G.F. Barner Box 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner Box 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner Box

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denkt Vance verstört und begreift es immer noch nicht. Kilburn hatte doch die Deckung durch das Pferd, er hat zuerst gefeuert. Und doch liegt er am Boden, den Colt hat er verloren. Kilburn ist tot, niemand ist hier. Jetzt bringt er mich um, er bringt mich um.

      Howard Vance sitzt wie erstarrt auf seinem Pferd, wagt keine Bewegung.

      »Lane!«

      »Ja«, wimmert der Mann, der klein wie ein Schatten am Boden liegt. »Nicht schießen, Thayer, ich sage alles!«

      Was, denkt Howard Vance, Lane redet? Das ist ja Lemmy Lane. Und dann…

      »Kilburn hat Nat Thayer erschossen«, ruft Lane schrill über den Hof. »Mister Vance, Kilburn hat es getan. Ihr Sohn war dabei, Mister Vance, und noch zwei andere. Sie wollten von den Dawes in jener Nacht Rinder stehlen, als der alte Thayer dazukam.«

      Nicht reden, denkt Howard Vance voller Furcht und hat das Gefühl, daß ihm alles Blut aus dem Kopf weicht. Nicht reden, Mann.

      Aber er spricht, der Mann am Boden, und er sagt noch mehr. Worte hallen über den Hof, begleitet von einem Stöhnen, das vom Vorbau kommt.

      »Das – das ist nicht wahr«, sagt der alte Mann stöhnend. Und als er aufstehen will, stößt er gegen seinen Stock, der umfällt, auf die Vorbaudiele poltert. »Howard, du hast den anderen und uns selbst Vieh gestohlen? Du hast – hinter meinem Rücken? Und Nat Thayer, diesen guten Mann, ihr habt ihn…«

      Der Sohn des alten Nat geht los. Langsam, den Revolver an der Hüfte. Und er sieht, wie Howards Gesicht leichenblaß wird, wie Howard zwischen dem Alten und ihm hin und her blickt wie ein gehetztes Tier.

      »Lüge, Lüge!« stammelt Howard Vance. »Dad, ich schwöre dir…«

      »Schweig!« unterbricht ihn der alte Mann.

      »Mein Sohn ein Viehdieb, ein Mörder? Mein Sohn.«

      »Das ist er«, bestätigt Ray Thayer eisig. »Tut mir leid, Big Jim. Ich hatte nie etwas gegen euch, oder besser: nie etwas gegen dich. Howard, du erbärmlicher Schuft, ich werde dir kein Haar krümmen, du Strolch, obwohl ich dich wegen meines kleinen Bruders mit den bloßen Händen umbringen könnte. Ich will dich vor einer Jury sehen, nur das, du Lump. Du wolltest doch immer so groß sein, größer als dein Vater und jeder andere Mann in diesem Land. Aber du wirst klein sein, du erbärmlicher Feigling, klein und jämmerlich in deiner Angst vor dem Gesetz. Ich wollte dich umbringen wegen Cliff, aber ich tu’s nicht. Deine Strafe soll schlimmer sein als der Tod. Ich komme jetzt, Howard. Und ich werde dich von deinem prächtigen Rappen holen.«

      »Nein!« schreit Howard Vance schrill. »Ich… Vor einer Jury? Ich soll ins Jail, ich? Dort bekommst du mich nie hin, du nicht. Ich werde euch alle…«

      Jäh schlägt er die Hacken an und jagt los. Ray wird nicht schießen, nicht auf ihn. Er will ihn ja lebend haben. Also, nur weg.

      »Was?« sagt der alte Mann und sitzt wie zu Stein erstarrt auf der Bank vor dem Haus. »Er läuft weg, er flieht, der Feigling? Daß er auch das noch tun muß, auch das noch, mein Gott.«

      »Howard, halt, ich schieße dir den Gaul unter dem Sattel weg!« brüllt Ray ihm nach. »Howard!«

      Aber der reitet weiter, er will zwischen Stall und Scheune vom Hof verschwinden.

      Noch dreißig Yards, als er den Mann hinter der Scheune hervorhumpeln sieht. Dort hat er gestanden, der Mann, den viele einen Krüppel genannt haben. Die ganze Zeit hat er dort gestanden. Jetzt geht er. Er zieht sein Bein nach und hat den Revolver in der Faust.

