Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven. Stefan Burban
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Читать онлайн книгу Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven - Stefan Burban страница 6
Gareth deutete auf das Hologramm. »Wie alt ist diese Aufnahme?«
»Etwa vier Monate. Sie stammt von einem unserer Aufklärer.«
»Vier Monate?«, protestierte Gareth. »Und wir kriegen sie erst jetzt?«
Fabian zuckte die Achseln. »Was erwartest du? Wir haben keinen Zugang zu Hyperraumkatapulten. Unsere Schiffe sind gezwungen, mittels gewöhnlichem Antrieb zwischen den Systemen herumzureisen. Und solange wir keine Möglichkeit haben, ebenfalls Katapulte einzusetzen, wird das auch so bleiben.« Fabian musterte seinen Anführer mit festem Blick. »Denk mal darüber nach: Ris’ril und du, ihr habt selbst fast zwei Monate benötigt, um eure Beute vom Schiffsfriedhof hierher zu bringen.«
Gareth schüttelte leicht den Kopf. »Wir müssen das Transportproblem irgendwie in den Griff kriegen. Wir sind ohnehin zahlenmäßig weit unterlegen. Wenn der Feind seine Schiffe und Truppen auch noch schneller verlegen kann als wir, werden uns die Ashrak früher oder später ausmanövrieren.«
Fabian nickte und deutete erneut auf das Hologramm. »Das ist zwar richtig, soll aber nicht das heutige Thema sein. Es gibt Wichtigeres, um das wir uns sorgen müssen.«
Gareth richtete sein Augenmerk erneut nach oben. In Gedanken versunken musterte er die Flotte, die weiterhin Fahrt aufnahm. »Wissen wir, wem das Bombardement galt? Das Imperium wird ja nicht ohne Grund einen seiner eigenen Planeten angegriffen haben. Hatten wir Einsatztruppen vor Ort?«
Fabian machte eine verkniffene Miene. »Jein«, erwiderte er rätselhaft. »Unsere Kexaxa-Freunde von Kelill haben uns die entsprechende Erklärung geliefert.« Der Blutläuferoffizier machte eine dramatische Pause. »Auf Kelill waren etwa zweihundertfünfzigtausend Soldaten unterschiedlicher Spezies stationiert, die in den letzten Standardjahren auf Suvus ausgebildet worden sind.«
Gareths Blick zuckte in Fabians Richtung und der Mann nickte bedrückt. Nun war klar, was das Bombardement zu bedeuten hatte. Er hätte nur nie erwartet, dass das Imperium derart weit gehen würde.
Fabian seufzte. »Sie haben alle Blutläufer, deren Loyalität infrage steht, an einen Ort gebracht und dort ausgelöscht. Inzwischen hat uns die Nachricht ereilt, dass sich dieser Vorgang auf weiteren Welten ereignet hat. Wir rechnen mit über einer Million toter Blutläufer, die vielleicht irgendwann unsere Reihen aufgefüllt hätten.«
Gareth spie einen Schwall Luft zwischen den Vorderzähnen aus. »Sie töten potenzielle Rebellen, bevor wir in der Lage sind, sie zu befreien. Das ist eine brutale, aber nichtsdestoweniger sehr effiziente Taktik.«
»So ist es«, nickte Fabian. »Es bedeutet, dass der Wurm in den Loyalitätsimplantaten und auch dein Alpha-Wurm nun bedeutungslos sind. Wir können nichts mehr mit ihnen anfangen.«
Ludwig fluchte. »Sie versuchen, unseren Nachschub auszutrocknen.«
»Und das auch noch auf sehr elegante Art und Weise«, schloss sich Michael an. Der Mann schien vom Vorgehen des Imperiums tatsächlich beeindruckt zu sein. Gareth nahm sich vor, mit ihm irgendwann ein ernstes Gespräch über seine Einstellung zu führen.
Gareth seufzte. »Was tun wir also? Eigentlich hatte ich vor, weitere Blutläufer zu befreien und unsere Reihen zu stärken, bevor wir das Imperium offen herausfordern. Aber das könnte tödlich für unsere Bewegung enden. Nichts zu tun und die Beine stillzuhalten, wäre meiner Meinung nach genau die falsche Reaktion.«
»Vor allem angesichts unserer Verluste«, fuhr Fabian fort. Er blickte Gareth erwartungsvoll an. Dieser bedeutete seinem Freund weiterzusprechen. Fabian nickte. »Gemäß unserem Plan haben wir uns nach dem Angriff auf Suvus dezentralisiert. Wir haben uns verteilt und Stützpunkte überall im Imperium aufgebaut. In jedem Sektor des Rod’Or-Reiches existieren nun zwischen einem und drei Rebellenbasen, jede mit einem kleinen Flottenkontingent ausgestattet. Parallel dazu haben wir uns auf die Suche nach noch funktionsfähigen Wracks gemacht, um unsere Flotte weiter auszubauen.«
»Das war sinnvoll«, kommentierte Ludwig selbstzufrieden.
