Potsdam MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag. Michael Bussmann
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Der Aufbau eines sozialistischen Zentrums in den 1960er-Jahren machte dem Kanal schließlich den Garaus. Nach der Wende hörte man die ersten Rufe nach einer Rekonstruktion. Sie führten zur Bildung eines Fördervereins - alles andere würde wundern in der Stadt der Bürgervereine. 2001 konnte ein erstes 130 m langes Teilstück des Kanals an der Yorckstraße wiederhergestellt werden, das allerdings bis heute nur zu besonderen Veranstaltungen geflutet wird. Bis zur Fertigstellung des gesamten Kanals wird mindestens noch ein Vierteljahrhundert ins Land ziehen.
Tipp: An der ebenfalls rekonstruierten Kellertorwache am Havelzulauf stehen Infotafeln mit historischen Fotografien, die einen heute-damals-Vergleich ermöglichen.
Sehenswertes
Ein Tempel Gottes
Nikolaikirche
Niedergang und Wiederaufbau ist die ewige Konstante Potsdams, so auch im Hinblick auf die Nikolaikirche. Nachdem der barocke Vorgänger 1795 abgebrannt war, wurde das Gotteshaus zwischen 1830 und 1850 in zwei Phasen wieder aufgebaut. Beteiligt waren die größten Baumeister ihrer Zeit: Die Entwürfe kamen von Schinkel, die Ausführung übernahm dessen Schüler Persius, und die Fertigstellung erfolgte, nachdem Persius an Typhus verstorben war, durch Stüler. Das Ergebnis: ein neoklassizistischer Portikus mit Giebeldreieck, der einem antiken Tempel gleicht. Der Kirchenbau selbst besteht aus einem kubischen Unterbau mit vier von Engeln bewachten Ecktürmchen. Darauf sitzt eine mächtige Kuppel wie die der St. Paul’s Cathedral in London.
Den Krieg überstand das Gebäude schwer beschädigt. Die Wiederherstellung dauerte Jahrzehnte - erst 1981 wurde die Kirche wieder geweiht. Das Innere kommt heute recht nüchtern daher, u. a. wurde beispielsweise auf eine erneute Ausmalung der Kuppel verzichtet. Das soll aber niemanden von einem Besuch abhalten - gerade diese Andersartigkeit macht die Kirche auch sehr spannend.
Zu Füßen der Kuppel, auf dem Säulenrund des Tambours, gibt es eine Aussichtsplattform auf 42 m Höhe. Über einen Lift und enge Wendeltreppen mit Ampelschaltung gelangt man hinauf. Wir haben 216 Stufen gezählt - überprüfen Sie es!
Di-Sa 11-19 Uhr, So ab 11.30 Uhr, Mo geschl. Turmbesteigung 5 € (Tickets am Automaten auf der Seitenempore). Am Alten Markt, www.nikolai-potsdam.de. Tram 91, 92, 93, 96, 98 bis Alter Markt/Landtag.
Alter Markt: Die Grandezza ist zurück
Geschichte einer Stadt
Potsdam Museum
Das Museumsgebäude besteht aus drei Teilen: dem Alten Rathaus, das zwischen 1753 und 1755 in Anlehnung an italienische Palazzi samt Säulen und Kuppel entstand (Architekten: Jan Bouman und Christian Ludwig Hildebrandt), dem kieselgrauen sog. Knobelsdorff-Haus, das in den 1960er-Jahren originalgetreu wieder aufgebaut wurde, und einem Glasdurchgang, der an der Stelle eines völlig zerstörten Hauses errichtet wurde und beide Gebäude verbindet. Als Kulturhaus Hans Marchwitza war der Gebäudekomplex zu DDR-Zeiten einer der Dreh- und Angelpunkte des Potsdamer Kultur- und Partylebens. Zuvor war die Stimmung an diesem Ort nicht immer so dolle: Bis 1875 diente der Tambour, auf dem Atlanten die Weltkugel stemmen, als städtisches Gefängnis.
