Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski. Henryk Sienkiewicz

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Gesammelte historische Romane: Quo Vadis? + Die Kreuzritter + Mit Feuer und Schwert + Sintflut + Pan Wolodyjowski - Henryk Sienkiewicz

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nach Ruhm dürstende Herz des Lothringers floß bei diesen Worten geradezu über vor Wonne, und als er sich auch noch zum Bewußtsein brachte, daß solch mutige, ritterliche Thaten zu den Seltenheiten gehörten, daß er sich das ihm gespendete Lob in jenen fernen polnischen Landen errungen hatte, von denen man die wunderbarsten Mären im Osten erzählte, da fühlte er vor Freude kaum noch Schmerzen in dem verletzten Arme. Wenn ein Ritter an dem brabantischen oder burgundischen Hofe zu erzählen vermochte, er habe auf der Jagd das Leben der masovischen Fürstin gerettet, dann wandelte er fürderhin im Strahlenkranze der Ehre und des Ruhmes dahin, darüber konnte kein Zweifel herrschen. Von diesem Gedanken getragen, wollte er vor der hohen Frau auf die Knie fallen und ihr treuen Dienst geloben, allein die Fürstin war schon wieder mit Danusia um Zbyszko bemüht. Für wenige Minuten hatte dieser aufs neue das Bewußtsein gewonnen. Er lächelte Danusia zu, fuhr mit der Hand an die mit kaltem Schweiß bedeckte Stirn und verlor abermals die Besinnung. Als die erfahrenen Jäger bemerkten, wie sich seine Hände zusammenkrampften, wie er mit offenem Munde dalag, hielten sie ihn für verloren. Die noch erfahreneren Kurpen aber, von denen fast ein jeder die Spuren von Bärentatzen, von Eberhauern oder von Hörnern der Auerochsen an sich trug, behaupteten, die Hörner des Tieres seien zwischen den Rippen des jungen Ritters eingedrungen, er habe eine, höchstens zwei seiner Rippen gebrochen, das Rückgrat müsse indessen unversehrt geblieben sein, denn sonst hätte er sich selbst nicht auf einen Augenblick emporrichten können. Sie wiesen auch darauf hin, daß Zbyszko an einer Stelle gestürzt war, auf welcher der Schnee hochgetürmt lag, ein Umstand, dem er hauptsächlich seine Rettung verdanke, weil er, unter der Schwere des Tieres immer tiefer in den Schnee sinkend, davor bewahrt blieb, daß ihm Brust und Rückgrat völlig eingedrückt wurden. Unglücklicherweise hatte sich der Arzt des fürstlichen Paares, Pater Wyszoniek, von der Jagd ferngehalten, trotzdem er gewöhnlich dabei zu sein pflegte, weil er gerade in der Zeit mit der Herstellung von Oblaten beschäftigt war. Als dies dem Böhmen zu Ohren kam, machte er sich spornstreichs auf den Weg zu ihm, während Zbyszko von einigen Kurpen auf dem Mantel in den Jagdhof getragen ward.

      Danusia wollte zu Fuß neben ihm hergehen, diesem Vorhaben widersetzte sich jedoch die Fürstin, weil der Weg sehr weit und infolge des tiefen Schnees sehr beschwerlich war. Man schickte sich indessen an, dem Leidenden zu Pferde zu folgen. Der Starost Hugo de Danveld beeilte sich, Danusia in den Sattel zu helfen, dann ritt er, sich mit ihr dicht hinter den Leuten haltend, die Zbyszko trugen, neben ihr her und sagte ihr auf polnisch in eindringlichem Tone, aber doch so, daß er nur von ihr gehört werden konnte: »Ich habe in Szezytno einen wunderthätigen, heilenden Balsam, den ich von einem Einsiedler in dem hereynischen Walde erhielt. Wenn Ihr es wünscht, soll davon längstens in drei Tagen in Euern Händen sein.«

      »Gott möge Euch dafür lohnen!« antwortete Danusia.

      »Der Herr gedenkt jeder barmherzigen That! Doch welchen Dank darf ich von Euch erhoffen?«

      »Wie soll ich Euere Güte vergelten?«

      Der Starost schwieg einige Minuten, um dann zaudernd zu antworten: »Eine Frau wird Euch den heilenden Balsam bringen. Später wollen wir dann von Euerem Danke reden.«

