G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Box 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Box

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denkt Jim Vance. Aber es ist kein Zorn mehr in ihm, er ist nur todmüde. Verloren, Howard Ich habe dich machen lassen, was du wolltest, Junge. Jetzt sieh auch zu, wie du damit fertig wirst. Wo ist meine Bank, meine Bank…

      Er geht los. Der Stock tackt auf die Vorbaubohlen. An der Bank bleibt er stehen, setzt sich seufzend. Die Nacht ist kühl. Die Hauswand ist in seinem Rücken. Und vor ihm liegt der Hof – seine Ranch, eine große, mächtige Ranch.

      Der alte Mann macht die Augen zu, er will warten. Und es ist ihm gleich, ob es kühl ist oder ob es lange dauert. Warten auf Howard, seinen Sohn, der ihm sagte, er sei damals nur feige gewesen, zu feige, gegen Nat Thayer hart genug einzusteigen.

      Feige, denkt der Alte, war ich nie. Ich war nur zu klug. Er hätte mich umgebracht. Ja, Nat hätte es getan, wenn ich keine Ruhe gegeben hätte. Etwas fehlte mir, was Nat immer besaß. Der Mut, sich selbst zu opfern, wenn es sein mußte. Ich war nie der Mensch, der das getan hätte. Feige nennt mich mein eigener Sohn, weil er keinen Verstand hat. Er hat keinen, ich habe es befürchtet. Wer mag meine Herde angegriffen haben, wer nur? Sollte Clay doch recht behalten, daß Old Bill Cooley gefährlicher ist als zehn rauhe Burschen? Hat er sich Leute geholt? Oder ist es…

      Er will das nicht zu Ende denken. Der Gedanke bereitet ihm beinahe körperliche Schmerzen. Zweimal hat er Nat und dessen ältesten Sohn miteinander gesehen, und er hat gewußt, daß dieser Junge vielleicht noch entschlossener sein mußte, als der alte Nat. Sollte der etwa… Der? Dem traut er es zu. Wenn der hier wäre, der ging sie alle mit offenem Visier an, der würde jedem an den Hals springen.

      So einen Sohn, denkt der Alte, so einen Sohn müßte ich haben. Und Nat hat seinen Jungen weggejagt. Mir ist unbegreiflich, wie er das tun konnte.

      Wenn Ray hier wäre, dann…

      *

      »Hast du gehört?« fragt der Mann neben Lemmy Lane leise. Er flüstert nur, seine Stimme klingt zischelnd. Und doch hört Lane den Grimm heraus. »Jetzt sind sie weg, wie? Und mein Freund Howard Vance ist mit dem Mörder Kilburn in der Stadt. Sie werden bald hier sein, lange kann es nicht mehr dauern, Lane, du Ratte. Der Alte ist allein. Siehst du, dort sitzt er. Er wartet auf seinen Sohn, Lane. Bald kommt er und mit ihm Kilburn. Wenn sie da sind, gehen wir los. Ich halte dich mit einer Hand, mein Freund. So werden wir um die Ecke kommen. Und dann wirst du deine Geschichte erzählen. Du wirst sie laut erzählen. Verstehst du? Sehr laut, Lane.«

      Lane friert erbärmlich und preßt die Zähne aufeinander. Er weiß jetzt, daß der Mann neben ihm nicht nur eisenhart, sondern auch verschlagen ist. Dieser Mann hat keine Nerven, und er hat Zeit.

      »Sie werden Tyler irgendwo auflesen, Lane«, flüstert Ray Thayer. »Und dann wird er ihnen sagen, daß er deinen kleinen Bruder aus Versehen erschossen hat. Er wird ihnen erzählen, daß er nicht weiß, wo ich bin. Was meinst du, was Howard macht? Er kehrt um, er wird zur Ranch zurückkommen, weil er hier die ganze Mannschaft hat. Weißt du, was er fühlen wird, der großmäulige Narr Howard Vance? Ich kann es dir sagen, Lane: Angst, fürchterliche Angst. Für ihn ist Kilburn nicht Sicherheit genug, er braucht ein Dutzend Männer, wenn er sich sicher fühlen will. Die findet er hier. Das glaubt er, bis er hier ist. Sie sind alle zur Weide hinaus, genau wie ich es mir ausgerechnet hatte.« Er wird mit Kilburn allein sein, ganz allein.