      Der Krüppel, denkt Howard entsetzt, der verfluchte Krüppel, wo kommt der her? War er nicht restlos fertig? Ich bringe ihn um, ich bringe ihn… Ah, er hat den Revolver, er hat ja einen Revolver.

      »Halt!« ruft Cliff Thayer schneidend. »Halt, Vance, hier kommst du nicht vorbei!«

      Der Revolver ruckt hoch, als Vance mit einem schrillen Angstschrei sein Pferd auf dem Fleck herumreißt und versucht, im scharfen Knick nach rechts an der Scheune vorbeizukommen. Vor ihm rechts der Hochbehälter mit dem Wassertank, auf den das Pferd zuschnellt, nicht mehr ganz herumkommt, nicht ausweichen kann.

      Sie sehen alle, wie der Gaul mitten in das Balkengestänge unter dem Eisenbehälter hineinrast, sich überschlägt und die Balken zerbrechen. Sie hören das schrille Wiehern des Pferdes und den gellenden, jäh abreißenden lauten Schrei von Howard Vance.

      Balken fallen dröhnend herab, der runde, zwanzigtausend Liter fassende Hochbehälter neigt sich. Und dann schlägt er mit Donnergetöse herunter und begräbt Pferd und Reiter unter sich.

      Wasser rauscht, gluckst über den Hof.

      »Howard«, sagt der alte Mann. »Howard, Junge.«

      Von rechts kommt Ray Thayer heran, von links der kleine Cliff. Er zieht sein Bein ein wenig nach und hält die linke Schulter schief. So kommen sie aufeinander zu.

      Er ist bestraft genug, denkt Ray bitter, jetzt ist es vorbei. Ich habe meinen kleinen Bruder wieder.

      Er tut mir leid, denkt Cliff und schluckt. Totgeschlagen zu werden, vor den Augen des alten Jim Vance, das ist fürchterlich für einen Vater, gewiß ist es das. Er ist doch nur ein armer, kranker und alter Mann, der große Jim Vance. Nun hat er niemanden mehr. Ich aber bin mächtig reich an diesem Tag geworden. Der Große ist wieder da. Ich bin richtig zufrieden.

      Sie sehen sich an, und dann wenden sie sich um. Sie sagen es beide wie aus einem Mund zum Vorbau hoch. Dort sitzt der alte Mann und sieht zwei Thayers auf seiner Ranch.

      »Es tut uns leid, Big Jim.«

      Zwei Thayers und die gleichen Worte. Söhne eines Mannes, der vielleicht stolz wäre, wenn er sie sehen könnte. Der andere Mann auf der Bank nickt nur vor sich hin. Er ist krank und alt und von nun an ganz allein. Das Geld zählt nicht mehr, nichts ist mehr wichtig für ihn. Sein Sohn ist tot. Zuletzt war er noch feige, das ist das Schlimmste für Big Jim Vance. Der Alte wäre mit dem Colt in der Faust gestorben. Ein ehrlicher Tod, denkt der Alte und nickt immer noch vor sich hin, auch das konnte er nicht schaffen. Clay hatte recht, als er sagt: »Fang nie mit einem Thayer etwas­ an, Junge. Am Ende bist du tot.«

      *

      Die Leute sehen sich an. Niemand spricht, als die beiden Männer an den Erdhügel treten und die Schaufel nehmen. Der eine Mann hält die Schulter leicht schief, der andere hat die Kugel Kilburns längst vergessen und nimmt nun die erste Schaufel Erde.

      »Er war ein guter Mann«, sagt Ray Thayer laut und klar. »Die Erde soll ihm leicht sein.«

      Dann klatscht die Erde dumpf auf den Sarg.

      »Er tut mir leid«, sagt Cliff Thayer, und auch von seiner Schaufel rutscht die Erde nach unten. »Zuletzt mochte ich ihn. Das ist die reine Wahrheit.«

      Dann treten sie zur Seite. Dort stehen nur zwei Frauen. Mabel O’Henry ist immer noch schön. Und Sheila O’Henry faßt verstohlen nach Rays Hand.

      »Bleib bei mir, Ray, bitte.«

      »Ja«, sagt er leise und denkt, daß er es nie begreifen wird. Alles hat Big Jim Vance Sheila vermacht, jeden Stein und jeden Cent. Und dabei hat er gewußt, daß sie immer wieder auf der Thayer Ranch war –

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