      Sechstes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Nach einer eingehenden Untersuchung der Wunden Zbyszkos stellte der Pater Wyszoniek zwar fest, daß sich jener nur eine Rippe gebrochen habe, allein er erklärte trotzdem, er vermöge sich in den ersten Tagen nicht für dessen Wiederherstellung zu verbürgen, weil er nicht wissen könne, ob sich das Herz des Kranken nicht gedreht habe, ob dessen Leber nicht völlig weggerissen sei. Auch Fulk de Lorche mußte sich gegen Abend infolge eines großen Schwächeanfalles niederlegen, ja, des andern Tages verursachte ihm sogar die geringste Bewegung heftige Schmerzen. Gemeinsam mit den andern Hoffräulein wartete die Fürstin und Danusia der Kranken und bereitete ihnen nach der Vorschrift des Paters Wyszoniek allerlei Salben und Tränklein. In Zbyszkos Befinden trat keine Besserung ein, und besonders die Blutspuren, die sich immer wieder auf seinen Lippen zeigten, beunruhigten den Pater Wyszoniek aufs höchste. Der Kranke blieb indessen vollständig bei Besinnung. Als er im Laufe des Tages von Danusia vernahm, wer ihm das Leben gerettet habe, ließ er trotz seiner großen Entkräftung den Böhmen zu sich entbieten, um diesem zu danken und ihn zu belohnen. Unwillkürlich gedachte er dabei Jagienkas, die ihm den getreuen Mann zugeschickt hatte, ohne deren liebevolle Fürsorge er wohl elend zu Grunde gegangen wäre. Dieser Gedanke lastete schwer auf ihm, weil er fühlte, daß er all das Gute, welches ihm durch das Mägdlein zu teil geworden, niemals mit Gleichem vergelten, nein, daß er ihm nur Kummer und Schmerz bereiten werde. Was half es, wenn er sich auch stets sagte: »Ich kann mich doch nicht in zwei Hälften teilen,« sein Gewissen regte sich immer wieder, und die Antwort des Böhmen vermehrte noch die innere Unruhe.

      »Ich schwur meiner jungfräulichen Gebieterin bei meiner Ehre als Edelmann, daß ich über Euch wachen werde!« erklärte Hlawa. »So that ich denn auch nur meine Pflicht, ohne auf eine Belohnung zu rechnen. Meiner Herrin, nicht mir, müßt Ihr, o Herr, für Euere Rettung danken.«

      Schwer atmend, entgegnete Zbyszko nichts. Nach kurzem Schweigen hub jedoch der Böhme abermals an: »So Ihr wünscht, daß ich nach Bogdaniec eile, trete ich sofort den Weg dahin an. Vielleicht möchtet Ihr gern den alten Herrn sehen, denn Gott allein weiß, wie es mit Euch gehen wird.«

      »Wie hat sich Pater Wyszoniek ausgesprochen?« fragte Zbyszko.

      »Pater Wyszoniek glaubt, er könne sich erst zur Zeit des Neumondes bestimmt über Euern Zustand äußern. Bis zum Neumond aber sind es noch vier Tage.«

      »Hei! Weshalb willst Du dann nach Bogdaniec? Entweder sterbe ich, ehe der Ohm hier sein kann, oder ich werde genesen.«

      »Wollt Ihr vielleicht ein Schreiben nach Bogdaniec senden? Sanderus ist der Schrift kundig. Dann wird man dort wenigstens etwas von Euch wissen und eine Messe für Euch lesen lassen.«

      »Laß mich in Frieden, denn ich fühle mich sehr schwach. Sollte ich sterben, kehrst Du nach Zgorzelic zurück und meldest dort, was geschehen ist. An einer Messe für mich, wird es dann nicht fehlen. Werde ich wohl hier oder in Ciechanow begraben werden?«

      »Entweder in Ciechanow oder in Przasnysz. Im Walde lassen sich nur die Kurpen begraben, über deren Gräber die Wölfe heulen. Ich hörte indessen von dem Gefolge, der Fürst beabsichtige, in längstens zwei Tagen mit dem ganzen Hofe nach Ciechanow zurückzukehren, um sich später von dort nach Warschau zu begeben.«

      »Man wird mich aber sicherlich nicht allein hier zurücklassen!« rief der Kranke.

      Und er täuschte sich nicht. Da Pater Wyszoniek gegen die Ueberbringung Zbyszkos nach Przasnysz Einsprache erhob, bat Anna Danuta noch im Laufe des gleichen Tages den Fürsten, er möge ihr erlauben, mit Danusia und den andern Hoffräulein den Arzt bei der Pflege des Verletzten zu unterstützen und daher noch länger in dem Jagdhofe zu verweilen. Kaum hatte indessen Herr de Lorche, der sich schon nach zwei Tagen bedeutend besser fühlte, in Erfahrung gebracht, daß die »Damen« blieben, so erklärte er sofort, er werde ihnen Gesellschaft leisten, um sie auf dem Rückwege, oder bei einem Ueberfalle der »Sarazenen« vor Gefahr zu schützen. Woher diese »Sarazenen« kommen sollten, diese Frage legte sich freilich der tapfere Lothringer nicht vor. Im fernen Westen wurden zwar auch die Litauer so genannt. Von diesen konnte aber doch der Tochter Kiejstuts, der Schwester Witolds und der Base des mächtigen »Krakauer Königs« Jagiello keine Gefahr drohen! Trotz allem aber, was Fulk de Lorche in Masovien über die getauften Litauer und über die Vereinigung der zwei Kronen auf dem Haupte eines Herrschers zu Ohren gekommen war, hatte er schon viel zu lange unter den Kreuzrittern verweilt, schenkte er deren Worten noch zu viel Glauben, um nicht den Litauern das Schlimmste zuzutrauen.

      Inzwischen

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