Der Zauberladen von Applecross (Bd. 1). Pierdomenico Baccalario
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Читать онлайн книгу Der Zauberladen von Applecross (Bd. 1) - Pierdomenico Baccalario страница 7
Es war der Umschlag für die Lilys. Ich erinnere mich noch genau an jenen Moment: Ich befand mich in einer kleinen Seitenstraße mitten im Ort, neben einer langen, von einer niedrigen Trockensteinmauer eingegrenzten Wiese. Am Straßenrand stand eine knorrige Eiche mit einer dichten, verschlungenen Krone. Es war auf den Punkt genau dreizehn Uhr dreizehn. Und mir war gerade ein äußerst merkwürdiger Briefumschlag in die Finger geraten, länglich und mit verschnörkelten Buchstaben, die mit echtem Gold geschrieben zu sein schienen. Der Umschlag kam aus London, von einem gewissen »Klub der Imaginären Reisenden«, und war wie folgt adressiert:
An die ehrenwerte Familie Lily
Zauberladen
36, Eggstones Heaven
Reginald Bay, Applecross (Schottland)
Im ersten Moment hielt ich das Ganze für einen Witz. Das lag sowohl am Absender wie am Empfänger. Ich hatte noch nie von einer Familie Lily in Applecross gehört, auch nicht von einer Reginald Bay oder einem Ort namens Eggstones Heaven. Klar, in Schottland kann sogar jeder Baum mehr als einen Namen haben, aber die hier hörte ich wirklich zum ersten Mal.
Ich weiß nicht wieso, auf jeden Fall schnupperte ich an dem Brief: Er duftete leicht. Und fühlte sich seltsam an. Ich versuchte, ihn zu knicken, aber darin steckte anscheinend nicht einfach nur ein Blatt Papier, sondern etwas wesentlich Festeres. Oder nein, etwas …
Ich musste lachen. Der Umschlag fühlte sich an, als wäre er mit Sand gefüllt, der von einer Seite zur anderen rieselte, je nachdem, wie man ihn hielt.
»Wie bei einer Sanduhr«, murmelte ich leise vor mich hin und hielt den Umschlag gegen das Licht. Ich zermarterte mir das Hirn über die Adresse, aber das war sinnlos. Da lief es mir plötzlich eiskalt den Rücken hinab. »Lass uns nach Hause gehen, Dusty, okay? Vielleicht können wir mit vollem Magen besser denken.«
Dusty bellte mich glücklich an.
Ich radelte ruhig zum Hof meiner Eltern, ohne zu bemerken, dass von den Ästen der Eiche, unter der ich angehalten hatte, langsam eine Gestalt herabsegelte, die in einen Spiegelumhang gehüllt war. Ein Mann oder eine Frau oder eher noch ein Zauberwesen, mit einer langen Hakennase und blauen, eiskalten Augen, die mir neugierig hinterherblickten.
Ich glaube, das war ein Bote der Askells, wenn nicht gar Samuel Askell höchstpersönlich, aber damals konnte ich das natürlich noch nicht wissen.
Ich war völlig ahnungslos, denn noch hatte ich den Umschlag mit den goldenen Buchstaben nicht ausgeliefert. Und noch war nichts geschehen.
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