      Er hat es sich ausgerechnet, denkt Lane entsetzt. Der hat das alles geplant? Er ist mit dem Teufel im Bunde, nicht zu fassen. So mußte es kommen, wenn etwas auf der Weide passierte. So, und nicht anders. Alle reiten hin, und er greift sich Howard Vance. Jetzt müßte man weglaufen können und nie mehr wiederkommen brauchen. Cole und Dexter sind tot. Vielleicht hängen sie mich auf.

      Er schlottert am ganzen Leib vor Furcht, als er den harten Hufschlag hört.

      Zwei Pferde, das hört er genau.

      »Paß auf!« zischelt dieser unheimliche Mister neben ihm. »Da sind sie schon, wetten? Jetzt stehen wir auf, mein Freund. Du gehst neben mir her, an meiner linken Seite, Mister! Wir brauchen ja nur um das Holz hier zu gehen, nur zehn kleine Schritte, Lane, du Ratte. Dann darfst du reden, verstanden? Machst du dein Maul eher auf, als ich es dir erlaube, dann passiert dir was, ich schwöre es dir. Sieh mal, der Vorbau liegt im Laternenschein. Dorthin reiten sie gleich, mitten ins Licht. Komm, Lane, aufstehen! Und jetzt gehen!«

      Der dumpfe Hufschlag wird lauter. Die beiden Reiter kommen unter dem Balkengerüst her in den Hof.

      »Geh!« sagt Ray Thayer und hat den Colt in Lanes Rücken. »Geh und sei still.«

      Er hält ihn mit der linken Hand am Kragen und schiebt ihn vor sich her.

      Die beiden Reiter sind jetzt im Hof.

      Links Kilburn, rechts Howard Vance. So halten sie am Vorbau. Und dann erst sehen sie den alten Mann auf der Bank.

      *

      Howard Vance und Kilburn werfen sich erstaunte Blicke zu. Mitternacht ist längst vorbei, der Morgen graut bald. Und Big Jim sitzt draußen in der kalten Nacht.

      »Was – was machst du hier?« fragt Howard stockend. »Warum bist du nicht…«

      »Die Herde«, antwortet der alte Mann müde. Ihn fröstelt etwas. Seine linke, kaum bewegliche Hand zittert zum Stock. »Die Herde ist von Nats Südweide ins Niemandsland gelaufen. Stampede, Howard.«

      »Was ist?« Howard wird kreidebleich. »Und die Männer?«

      »Sie sind alle fort, auch Flint, der Koch«, erwidert der Alte verbittert. »Ich bin allein, mein Sohn. Warum seht ihr euch so an? Ihr kommt schnell wieder, wie? Wart ihr gar nicht in der Stadt?«

      »Keiner da«, keucht Howard Vance, und mit einemmal wird er von der Angst beschlichen. »Alle auf der Weide? Und die Lanes, wo sind die, Dad?«

      In diesem Moment stöhnt jemand ganz hinten. Dann gibt es einen dumpfen Fall und einen schrillen Schrei.

      »Einer ist hier«, sagt der Mann im Schatten fauchend. »Und ich habe ihn gebracht, ihr Mörder.«

      Er steht dort hinten noch im Schatten des Schuppendaches und hat die Beine leicht gespreizt.

      »Ray Thayer!« stößt Howard Vance hervor und bemerkt, wie Kilburn aus dem Sattel rutscht, wegtaucht, den Revolver herausreißt. »Kilburn, schieß!«

      Er schießt nach dem Aufsetzen und unter dem Leib des Pferdes her. Deutlich sieht Kilburn, wie der Mann hinten jetzt erst zieht und seinen Standpunkt um keinen Zoll verändert. Brüllend hallt der Knall des Schusses über den Ranchhof. Dann springt das Pferd an, drängt zur Seite und gibt die Sicht auf Kilburn frei.

      Getroffen, denkt Kilburn, ich habe ihn getroffen. Er hat gezuckt, gleich fällt er um.

      Er fällt nicht um. Er bleibt wie ein Baum, den nur ein Axthieb getroffen hat, nach einer kurzen Erschütterung stehen.

      »Für Nat Thayer«, zischelt der Sohn voller Gilt und Galle, als er abdrückt. »Da hast du es, Mörder.«

      Der Revolver brüllt auf. Und dann trifft die Kugel Kilburn mitten in die Brust. Sie schleudert den geduckt stehenden Revolvermann einen vollen Schritt zurück. Kilburn krümmt sich immer mehr zusammen, dreht sich. Aus seinem Revolver schießen drei, vier Feuerblitze auf den Boden zu. Dann fällt er um, genau am Rand des Vorbaues.

      »Mörder«, sagt Ray Thayer noch einmal fauchend, und sein Revolver schwenkt, der Lauf zeigt jetzt mitten

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