Potsdam MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag. Michael Bussmann
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Nikolaikirche, nicht verpassen: den Aufstieg zur Aussichtsplattform
Palais Barberini, hochkarätige Kunst zwischen russischem Impressionismus und Realsozialismus
Stadtschloss, hier darf man nicht nur reingehen, sondern sollte sogar
Kein Viertel der Stadt hat wohl in den vergangenen Jahren so sein Gesicht verändert wie das Eck um den Alten Markt. Friedrich der Große hatte den Platz einst nach dem Vorbild einer römischen Piazza anlegen lassen. Dann kamen Krieg und Zerstörung, Abriss und Wiederaufbau. „Zurück zu den Wurzeln“ heißt die Devise seit dem Mauerfall. Aus der Ödnis zu DDR-Zeiten wurde wieder ein Ort, der staunen lässt.
Rund um den Alten Markt versammelt sich auch so ziemlich alles, um was Potsdam in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten diskutiert und gestritten hat. Das Stadtschloss ist wieder da. Das Palais Barberini wurde rekonstruiert - seitdem bekommt Potsdam wieder einen regen Strom an Kunst-Nerds aus der nahen Hauptstadt und ganz Deutschland ab. Die Fachhochschule aus den 1970er-Jahren wurde abgerissen, ein Wohn- und Geschäftsviertel in historischen Dimensionen soll auf dem Areal entstehen - sehr zum Unmut derer, die in dem Nebeneinander aus DDR-Bauten und (pseudo-)barockem Protz eine spannende Melange sahen. Etwas weiter wird der Turm der Garnisonkirche wieder aufgebaut - vielleicht folgt auch noch das Kirchenschiff. Und so weiter und so fort.
Ein Sanierungsgebiet wird das Eck jedenfalls noch eine Weile bleiben. Die „Disneylandisierung der Potsdamer Innenstadt“, wie Kritiker meinen, ist noch längst nicht abgeschlossen. Sei es, wie es will: Den Potsdam-Touristen erwartet rund um den Alten Markt viel Spannendes. Und eine enorme Diskrepanz: Zwischen hochkarätiger Kunst und abgerockten Plattenbauten, vor denen Omis mit Kittelschürze und Rollator sitzen, liegen oft nur ein paar Meter.
Hinweis zum Aufbau des Reiseteils
Der in den Spaziergängen bzw. Radtouren und teilweise auch in den Eingangskapiteln auftauchende Pfeil „→“ vor einer Sehenswürdigkeit verweist auf eine ausführlichere Beschreibung im anhängenden Kapitel „Sehenswertes“. Die angegebene Dauer eines Spaziergangs bzw. einer Radtour beinhaltet nicht den Besuch von Museen oder Sehenswürdigkeiten.
Spaziergang
Länge ca. 2 km, Dauer ca. 1:40 Std., Karte.
Wir beginnen unseren Spaziergang am Alten Markt, dem heute wieder schönsten Platz der Stadt. Auf Fotos aus den 1950er-Jahren sieht er noch wie ein Gebiss des Grauens aus: das Schloss in Ruinen, die Nikolaikirche und das Alte Rathaus ebenso. Noch leerer wurde der Alte Markt, als das Stadtschloss 1960 abgerissen wurde. Der Platz mutierte zu einer öden, weiten Fläche, über die der Wind pfiff, wie geschaffen für Großkundgebungen. Heute, nach den Rekonstruktionen, kann man dem Alten Markt eine gewisse Grandezza wahrlich nicht absprechen. Urbane Lebendigkeit will sich aber nicht einstellen. Trotz der vielen Touristen, die hier auf- und abmarschieren. Schauen wir uns um.
Rund um den Alten Markt
Dominiert wird der Platz von der → Nikolaikirche mit ihrer mächtigen Kuppel. Unterhalb der Kuppel gibt es eine Aussichtsplattform. Gen Süden blickt man von dort auf Stuck und Gold rund um den Alten Markt, gen Osten auf düstere Modularbauten aus sozialistischer Zeit.
