Potsdam MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag. Michael Bussmann
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Wir umrunden den Marstall mit seinen zwei prächtigen Portalen samt wiehernden Pferden entlang der Breiten Straße. Auf der Rückseite des Marstalls, bei der Statue von General Steuben, biegen wir nach links in den Neuen Markt ein. Apropos Steuben. Friedrich Wilhelm von Steuben (1730-1794) war ein preußischer Offizier. Als seine Homosexualität bekannt wurde, flüchtete er nach Amerika und machte im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg Karriere. Er sprach bestes Denglisch, angeblich mit „oll korrekt“ statt mit „all correct“ zeichnete er seine Papiere ab - Kurzform: „o.k.“.
Neuer Markt
Gebäude in Potsdam-Gelb, Prinzessinnenrosa und Mintgrün. Historische Straßenlaternen, die das Kopfsteinpflaster bescheinen. Der Neue Markt ist eine der charmantesten Ecken der Stadt. Gleich rechter Hand steht dort das Kabinetthaus (Hausnr. 1). Hier tagte einst das königlich-preußische Kabinett, daher der Name. Zuvor schon, genau genommen 1770, wurde darin der spätere König Friedrich Wilhelm III. geboren.
Barockplatz at its best: Neuer Markt
Die Häuser am Platz sind größtenteils Originale. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs verschonten den Neuen Markt, der bereits seit 1722 so heißt. Heute sind hier Wissenschaft und Forschung zu Hause: Am Neuen Markt sitzen u. a. das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam , das Moses Mendelssohn Zentrum, das Einstein Forum und das Deutsche Kulturforum östliches Europa.
In der Mitte des Platzes steht die ehemalige städtische Ratswaage, die noch zu DDR-Zeiten in Betrieb war. Heute befindet sich darin ein italienisches Restaurant namens Waage. In der historischen Gaststätte zur Ratswaage in der Nachbarschaft hingegen serviert heute das Kochzimmer sternegekrönte Küche - also nicht den falschen Tisch im falschen Lokal buchen (mehr dazu → Essen & Trinken).
Ein Durchgang - über dem Portal eine Quadriga mit Kutschern und Stallburschen - führt vom Neuen Markt in den Hof des Kutschstall-Ensembles mit dem → Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Verlässt man den Hof auf der gegenüberliegenden Seite, steht man vor einer Brache - oder vielleicht schon vor einer Baustelle? Hier soll ein neues Kreativquartier namens Kreativ Quartier³ entstehen. Integriert wird darin auch ein „neuer“ Langer Stall. Der „alte“ Lange Stall, ursprünglich 170 m lang, diente der Garnison für Winterübungen. Er wurde 1871 erbaut und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Einzig die Portalfassade mit Säulen und Giebelschmuck blieb erhalten - von hinten sieht sie aus wie eine frei stehende Brandwand.
Der Turm, der hinter der Portalfassade des Langen Stalls in den Himmel ragt, ist der wieder aufgebaute Turm der → Garnisonkirche. Mitte 2022 sollen die Arbeiten an dem Turm fertig sein. Dann wird obenauf auch die originalgetreu rekonstruierte Wetterfahne aus vergoldetem Kupferblech wehen. Bis dahin wartet sie in einem vandalensicheren Käfig vor dem benachbarten Rechenzentrum auf ihren Einsatz. Der Adler steht dabei für die christliche Seele, die Sonne für Gott, hinzu kommen die Initialen Friedrich Wilhelms I. Das → Rechenzentrum aus DDR-Zeiten, heute ein Kunst- und Kreativhaus, erstreckt sich in Teilen auf dem Areal der früheren Garnisonkirche und wird im Falle eines kompletten Wiederaufbaus der Kirche abgerissen.
