Perry Rhodan 3092: Erdkern. Susan Schwartz
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»Unser Plan ist«, sagte Rhodan, »dass wir diesen ganzen Planeten und seinen Mond zurückversetzen in die Hälfte des Dyoversums, aus der er vor beinahe einem halben Jahrtausend gekommen ist. Der Staubfürst hat mir den Konzess übergeben und damit mein Vorhaben unterstützt. Was sagst du dazu?«
»Es ist mir egal, ob Terra hier oder dort durchs All kreist. Es betrifft die Außenwelt, nicht mein Theater.« Ein kurzes, raues Lachen folgte. »Hauptsache, ihr nehmt den Mond mit. Ich liebe es, den sanften Hub zu spüren, wenn er wandert. Es war keine schöne Zeit, als er verschwunden war.«
»Also wirst du uns bei der Rückversetzung unterstützen?«, fragte Sichu.
»Selbstverständlich. Wer bin ich, dass ich dem Willen meiner Meister zuwiderhandeln könnte? Der Träger des Staubkonzesses muss die Zero-Drehscheibe aktivieren, um den reibungslosen Ablauf werde ich mich kümmern.«
»Hast du das auch getan, als der Mechanismus vor fast fünfhundert Jahren aktiviert worden ist?«
»Wie kommst du darauf? Keiner hat mich damals gefragt oder darum gebeten! Lief es etwa reibungslos ab?«
»Das weiß ich nicht«, urteilte Rhodan. »Es dauerte lange, und es kam zu vielerlei Phänomenen ... ob das normale Begleiterscheinungen waren oder Auswirkungen einer Manipulation, kann ich nicht beurteilen. Außerdem war ich nicht dabei.«
»Lass dir gesagt sein, dass die Cairaner die Drehscheibe aktivierten, und sie haben gepfuscht! Ja, sie konnten zugreifen, aber ... oh, es war nicht so, wie es sich gehört.«
»Trotzdem hast du es zugelassen?«
»Sie hatten einen Weg gefunden, ohne meine Meister zu fragen. Und meiner Macht sind Grenzen gesetzt. Aber genug von der Vergangenheit! Blicken wir in die Zukunft! Es wird wieder Phänomene geben, sobald die Drehscheibe in Aktion tritt, und es wird schwierig sein, wie immer, wenn es um ein Vorhaben von solch kosmischer Tragweite geht. Falls es überhaupt funktioniert. Was ich nicht zu garantieren vermag. Es gibt Irrwege auf dem Weg des Austauschs! Himmelskörper können sich verirren und nie zurückfinden. Du weißt das, nicht wahr?« Bei den letzten Worten sah das Faktotum Iwa Mulholland an.
»Woher sollte ich?«, fragte die Mutantin. »Ich habe noch nie einen Planeten versetzt.«
»Hast du dich nie in der Zerozone zu verlieren gedroht auf deinen Spaziergängen? Oder während der Schmerzenswege, die du dort beschreitest?«
»Doch«, gab Iwa zu.
»Ich muss es wissen«, forderte das Faktotum. »Soll das Zwiegestirn aus Erde und Mond gegen die Gegenstücke ausgetauscht werden?«
»Ja«, antwortete Rhodan ohne Zögern. »Aber können wir das Risiko minimieren? Irgendwie für Sicherheit sorgen?«
»Das wird sich weisen, sobald die Reise beginnt. Sorgt im Vorfeld für einen reibungslosen Beginn!«
»Dafür brauchen wir Zeit«, sagte Rhodan. »Wir müssen die Menschen vorbereiten, um ihnen die Wahl zu lassen, ob der Transfer stattfinden soll. Und die Möglichkeit zu geben, sich vorzubereiten.«
»Warum seid ihr zu mir gekommen, wenn ihr nicht einmal wisst, ob ihr es überhaupt wollt?«
»Ich weiß es«, sagte Rhodan ruhig. »Aber es ist nicht meine Entscheidung allein.«
»Soso«, murmelte das Faktotum, und die Staubschleier vor dem Gesicht intensivierten sich. »Ich verstehe. Du willst die Wahl lassen. Und wer gibt den Lebewesen auf den Gegenbildern diese Chance? Auf den Himmelskörpern, die zurück in diese Hälfte wechseln werden?«
»Es bleibt keine Möglichkeit, sie zu fragen«, gab Rhodan zu.
