Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz
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Читать онлайн книгу Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz страница 69
»Durch irgend einen Pilgrim oder einen fahrenden Bruder. Es wallfahren ja manche Leute ans Grab der Königin nach Krakau.«
»Könntest Du mir nicht die Herausforderung schreiben?«
»Herr, ich will alles, was Ihr verlangt, schreiben – ganz schön und ganz richtig, selbst wenn es auf einem Brette sein müßte.«
»Ein Brett wird am besten sein, weil man es nicht zerreißen kann und es mir auch später von Nutzen sein wird.«
Nach einiger Zeit brachten denn auch die Knechte ein neues Brett herbei und Sanderus begann zu schreiben. Was er schrieb, konnte Zbyszko zwar nicht lesen, gleichwohl befahl er, die Herausforderung sofort an dem Thore zu befestigen und darunter sein Schild aufzuhängen. Die beiden Türken mußten dies abwechselnd bewachen. Wer dann mit der Lanze darauf schlug, gab damit das Zeichen, daß er die Herausforderung annahm.
Indessen schien es in Sieradz offenbar an Leuten zu fehlen, welche an solchen Sachen Gefallen fanden, denn weder an diesem Tage noch am folgenden Morgen erklang der Schild auch nur ein einziges Mal. Etwas niedergeschlagen brach der Jüngling um die Mittagszeit wieder auf.
Bevor er aber Sieradz verließ, kam Sanderus zu ihm und sagte: »Herr, würdet Ihr den Schild in dem Gebiet der preußischen Machthaber heraushängen, so müßte Euch der Knappe schon jetzt die Riemen der Rüstung festziehen.«
»Wie wäre dies möglich! Ein Kreuzritter darf sich ja als Ordensbruder keine Herrin erkiesen, der er in Liebe dient. Dies ist ihm verboten.«
»Ob es ihnen verboten ist, weiß ich nicht, ich weiß nur, daß sie sich auch ihre Herrinnen erwählen. Das ist wahr, daß ein Kreuzritter sich nicht zum Zweikampf stellen kann, ohne Aergernis zu geben, weil er geschworen hat, daß er, gemeinschaftlich mit allen andern, nur für den Glauben kämpfen werde. Außer den Ordensbrüdern halten sich aber auch fremde weltliche Ritter dort auf, welche den preußischen Herren stets zu Hilfe kommen. Die warten nur auf eine Gelegenheit, sich mit irgend jemand im Kampfe zu messen, und besonders die französischen Ritter zeigen immer Lust dazu.«
»Traun! Ich habe sie bei Wilna gesehen und will’s Gott, werde ich sie auch in Marienburg sehen. Die Pfauenbüsche an den Helmen der Ritter muß ich erobern, denn ich habe es gelobt, verstehst Du?«
»Kauft mir zwei oder drei Tropfen von dem Schweiße ab, den der heilige Georg beim Kampfe mit dem Drachen vergossen hat. Mehr als alle andern ist einem Ritter diese Reliquie von Nutzen. Gebt mir dafür das Pferd, auf dem ich hierherritt, wie Ihr befahlt, dann lege ich Euch auch noch einen Ablaßzettel für das Christenblut hinzu, welches Ihr im Kampfe vergießen werdet.«
»Laß mich in Frieden, sonst werde ich böse. Von Deiner Ware werde ich nichts nehmen, ehe ich weiß, daß sie echt ist.«
»Nun, Herr, wie Ihr gesagt habt, begebt Ihr Euch ja an den masovischen Hof zum Fürsten Janusz. Fragt also dort darnach, wie viele Reliquien mir abgekauft wurden – auch von der Fürstin selbst – und von den Rittern und von den Jungfrauen bei den Hochzeiten, denen ich angewohnt habe.«
»Bei welchen Hochzeiten?« fragte Zbyszko.