Weiter geht es auf der Breiten Straße, die ihrem Namen alle Ehre macht und leider nicht zu den schönsten Straßen unter der Potsdamer Sonne gehört. Barock trifft Platte trifft Zweckbauten der Nachwendezeit. Wir überqueren die Dortustraße. Benannt wurde sie nach dem Potsdamer Revoluzzer Max Dortu, einem der führenden Aktivisten der 1848er-Revolution, die bürgerliche Rechte einforderte. Am 31. Juli 1849 wurde er im Alter von 22 Jahren wegen Hochverrats hingerichtet, Friedrich Wilhelm IV., der die Meinung vertrat: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten“, hatte ein Gnadengesuch abgelehnt.
100 m weiter folgt rechter Hand das → Naturkundemuseum im ehemaligen „Haus der Landstände der Havelländischen und Zauchischen Kreise“ aus dem 18. Jh.
Das passt ja: Zuckertortenhäuser in der Bäckerstraße
Straßen in Pastell
Direkt hinter dem Naturkundemuseum biegen wir in die Lindenstraße ab, eine Straße wie aus dem Bilderbuch - hier könnte man Historienfilme drehen. Gleich rechter Hand befindet sich der Eingang zum → ehemaligen Militärwaisenhaus, einem mächtigen Karree mit großem Innenhof. Kopf in den Nacken: Vom Monopteros des Barocktempels grüßt eine golden glänzende Caritas - ein Wahrzeichen Potsdams.
In der Lindenstraße verdienen zwei weitere Gebäude unsere Beachtung: zum einen das frühere Lazarett der Leibgarde aus dem Jahr 1772, das sich einst in dem stattlichen rosafarbenen Gebäude mit der heutigen Hausnr. 25 befand, zum anderen schräg gegenüber die Alte Wache (1797 erbaut). In dem klassizistischen Arkadengebäude, das fast wie ein Fremdkörper in der barocken Lindenstraße wirkt, hat es sich heute die Commerzbank gemütlich gemacht.
Vor der Wache geht es rechts in die pastellfarbene Bäckerstraße. An deren Ende halten wir uns rechts, dann links - und schon steht man in der Yorckstraße vor dem meist trockenen Stadtkanal. Ja, der Kanal ... Wieder so eine Potsdamer Sache, die irgendwann verschwand und wieder „auferstehen“ soll (→ Kasten).
Von der Yorckstraße sollte man unbedingt einmal in die Wilhelm-Staab-Straße spitzen. Diese bildhübsche Kopfsteinpflasterstraße wurde nach dem Krieg als „Barockstraße der DDR“ fast komplett wieder aufgebaut. Hinter den historischen Fassaden verbirgt sich der Zeitgeist der 1950er-Jahre. In der Straße befindet sich mit dem Nikolaisaal auch eine architektonisch spannende Konzert- und Veranstaltungsstätte (→ Kultur).
Am Ende der Yorckstraße queren wir die Friedrich-Ebert-Straße. Das grüne Rechteck links voraus ist der Platz der Einheit, Endpunkt dieses Spaziergangs und Ausgangspunkt des nächsten (→ Tour 2). Falls Sie zurück zum Alten Markt wollen, können Sie die Friedrich-Ebert-Straße Richtung Stadtschloss hinabgehen. In diesem Fall passieren Sie einen zartgelben Stuckaltbau auf der rechten Seite (Hausnr. 121). Hier lebte Heinrich Heine im Jahr 1829 für wenige Monate zur Untermiete und arbeitete am dritten Teil seiner Reisebilder. „Hätt’ er gelernt was Rechtes, müsst er nicht schreiben Bücher“, soll sein Onkel Salomon einst über ihn gesagt haben. Klingt uns vertraut.
Projekt Stadtkanal: Klein-Amsterdam an der Havel
Alles in Reih und Glied: am historischen Stadtkanal
Es war einmal ein Potsdam, das hatte eine Gracht. Der ca. 2 km lange Kanal verlief vom damaligen Alten Wassertor gegenüber den Planitzinseln bis zum Kellertor. Heute zeichnen die Dortustraße, die Yorckstraße und die Straße