Vor der Kirche steht seit Mitte des 18. Jh. ein 25 m hoher, von barbusigen Sphingen bewachter Obelisk, den der Bildhauer Benjamin Giese ursprünglich mit den Bildmedaillons preußischer Kurfürsten und Könige verziert hatte. Zu DDR-Zeiten wurde der Obelisk wegen Baufälligkeit bis auf den Sockel abgetragen und mit Marmor aus der Sowjetunion und Jugoslawien wieder aufgebaut. Seitdem schmücken ihn keine preußischen Herrscher mehr, sondern die Reliefs berühmter preußischer Architekten. Die Figuren an den Ecken stellen antike Redner dar.
Der Bau rechts neben der Nikolaikirche mit dem vergoldeten Atlas auf dem Dach ist das Alte Rathaus, heute ein Teil des → Potsdam Museums. An der Südostseite, zur Alten Fahrt hin, folgt das → Palais Barberini, der Promi unter den Potsdamer Palästen. Im Inneren wird hochkarätige Kunst gezeigt.
Links der Nikolaikirche fallen Bauzäune ins Auge. Hier stand bis 2018 ein dreigeschossiger Bau der DDR-Moderne, der zuletzt die Fachbereiche Sozial- und Informationswesen der Fachhochschule Potsdam beherbergte. Das Gebäude war arg umstritten. Die einen liebten es, die anderen hassten es. Die, die in dem Gebäude ein Stück erhaltenswerte DDR-Architektur sahen und für dessen Erhalt kämpften, kämpften vergebens - die Hasser gewannen. Ab 2021 soll hier ein Block aus 15 Gebäuden im historisierenden Stil entstehen. Geplant ist eine „Mischung aus Wohnen, Einzelhandel, Gastronomie, Kunst und Kultur“.
Seinen würdigen Abschluss erhält der Alte Markt gen Süden durch das lachsrosafarbene → Stadtschloss, ein Fake-Schloss, dessen Rekonstruktion 150 Mio. Euro kostete. Im Schloss hat heute der Landtag seinen Sitz. An der Westseite des Schlosses, zur Friedrich-Ebert-Straße hin, erblickt man den goldenen Schriftzug „Ceci n’est pas un château“. Auf Deutsch: „Das ist kein Schloss“. Und im Klartext: „Das ist kein Abklatsch, sondern was Eigenes.“ Ausgedacht hat sich den Satz die Potsdamer Restauratorin Annette Paul. Davor steht die Ringerkolonnade, eine Kolonnade mit korinthischen Säulen. Was ihr fehlt, sind die namengebenden Ringerskulpturen, die noch auf ihre Restaurierung warten.
Sterne gucken
Das FH-Gebäude verschwand zwar. Gerettet aber wurde sein Fassadenschmuck, wabenartig miteinander vernetzte Sterne aus weiß lackiertem Aluminium, einem Origami-Kunstwerk ähnlich. Bereits vor dem Abriss 2018 waren die Sterne zum Symbol des Kampfes für den Erhalt des Bauwerks geworden: „FH bleibt!“. Und zum Zeichen des Protests gegen die politische Kultur in der Stadt. Selbst auf Stofftaschen wurden sie gedruckt. Ein Teil der Sternefassade ist heute auf dem FH-Campus an der Kiepenheuerallee nördlich des Zentrums eingelagert und soll künftig u. a. bei der Verschönerung des Campus Verwendung finden. In der dortigen Bibliothek hängen schon welche. Auch anderswo schafften es die Sterne bereits in den öffentlichen Raum: Werfen Sie z. B. einen Blick auf das abgerockte Gebäude der Bibliothek konte◊ :x◊ t an der Ecke Hermann-Elflein-Straße/Gutenbergstraße (der Stern hängt hofseitig zur Gutenbergstraße hin). Viel Spaß beim Sternegucken!
Entlang der Breiten Straße
Früher verband die Kolonnade das Stadtschloss mit dem → Marstall auf der anderen Seite der Straßenbahnschienen. In dem imposanten Gebäuderiegel