»Eine hässliche Asymmetrie! Das gefällt mir nicht.«
»Beim letzten Mal«, sagte Anzu, »wurde niemand gefragt. Weder die Lebewesen dort noch unsere und meine Vorfahren!«
»Das war symmetrisch«, stellte das Faktotum mit einer gewissen Befriedigung fest.
»Ist doppeltes Unrecht besser als ein einfaches, nur weil es ausgeglichener ist?«, fragte Anzu.
»Ein interessanter Gedanke. Ich werde diese Frage in einer neuen Simulation des Lebens durchspielen. Ich würde dich über die Antworten, die ich finde, gerne informieren ... aber es wird womöglich ein paar Jahrtausende dauern. Zuvor jedoch noch einmal zurück zu den Risiken des Transfers. Manchmal geraten die Tauschplaneten auf einen retrochronen Kurs.«
»Rückwärts durch die Zeit?«, fragte Sichu. »Ja, von solchen Phänomenen ist beim ersten Austausch berichtet worden.«
»Minimal, damals, nur minimal!« Das Faktotum lachte sein Schmirgelpapierlachen. »So dilettantisch der Zugriff war, so glücklich ist er verlaufen. Aber selbst wenn ich dieses Mal steuere, könnten Terra und Luna in die Tiefen der Vergangenheit stürzen, sogar in die Protozeit vor der Werdung aller Dinge! In jene Epoche, in der die Geburt der beiden Hälften des Dyoversums noch bevorstand. Der Weg in diese Richtung muss eingeschlagen werden, um den Austausch zu vollziehen – das versteht ihr doch?«
Anzu verstand es nicht, wenn sie ehrlich zu sich selbst war – aber Sichu zeigte sich begeistert: »Also ist die Zerozone die Permanenz des nullzeitlichen oder protozeitlichen und protoräumlichen Zustandes vor dem Urknall?«
Während sich Anzu fragte, was Sichu damit sagen wollte, war das Faktotum von diesen Worten angetan. »Phantastisch! Du verstehst die Dinge auf einem Niveau, das mich bei einem einfachen Wesen wie dir erstaunt. Ihr seid tatsächlich eine interessante Reisegruppe. Ich fühle mich geehrt, euch kennenzulernen. Würdet ihr mir erlauben, mit euren Genspuren eine Simulation durchzuführen?«
»Du willst Gewebeproben von uns?« Diese Vorstellung behagte Anzu gar nicht.
»Unsinn! Ihr habt hier geatmet, das genügt vollauf. Aber ich spiele eine solche Variation im großen Theater selbstverständlich nicht ohne Erlaubnis durch. Oder glaubt ihr, ich bin wie die Candad-Suil? Die würden sich einen Dreck um eure Zustimmung scheren!«
»Du bist anders«, war Anzu überzeugt.
»Also – erlaubt ihr es?«
Das taten sie.
»Zurück zum Transfer«, sagte das Faktotum. »Wer die Zerozone durchquert, und ihr alle habt das getan, weiß, dass man darin eine Art Verweildauer erlebt. Als würde man dort leben.«
»Oder sterben«, entfuhr es Anzu, die an den ewig ausgedehnten Moment ihres Todes während der Schmerzensteleportation dachte.
»Manche meinen sogar, sie könnten atmen«, fuhr das Staubwesen fort, »und wären materiell gegenwärtig. All das ist nur subjektives Erleben. In Wirklichkeit – die es im Wortsinn in diesem Gefilde freilich nicht gibt – ist die Zerozone ausdehnungslos wie ein geometrischer Punkt, und ebenso zeitlos. Deshalb müssen Terra und Luna die Protozeit nicht erreichen. Ja, sie dürfen es nicht, um nicht darin verloren zu gehen. Eine Rückkehr in die Existenz wäre meines Wissens nach unmöglich. Aber die Himmelskörper schlingern während des Transports in Richtung Protozeit, und diese Bewegung kann der Drehscheibe entgleiten. Ein unabdingbares