Fabian neigte leicht den Kopf zur Seite. »Nur, dass es uns mehr schadet als nutzt. Im letzten halben Jahr haben wir gut zweihundert Schiffe auf den Schlachtfeldern des Krieges gefunden und wieder so weit repariert, dass sie als einsatzfähig angesehen werden können. Im Gegenzug haben wir annähernd fünfzig verloren. Sie kamen feindlichen Patrouillen in die Quere oder gingen Hinterhaltkommandos der Ashrak ins Netz. Die Ashrak haben großflächig damit begonnen, Schiffsfriedhöfe zu überwachen. Das stellt zunehmend ein Problem dar.«
Gareth kratzte sich leicht über das unrasierte Kinn. »Die Agenten der Honuh-ton sind nicht blöd. Und Cha’acko ist einer der gefährlichsten von ihnen. Die Idee, ehemalige Schlachtfelder zu überwachen, dürfte auf seinem Mist gewachsen sein. Ihm wird klar sein, dass sie unsere einzige Möglichkeit sind, an Nachschub zu kommen.«
»Wir hätten ihn umbringen sollen, als sich die Gelegenheit dazu bot«, kommentierte Michael.
»Versucht haben wir es ja«, entgegnete Gareth gepresst, »aber der Kerl ist einfach nicht totzukriegen.«
»Leider ist er wirklich überaus clever«, spann Fabian den Faden weiter. »Die Hinterhaltkommandos haben nicht in jedem Fall sofort zugegriffen. Einige Male folgten sie unseren Bergungsteams zurück zu ihren Basen. Wir haben sieben verloren und das sind nur die, von denen wir im Moment wissen. Gut möglich, dass weitere Verlustmeldungen noch auf dem Weg sind.«
»Mit anderen Worten, wir sind so ziemlich am Arsch«, gab Michael zurück. »Wir können unsere Reihen nicht mehr mit Soldaten auffüllen und jedes Mal, wenn wir Bergungsteams ausschicken, müssen wir damit rechnen, dass wir Schiffe, Kämpfer und sogar Stützpunkte verlieren.« Michaels Kopf schwenkte in Gareths Richtung. »Die Rod’Or haben sich von den Schlachten um Draimina und Suvus erholt.«
»Falls es für sie jemals nötig war, sich von diesen Niederlagen zu erholen«, stimmte Gareth niedergeschlagen zu. Er widmete Fabian erneut einen missmutigen Blick. »Wie hoch sind unsere Verluste insgesamt?«
Fabian zögerte. »Nach derzeitigem Kenntnisstand: um die siebzigtausend Mann. Die Dunkelziffer dürfte höher sein.«
Gareths Schultern sackten ein ganzes Stück weit ab. »Hol die Leute wieder rein. Ich muss mir all das erst einmal durch den Kopf gehen lassen.« Er sah auf. »Treffen wir uns morgen wieder. Bis dahin will ich ein paar Ideen von euch hören. Wir müssen den Aufstand irgendwie am Leben halten oder alles, was wir erreicht haben – alles, was wir getan haben –, war völlig umsonst.«
* * *
Gareth verließ die improvisierte Versammlung mit einem Kopf, der dröhnte, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer darauf eindreschen.
Es war schwierig, nicht die Hoffnung zu verlieren. Der Feind war haushoch überlegen, und egal welche Erfolge sie erzielten, die gegnerischen Streitkräfte schienen sie innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil zu verkehren. Dabei war Cha’acko mit unumstößlicher Sicherheit ihr gefährlichster Gegner. Gareth zweifelte keinen Augenblick daran, dass er von der Rod’Or-Obrigkeit mit der Zerschlagung des Aufstands beauftragt war.
Genau das hätte Gareth an deren Stelle auch getan. Cha’acko war nicht nur der fähigste Offizier für diese Art von Aufgabe. Darüber hinaus hatte der Agent die größtmögliche Motivation. Der Aufstand war unter seiner direkten Aufsicht ausgebrochen. Das wäre normalerweise Grund genug gewesen, ihn hinzurichten.