Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan Burban
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Der Sturmkreuzer positionierte sich genau hinter dem Ashrak und damit in einem toten Winkel für dessen Bewaffnung. Die Energiegeschütze flammten mehrmals auf und das Kriegsschiff schnitt den Angriffskreuzer in Stücke, bis er letztendlich detonierte und zu einem weiteren Wrack in diesem Schiffsfriedhof wurde.
Gareth atmete erleichtert auf. In seinen Ohren knackte es und Ris’rils besorgte Stimme drang über die geöffnete Frequenz. »Wir sollten ganz schnell verschwinden. Wenn sich der Kreuzer nicht zurückmeldet, dann kommen weitere. Mit denen dürften wir es deutlich schwerer haben.«
»Geh längsseits und docke an einer der Luftschleusen an. Du musst uns abholen. Unser Zerstörer ist erledigt. Der fliegt nirgends mehr hin.«
»Verstanden«, erwiderte die Samirad. »Was ist mit den Fahrzeugtransportern?«, fragte die Kriegerin nach kurzem Zögern. »Sollen wir die auch erledigen?«
Gareth dachte ernsthaft über den Vorschlag nach. Dem Feind einen letzten Schlag vor ihrem Rückzug zu verpassen, war überaus verführerisch. Doch er schüttelte den Kopf. »Da sind ohnehin nur Kexaxa drin. Deren Verlust würde dem Imperium nichts bedeuten.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Ris’ril. »Vielleicht sind es Ashrak.«
Gareth machte eine verkniffene Miene. »Wohl kaum. Wären es Ashrak, hätte die Besatzung des Kreuzers sie nicht derart bedenkenlos geopfert.«
2
Die Schwere Korvette glitt langsam und behäbig in den gewaltigen Hangar und dockte an einer der freien Buchten an. Ihr folgte der erbeutete Sturmkreuzer. Dessen Besatzung steuerte einen weiteren freien Platz an. Die Dockklammern umfassten die beiden Schiffe und fixierten sie an ihrem Standort. Eine röhrenartige Rampe wurde ausgefahren und die Besatzungen beider Schiffe verließen ihre Beute, während sich Kexaxa daranmachten, die Schäden zu begutachten und nötige Reparaturen vorzubereiten.
Gareth deaktivierte seine Rüstung mit einem kurzen Schlag auf den entsprechenden Schalter. Die durch Nanotechnologie verbundenen Plättchen zogen sich eins ums andere zurück, bis er nur noch in seinem Kampfoverall dastand. Er streckte sich und genoss das Gefühl, als die einzelnen Rückenwirbel nacheinander knackten. Erst als der letzte wieder an seinen Platz rückte, fühlte er sich richtig entspannt.
Sein Blick glitt über die Andockbuchten. Mehr als ein Dutzend Schiffe unterschiedlicher Klassen war hier untergebracht. Allesamt Beutegut, das sie Sekari, Syall und auch dem Imperium abgenommen hatten. Dutzende Kexaxa schwärmten über die Außenhülle eines jeden Schiffes, um es wieder gefechtstauglich zu kriegen.
Gareth seufzte. Sie konnten weiß Gott jedes bisschen Feuerkraft dringend gebrauchen. Ihr Feind war ihnen zahlenmäßig tausendfach überlegen. Und er war sich dessen bewusst. Das war eigentlich das Schlimmste daran.
Als er sich umdrehte, erkannte Gareth, dass er bereits erwartet wurde. Fabian Hoffmann stand abwartend einige Meter entfernt. Sein Freund und Waffenbruder wirkte oberflächlich betrachtet völlig gelassen. An dem rhythmisch auftippenden rechten Fuß erkannte er jedoch die Nervosität, die unter der Oberfläche brodelte.
Gareth lächelte, als sein Freund näher trat. Es schwand, als Fabian nicht darauf einging, sondern ihn weiterhin mit ernster Miene musterte.
»Was ist passiert?«, verlangte der Anführer der Rebellion zu erfahren.
»Das sage ich dir besser in der Zentrale«, erwiderte Fabian. »Michael, Ris’ril und Ludwig sind bereits dort. Aber sie sind noch nicht gebrieft. Ich wollte damit warten, bis du auch dabei bist.«
Gareth nickte. Fabian übernahm die Führung, während sie schnellen Schrittes durch die Korridore eilten. Die von den Sekari eingenommene Basis im Aquarius-Sektor diente inzwischen als Hauptquartier der Rebellion. Die Sekari hielten sie für zerstört und die Ashrak wussten nichts von ihr. Es war der perfekte Ausgangsort, um ihre weiteren Operationen zu planen.