»Vor dem Advent finden ja immer viele statt. Und ein Ritter nach dem andern vermählte sich, denn die Leute sprechen davon, daß ein Krieg zwischen dem polnischen König und den preußischen Herren aus dem Gebiete von Dobrzyn ausbrechen werde. Da sagt sich denn mancher: ›Gott weiß, ob ich am Leben bleibe!‹ und deshalb will er zuvor im glücklichen Besitz seines Weibes sein.«
Die Kunde von dem Kriege machte einen tiefen Eindruck auf Zbyszko, aber noch tieferen Eindruck machte das, was Sanderus von den verschiedenen Ehebündnissen berichtet hatte. Daher fragte er: »Welche Mägdlein sind es, die sich vermählt haben?«
»Hoffräulein der Fürstin. Ich weiß nicht, ob ein einziges übrig geblieben ist, denn ich hörte, wie die Fürstin sagte, sie müsse sich neue zu ihren Diensten heranziehen.«
Als Zbyszko dies hörte, schwieg er eine Weile, dann aber fragte er abermals mit ganz veränderter Stimme: »Und hat sich die Jungfrau Danuta, Jurands Tochter, deren Namen auf der Tafel steht, auch vermählt?«
Sanderus zauderte mit der Antwort, erstens deshalb, weil er nichts sicher wußte, und zweitens, weil er sich sagte, wenn er den Ritter in Ungewißheit lasse, werde er ein gewisses Uebergewicht über ihn erlangen und könne ihn dadurch besser ausnützen. Längst schon hatte er bei sich erwogen, ob er sich nicht zu diesem Kämpen halten solle, dessen Wohlhabenheit nicht nur das ansehnliche Gefolge, sondern auch das ganze Auftreten verriet. Sanderus verstand sich auf das Gefolge und auf die Ausrüstungen der Ritter. Die große Jugend Zbyszkos schien ihm auch eine Gewähr dafür zu leisten, daß sich dieser sehr freigebig erweisen und mit dem Gelde leicht um sich werfen werde. Dafür bürgten ja auch die kostbare Mailänder Rüstung und die mächtigen Kriegsrosse, die der erste beste nicht besitzen konnte. Demzufolge kam er daher zu der Ueberzeugung, das Anschließen an ein solches Herrlein werde ihm sowohl Gastfreundschaft auf den Höfen verschaffen, wie Sicherheit auf den Wegen bieten, und ihm mehr als eine Gelegenheit zum günstigen Verkaufe des Ablasses verbürgen, ganz abgesehen von dem reichlichen Essen und Trinken, um was es ihm ja vor allem zu thun war.
Als er daher Zbyszkos Frage vernahm, runzelte er zuerst die Stirne, zog die Brauen in die Höhe, als ob ihn das Denken anstrenge, und erwiderte erst dann in wichtigem Tone: »Das Jungfräulein Danusia, Jurands Tochter … Woher ist sie denn?«
»Jurands Tochter, Danusia, ist aus Spychow.«
»Ich habe wohl alle gesehen, aber gerade derer, nach welcher Ihr fragt, kann ich mich nicht erinnern.«
»Ein gar junges Ding ist sie noch, und sie spielt die Laute und singt zur Ergötzung der Fürstin.«
»Aha, ein gar junges Ding ist sie noch, und auf der Laute weiß sie zu spielen! Gar viele junge Dinger habe ich gesehen. Ist sie nicht dunkel wie Achat?«
Zbyszko holte tief Atem.
»Nein, das ist sie nicht! Die, welche ich meine, hat zart gerötete Wangen, ist weiß wie Schnee und blond.«
Darauf erwiderte Sanderus: »Die eine, die dunkle, ist bei der Fürstin geblieben, all die andern aber sind schon Eheweiber geworden.«
»Du sagtest aber doch, Du habest ›fast alle‹ gesehen, nicht nur eine einzige. Beim allmächtigen Gotte, Du willst wohl, daß ich Dein Gedächtnis durch irgend etwas auffrische!«
»Laß mir nur drei oder vier Tage Zeit, dann werde ich mir alles wieder in die Erinnerung rufen können – am liebsten aber hätte ich ein Pferd, damit es die geweihte Ware trage, mit der ich handle.«
»Das sollst Du bekommen, so Du die Wahrheit sprichst.«
Jetzt ließ sich aber der Böhme, welcher diesem Gespräch von Anfang an zugehört hatte, verächtlich lächelnd, also vernehmen: »Die Wahrheit wird an dem masovischen Hofe zu Tage kommen.«
Sanderus schaute den Sprechenden einen Augenblick an, dann sagte er: »Glaubst Du denn, ich fürchte mich vor dem masovischen Hofe?«
»Ich behaupte nicht, daß Du Dich vor dem masovischen Hofe fürchtest, ich sage Dir nur eins: weder sofort, noch in drei Tagen, wirst Du Dich auf dem Pferde aus dem Staube machen, und zeigt es sich, daß Du lügst, dann kommst Du auch nicht auf den eigenen Füßen davon, denn dann läßt sie Dir Seine Gnaden entzwei brechen.«
»So