Die Groggespräche des Admirals von und zu Rabums. Hans Leip
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Groggespräche des Admirals von und zu Rabums - Hans Leip страница 4
Damit salutierte er schneidig wie nur je ein Frega- oder gar Korvettenkommandant, pfiff seinen Gesellen, und im Hui waren sie über Seite und in ihren, von erstklassigen Mobilmotors getriebenen Bambusschuten davon samt der im übrigen keineswegs im Stich gelassenen Gesamteinrichtung meines Orlogschiffes.
Wie denn auch wir diese löbliche Runde nicht verlassen wollen, ohne doch, so radi- als ratzekahl, das mögliche erschöpft zu haben.
N.d.P., meine Herren — na, dann Prost!“
Die gläserne Boje
„Ahoi!“ rief der Admiral von und zu Rabums, und so war es unentwegt. Er griff in seinen Rirarauschebart, als gelte es, ein seestiefeldickes Ankertau mit bloßer Hand zu kappen. Doch sein Blick streifte liebevoll die bastumwundene Flasche, die eben noch einmal die dampfenden Gläser bis zum Rande füllte, und wie ein Zephir glitt seine Stimme, gewürzt vom Hauche des zuckerrohrbürtigen Rums, über den Stammtisch zur Duftenden Kompaßrose.
„Bojen“, begann er, „Bojen, meine Herren, rechnen zu den Wegweisern der Gewässer; sie sind gleichsam die Blumen der See, die der Mensch dort pflanzt und die niemand zu pflücken sich unterstehen darf. Früher, als man noch nichts Besseres hatte, nahm man leere Tonnen, so daß man sagen darf, die Betonnung dient zur Betonung des Fahrwassers. Doch kehren wir ins Besondere zurück!
Wir hatten in segensreicher Episode die Bucht von Kukuwei vermessen und zur Kennzeichnung der schwierigen Einfahrt alles verbraucht, was uns an Bojen zur Verfügung stand. Und gerade für die wichtige und gefährliche Stelle der Ansegelung fehlte uns ein außer- und ungewöhnliches Seezeichen. Und indem ich meinen Offizieren mahnend den Vers des antigoneischen Chores des ägäiskennenden Sophokles ans Herz legte:
Stets umdroht uns Flutengedräng und schleudert hart an steilabfallenden Klippenrand uns ...
fiel mir ein Angebinde ein, das gelegentlich einer Jubelfeier mir zuteil geworden. Es handelte sich um eine glücklicher- und ausnahmsweise höchst reichliche Flasche Rum. Sie war mannshoch. Und schon fast geleert.
Nachdem wir den Rest mit vereinten Kräften von Back bis Heck lenz und vergrogt hatten und statt dessen einige Andenken an diese würdige Verwendung hineinplaciert, auch für eine gehörige Dichtung mit Kork und Siegellack gesorgt, brachten wir die wunderbare Boje über Seite auf Ort, belegten sie aufs gehörigste mit Kette und Grundgeschirr und ergötzten uns noch lange daran, wie sie, auf und nieder dümpelnd, ein wenig schräg, stattlich und schlankhalsig und — der küsten- und küsseliebende Horaz hat es vorweggenommen —
Wie Luna silberrein im Nachtmeer
schwamm.
Ich muß hinzufügen, wir hatten unter anderem auch einige der in jener Gegend häufigen faustgroßen Leuchtkäfer hineingetan. Und befriedigt wollten wir unsere Reise fortsetzen. Da ...
Gewiß, die Fluten um Kukuwei sind warm, aber doch nicht so heiß, wie es zu einem Grog gehört. Außerdem war es sichtsich zuviel Wasser, was wir der leckeren Flasche zugemutet. Es mag auch sein, daß ein Rest des hochprozentigen Verschnitts sich — an den Innenwänden haftend — unserem stürmischen Verbrauch entzogen und durch die Beweg- und Reibung der Wogen verdampfte. Überdies hatte ich den ins Innere verbrachten Dokumenten dieser gleichsam auch als gigantische, wenn auch verankerte Flaschenpost anzusprechenden Boje, also den Zeitungsausschnitten, leeren Zigarettenschachteln, Münzwerten, Musterrollen, Autogrammen, Mützenbändern, Hosenknöpfen und Haarlocken ein paar Worte beigegeben, ohne zu bedenken, daß sie, wie so oft, zündend wirken könnten. Kurzum, was aber auch und wieso: Auf einmal ... rabums! ... knallte der enorme Korken heraus und fetzte so brill- als rasant mit unnatürlicher Gewalt direkt durch unsere Pantry, dort alles vernichtend, was wir mit Mühe für die Weiterfahrt an Trinkbarem aufgespart hatten.