Heute zeigt hier das Potsdam Museum wechselnde Ausstellungen zur Stadthistorie und zudem die Dauerausstellung „Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte“. Der Parcoursritt durch die 1000-jährige Stadtgeschichte ist sehr textlastig, birgt aber einige spannende historische Fotografien.
Di/Mi und Fr 10-17 Uhr, Do 10-19 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr. Zuletzt freier Eintritt, was sich aber wieder ändern kann. Am Alten Markt 9, www.potsdam-museum.de. Tram 91, 92, 93, 96, 98 bis Alter Markt/Landtag.
Skulpturen über Skulpturen: vorne Obelisk, hinten Potsdam Museum
Hassos Schatzkästchen
Palais Barberini
Die Geschichte des Gebäudes ist schnell erzählt: In den 1770er-Jahren wurde es auf Geheiß Friedrichs II. nach dem Vorbild des gleichnamigen römischen Palazzo errichtet, 1945 zerstört, 1948 gesprengt und zwischen 2013 und 2016 rekonstruiert. Seitdem teilt darin der SAP-Mitgründer, Wahl-Potsdamer und Mäzen Hasso Plattner seine beeindruckende Kunstsammlung mit der Öffentlichkeit. Und diese liebt das Haus: Kein Schloss, kein anderes Museum Potsdams zieht mehr Besucher an. Bei den hochkarätigen Ausstellungen steht man zuweilen bis zur Nikolaikirche Schlange.
Im Gegensatz zum historisierenden Exterieur präsentiert sich der Palast im Inneren klar und minimalistisch. Schwerpunkte der wechselnden Ausstellungen: Impressionismus und Kunst der DDR-Zeit. Angeschlossen sind ein netter Museumsshop und ein stylishes Café. Nach Süden öffnet sich der dreiflügelige Bau zur Alten Fahrt hin. Den dortigen Innenhof beherrscht die Bronzeskulptur Jahrhundertschritt des Künstlers Wolfgang Mattheuer (1927-2004) aus dem Jahr 1984. Eine Hand der kopflosen Figur ist zum Hitlergruß erhoben, die andere zur kommunistischen Faust geballt - ein Mensch, zerrissen zwischen den totalitären Systemen des 20. Jh.
Tägl. (außer Di) 10-19 Uhr. 14 €, erm. 10 €, wer Wartezeiten vermeiden möchte, sollte online buchen. Humboldtstr. 5-6, www.museum-barberini.com. Tram 91, 92, 93, 96, 98 bis Alter Markt/Landtag.
Phönix aus der Asche zum Ersten
Stadtschloss
Nach langem Hin und Her und viel Gezanke wurde das Potsdamer Stadtschloss zwischen 2010 und 2014 wiederaufgebaut. Der Bürgerwille, der wieder eine historische Mitte haben wollte, hatte sich durchgesetzt. Zu den prominentesten Befürwortern in Sachen Schlossneubau gehörten Günther Jauch und Hasso Plattner. Hasso Plattner, dessen Stiftung auch für den Wiederaufbau des Palais Barberini verantwortlich zeichnet, spendete gar 20 Mio. Euro für die Wiederherstellung der historischen Fassade. Das hört sich nach viel an. Ist es auch. Aber für jemanden, dessen Vermögen auf über 14 Milliarden Euro geschätzt wird, ist das in etwa so viel wie für jemanden, der 14.000 € auf dem Konto hat und 20 € spendet. Wie dem auch sei - er hat gespendet. Und fördert anderswo. Das zeichnet ihn als einen großen Mäzen aus.
Traute Eintracht: Stadtschloss und Nikolakirche
Äußerlich erinnert das Schloss an die Zeit, wie es nach dem Knobelsdorff-Umbau Mitte des 18. Jh. aussah. Damals regierte Friedrich II. Das erste Schloss an jener Stelle hatte der Große Kurfürst erbauen lassen, nachdem er Potsdam zu seiner zweiten Residenz erhoben hatte. 1945 - es residierten der Oberbürgermeister und die Kreisleitung der NSDAP im Schloss - wurde es zerbombt. 1960 abgerissen.
Beim Wiederaufbau ließ