Gareth blieb nicht viel Zeit, um sich umzusehen. Sie hatten in kurzer Zeit sehr viel erreicht. Der Stützpunkt war nicht wiederzuerkennen. Er wimmelte vor befreiten Blutläufern der unterschiedlichsten Spezies.
Darüber hinaus befanden sich noch eine ganze Menge Kexaxa unter ihnen, die sich der Rebellion angeschlossen hatten. Dafür war Untray verantwortlich. Viele seiner Artgenossen gehörten der Untergrundbewegung an und nun, da der Kampf begonnen hatte, waren die Kexaxa dafür verantwortlich, das verfügbare Kriegsgerät für den Kampf vorzubereiten.
Die Anzahl an Blutläufern, die die Basis nun bevölkerten, ließ Gareth beinahe schwindlig werden. Sie eilten mit den verschiedensten Aufgaben durch die Korridore. Die wenigsten hatten für Gareth auch nur einen Blick übrig, und auf den dies doch zutraf, der nickte ihm lediglich kurz und respektvoll zu. Die Rebellion war im Entstehen. Gareth war zu Recht stolz auf das Erreichte. Er war sich aber im Klaren, dass er das allein nie zustande gebracht hätte.
Sein Blick fiel auf ein junges Paar, das sich in den Schatten verbarg. Die beiden knutschten wild und hemmungslos, was auf Gareths Miene ein Lächeln auslöste. Das Zwischenmenschliche war also auch auf einem guten Weg. Sie waren dabei, eine gesunde und florierende Gemeinschaft zu werden.
Die beiden Freunde erreichten die Zentrale. Irgendjemand hatte in krakeliger Schrift über den Eingang das Wort Bounty geschrieben. Dies war inzwischen sowohl Spitz- als auch Codename für den Stützpunkt, der dem Aufstand als Hauptquartier diente.
Gareth gab zu, dass er am Anfang mit dem Wort nichts anzufangen gewusst hatte. Bis ihm jemand erklärte, dass es sich dabei um einen berühmten Fall von Meuterei auf der Erde handelte. Von diesem Moment an wusste er, dass die Bezeichnung auf ihre Situation durchaus zutraf.
Die beiden Soldaten betraten die Kommandozentrale, wo sie bereits von Michael, Ludwig sowie Ris’ril erwartet wurden. Fabian sah sich unter den Offizieren um, die an den Konsolen ihren Dienst versahen.
»Bitte verlassen Sie die Zentrale für einen Moment. Die folgende Besprechung unterliegt der Geheimhaltung.«
Die Blutläufer sahen von ihren Konsolen auf, als würden sie die ranghohen Offiziere erst jetzt bemerken. Sie wechselten verhaltene Blicke. Einige erhoben sich und strebten dem Ausgang zu, erst dann folgte auch der Rest ein wenig verunsichert.
Fabian wartete, bis auch der Letzte von ihnen die Zentrale verlassen und die Tür sich hinter diesem geschlossen hatte. Er seufzte und betätigte einige Kontrollen. In der Luft zwischen den Offizieren materialisierte ein Hologramm. Gareth erkannte es als das Abbild eines Systems namens Kelill.
Dessen dritter Planet war ein imperialer Garnisonsposten mit einer Stärke von knapp einer halben Million Blutläufer. Kelill befand sich an einem Verbindungspunkt zwischen Rod’Or-Imperium, Syall und Sekari und war deshalb erstens von besonderem Interesse und zweitens stark gesichert.
Gareth kniff die Augen leicht zusammen. Im Orbit des Planeten befanden sich mehrere Flottenverbände. Es waren wesentlich mehr, als eigentlich hätten dort sein dürfen. Noch während Gareth die Aufnahme musterte, zuckten Energieblitze von einem der Schlachtschiffe zur Planetenoberfläche. Ludwig keuchte erschrocken auf. Sogar Ris’ril machte große Augen. Lediglich Michael verzog keine Miene. Dessen Kaltschnäuzigkeit bereitete Gareth zuweilen Sorgen. Weitere Schiffe schlossen