für einige Monate lebte. Er war nicht freiwillig hergezogen: Nach der dänischen Besatzung musste er seine Heimatstadt Husum verlassen. Storms Potsdamer Zeit war geprägt von Existenznöten und furchtbarem Heimweh. Heute ist in dem Gebäude ein Café samt Apartmentvermietung untergebracht. Einige Zimmer blicken direkt aufs Brandenburger Tor. Ja, auch Potsdam hat eins. Und was für eins! Das erste Stadttor an jener Stelle entstand gar früher als das Berliner Tor, nämlich im Jahr 1733. Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde daraus ein stattlicher Triumphbogen samt Durchfahrt, den Friedrich II. in Auftrag gegeben hatte. Die Stadtseite (von Carl von Gontard gestaltet) fällt dabei deutlich schlichter aus als die Feldseite (von Georg Christian Unger).
Auch Potsdam hat sein Brandenburger Tor
Hinter dem Tor befindet sich der quadratische Luisenplatz, ein netter Platz mit viel historischer Bausubstanz, Terrassenrestaurants und einem Springbrunnen - ein Kinderspaß im Sommer.
Um unser nächstes Ziel zu erreichen, spazieren wir über die Schopenhauer- und die Gutenbergstraße in die Hermann-Elflein-Straße und damit durch ein architekturgeschichtlich gar nicht so unspannendes Eck. Hier nämlich versuchte die DDR in den 1980er-Jahren, die vorher abgerissenen barocken Typenhäuser mittels kleiner historisierender Plattenbauten zu kopieren - selbst die Skulpturen über den Türen vergaß man nicht. Fake it till you make it!
Ganz anders dagegen das → Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in der Hermann-Elflein-Straße. Das original erhaltene Fachwerkhaus stammt aus dem Jahr 1737.
Weiter geht es entlang der Hegelallee - die Promenade zeichnet den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer nach. Dabei passiert man zunächst das Jägertor, das älteste erhaltene Stadttor aus dem Jahr 1733. Es steht heute, seiner Funktion beraubt, ein wenig verloren in der Gegend herum.
Kurz darauf erblickt man linker Hand das Amtsgericht, untergebracht in einem mächtig-prächtigen Stadtpalais aus dem Jahr 1880. Hier sowie in den Plattenbauten daneben und dahinter saß die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Um die Stasi daran zu hindern, ihr Handeln dem Reißwolf zu überantworten, wurde das Gebäude im Dezember 1989 besetzt.
Unser Spaziergang endet am Nauener Tor, das im Jahr 1755 errichtet wurde und damals noch dem Jägertor ähnelte. Und wie das Jägertor diente es nicht nur dem Schutz vor Gefahren von außen - vielmehr sollten Mauer und Tore die zum Dienst gezwungenen Soldaten vom Desertieren abhalten. Für sein graues neogotisches Kitschkleid zeichnet nicht etwa Playmobil verantwortlich, das Nauener Tor trägt es schon seit dem 19. Jh. Rund ums Tor ist immer was los: Potsdamer und Touristen sitzen in den Terrassencafés und schauen der Straßenbahn dabei zu, wie sie sich durchs Tor quetscht. Mittwochs und samstags ist Markt (→ Einkaufen).
Am Nauener Tor
Sehenswertes
Pichler und Denkmäler
Die beiden sich diagonal kreuzenden Wege, die über den Platz führen, gab es schon in preußischer Zeit - sie gehen auf den Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné zurück. Neueren Datums sind die Sitztreppen, auf denen sich die Pichler treffen. Ansonsten ist hier kaum mehr etwas, wie es war. Nur drei Gebäude, die den Platz säumen, haben den Zweiten Weltkrieg überlebt. Dazu gehört das Postgebäude am südöstlichen Eck, dessen Frontfassade zur Straße am Kanal weist. Daneben, zum Platz hin, stand die Alte Synagoge. Sie wurde bereits in der Reichskristallnacht 1938 geschändet und in weiten Teilen zerstört - eine Gedenktafel erinnert daran. Die Südseite des Platzes dominiert heute das Bildungsforum, das selbst ernannte „klügste Haus der Stadt“ (www.bildungsforum-potsdam.de).
In der Mitte des Platzes stand früher ein Bronzestandbild Friedrich Wilhelms III. Heute gibt es zwei Denkmäler, eines aus DDR-Zeiten, das den antifaschistischen Widerstandskämpfern gedenkt (1975), und (ganz im Südwesten des Platzes) das Denkmal des unbekannten Deserteurs des türkischen Bildhauers Mehmet Aksoy, der viele Jahre in Berlin lebte. Es handelt sich um eine Skulptur aus weißem Marmor, die die Silhouette eines menschlichen Körpers erahnen lässt (1989). Zu Füßen des Denkmals sind auf einer Tafel die Worte Kurt Tucholskys zu lesen: „Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat, auf seine Mitmenschen zu schießen. Ehre seinem Andenken!“. Klar, dass eine Arbeit, die Deserteure ehrt, nicht jedem gefällt. Wilhelm II., der seine Rekruten darauf einschwören ließ, notfalls auf die eigenen Eltern und Kinder zu schießen, hätte das Denkmal niemals aufstellen lassen. Die Stadt