Sie können sich vorstellen, meine Herren, wie wir unsere Zurückhaltung bedauerten, obschon der explosive Dunst, mit dem die Brise noch lange geschwängert war, uns einen leicht spöttisch anmutenden Ersatz zu bieten schien, wie denn auch die gesamte Faun- und Flora jener Gebiete noch wochenlang Anzeichen merklicher Beglimmerung aufwies und die erlegten Früchte und Fische sozusagen das Tafelgetränk mit auf den Tisch brachten.
Welch denkwürdiger Vereinfachung uns genügen zu lassen wir allhier, dem Wirte Dank, nicht verurteilt sind.
N.d.P., meine Besten — na, dann Prost!“
Die Villa an der Totenangel
„Ahoi!“ rief der Admiral, und so war es auch. Sein Raschelrauschebart stand prall und schön wie ein Obermarssegel im Passat. Er griff hinein wie in eine Luvbrasse bei Windstärke zehn und splißte ein Garn von dunnemals, daß es hallte aus der Tiefe seines Embonpoints wie ein Echolot von Meeresgrund.
„Meine Herren“, fuhr er ungebrochenen Auges fort, „eine Villa im Ausland, wer möchte das nicht? Ich kam dazu, und ich will sagen, wie ich dazu kam. Wir hatten Kurs auf Kota-Ratja, um dort unsere glorreiche Flagge zu zeigen. Aber die Straße von Sabang, hinter den Weh-Inseln, das weiß jeder Säugling, ist selbst den dreiunddreißigmal durchpökelten Navigatoren eine harte Nuß, woselbst ich mit meinem Geschwader auf Auslandstournee in einen Taifun geriet, dem gewaltigsten auf der Strickleiter meines Erfolges. Ich ließ Signal setzen und sammelte meine Unterführer zur Entgegennahme meiner Dispositionen auf dem Flaggschiff und ließ ihnen wie einen Donner in die Knochen fahren, daß es nur eines gab: Weder reffen noch beidrehen, sondern durch wie Rabums.
Vorschriftsmäßig erhobenen Mutes kehrten alle in ihre Pinassen zurück; nur ein blutjunger Fregattenkapitän, dem die Führung eines kleinen Kreuzers anvertraut war, hatte die Stirn, seine leicht zu runzeln, worauf eines meiner berüchtigten Lächeln genügte, seine Fähigkeiten in Zweifel zu ziehen, und er höher ging als die kochende See, innerlich; äußerlich die mir gebührende Haltung nicht einzunehmen, hätte selbst ein Münchener Dienstmann nicht gewagt.
Ich habe nie ein böses Gewissen, meine Herren, es ist eine Einrichtung, die für meine Person nicht hätte geschaffen zu werden brauchen; mein Maßstab ist mein Glas Grog, deren ich einige vorm Schlafengehen zu mir nehme. Den Abend aber schmeckte es mir nicht wie sonst, oder gar wie hier, meine Allerteuersten. Es wurde Nacht, und als der Morgen graute, zählte ich die Schlote meiner Lieben, und siehe da, der kleine Kreuzer meines überdreisten Herrn Fregattenjüngelchens war futsch.
Potz Klüse, Klaufall und Klütenklops, um im Versmaß der Altvordern zu sprechen, unsere Fernstecher durchlöcherten den Horizont. Nichts, weggeniest, verschlungen von den rasenden Fluten des Indischen Ozeans.
Obwohl es mir als genugtuende Bestätigung meiner vorgefaßten Meinung gegen jüngere Untergebene dienen durfte, beschloß ich, ein leuchtendes Beispiel kameradschaftlicher Treue über den Tod hinaus zu geben, und dem Heimatlande wenigstens einen teuren Neubau zu ersparen, und ließ ungeachtet des tosenden Wetters eine Totenangel ausbringen von bislang unerhörten Ausmaßen in Form einer riesigen Harke, wozu die Reservemasten des Admiralschiffes dienten mit sämtlichen Notankern des übrigen Geschwaders als Zinken.
Wir fischten die Gesamtstraße von Sabank bis zu sechstausend Faden tief durch und förderten mehrere Dutzend älterer Wracks mit Zubehör, ein Papageienbauer aus Messing verschiedene dort schon vordem verlorengegangene Kapitänspatente, ein künstliches Gesäß mit der Inschrift: Philadelphia 1824 for remembrance Lady M., eine eiserne Kassette, dreitausendvierhundertfünfundachtzig leere Konservenbüchsen jeglicher Sorte, sechs Brutto Registertons mensch- und rindlicher Skelette und viele andere Kleinigkeiten zutage, aber der kleine Kreuzer ...
Ihr dreifaches Hippra, dem heldenmütigen Gedächtnisse