Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
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Energien für Extraterrestrische Intelligenzen: Zugängliche Ressourcen für Zivilisationen, die mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten expandieren oder sich innerhalb eines Superhaufens von Galaxien befinden. Die Entfernungen sind in Milliarden Lichtjahren angegeben (im mitbewegten Koordinatensystem), die verfügbaren Massen in Kilogramm. Gemäß Albert Einsteins Formel E = mc2 ist Masse m eine Form der Energie E (c ist die Lichtgeschwindigkeit). Ob die Dunkle Materie wirklich existiert und inwiefern sie sich nutzen lassen könnte, ist für Erdbewohner bislang ungeklärt.
Das Fermi-Paradoxon
Zwar weiß kein Mensch, ob es jetzt schon Superzivilisationen in Sommerruhe gibt oder in Zukunft geben wird, aber es spricht zumindest kein bekanntes Naturgesetz dagegen. »Wenn unsere Hypothese stimmt, können alte und mächtige Zivilisationen um uns herum existieren, die schwer zu finden sind – aber nicht, weil sie sich absichtlich verstecken, sondern weil sie inaktiv sind«, schreiben Sandberg und seine Kollegen.
Und weil sich die schlafenden Superzivilisationen für uns nicht bemerkbar machen, ist die Ästivation-Hypothese auch eine neue Lösungsmöglichkeit des Fermi-Paradoxons.
»Wo sind die Außerirdischen oder ihre Boten?«, hatte der Physik-Nobelpreisträger Enrico Fermi den Kernphysiker Edward Teller gefragt. Das war 1950 bei einer skeptischen Diskussion über UFOs beim Mittagessen in der Kantine des Los Alamos National Laboratory in New Mexico.
Diese Frage ging als Fermi-Paradoxon in die Wissenschaftsgeschichte ein. Sie hat zu einer Flut von Reaktionen geführt. So hat der polnische Schriftsteller Stanisław Lem immer wieder betont, dass das Schweigen des Alls eines der größten Rätsel sei. Wobei das 1983 von dem Physiker und Science-Fiction-Autor Glen David Brin so genannte Great-Silence-Problem (»silentium universi«, das Schweigen des Universums) mit dem Fermi-Paradoxon verwandt, aber nicht gleichbedeutend ist: Warum gibt es keine Hinweise auf Signale anderer Zivilisationen? Warum wurde noch keines der SETI-Projekte (Search for Extraterrestrial Intelligence) fündig?
Im Wesentlichen gibt es drei Klassen von Antworten auf Fermis Frage: Entweder ist die Menschheit bislang die einzige intelligente technische Zivilisation in der Galaxis. Oder es ist unmöglich, unpraktisch oder noch zu früh für interstellare Imperien. Oder Außerirdische sind bereits weit verbreitet, vielleicht sogar hier, halten sich jedoch aus welchen Gründen auch immer verborgen. Die Ästivation-Hypothese gehört zu dieser dritten, extravagantesten Klasse.
»Während sie im Zustand der Ästivation sind, ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie entdeckt werden, extrem gering, obwohl sie wohl Sensoren und Automatismen zur Selbstverteidigung aktiviert halten. Daher gäbe es kein Fermi-Paradoxon«, sagt Milan M. Ćirković. Er bezeichnet diese sommerruhenden Wesen nach den schlafenden Aliens im literarischen Lovecraft-Universum auch als Great Old Ones. »Diese Hypothese basiert allerdings sehr stark darauf, dass solche Great Old Ones über eine uns unbekannte, beinahe mirakulöse Technologie verfügen.«
Weil die Old Ones sich in ihrer Sommerruhe extrem still und sparsam verhielten, gäbe es kaum Signaturen von ihnen. Daher könnten wir sie auch nicht aufspüren, was Fermis Frage beantworten würde. Freilich sind Zweifel angebracht: Wie kann eine komplexe Zivilisation über lange Zeiträume fortbestehen? Was ist, wenn andere, womöglich aggressive und nach Ressourcen gierende Zivilisationen kämen? Müssten solche potenziellen künftigen Konkurrenten vernichtet werden? Oder würden die Great Old Ones sie informieren, womöglich überzeugen und integrieren?
Sechs spekulative Annahmen
Die Ästivation-Hypothese mag weit hergeholt erscheinen und ist sicherlich spekulativ. Doch Sandberg und seine Kollegen haben sie so weit ausformuliert, dass sich ihre Voraussetzungen klar benennen und somit auch kritisieren lassen.
Die Hypothese beruht im Wesentlichen auf sechs Prämissen:
• Es gibt Zivilisationen, die sich viel früher als die Menschheit entwickelt haben. Eine Jahrmilliarde Vorsprung würde genügen. Ist technische Intelligenz hingegen erst in unserer kosmischen Epoche entstanden, weil beispielsweise erst jetzt die verheerenden Gammablitze im Universum selten wurden, wäre die Ästivation-Hypothese keine Lösung des Fermi-Paradoxons.
• Eine Superzivilisation kontrolliert große Gebiete des Universums. Dazu genügt eine sich selbstvermehrende Technologie mithilfe lokaler Ressourcen. Es ist auch eine nichtexpansive Ästivation denkbar, beispielsweise in begrenzten Städten von Superintelligenzen, doch das wäre keine Lösung des Fermi-Paradoxons.
• Es existiert mindestens eine Superzivilisation in Sommerruhe.
• Die Superzivilisation hat das Koordinationsproblem gelöst und handelt einheitlich – vor allem hinsichtlich des Beginns der Ressourcennutzung. Vielleicht ist sie eine kollektive Intelligenz ohne individuelle Differenzen.
• Eine Superzivilisation kann ihr Gebiet gegenüber anderen Zivilisationen bewahren, falls es solche in der Nähe gibt. Oder die Zivilisationen verschmelzen oder koexistieren friedlich, weil sich eine aggressive Konkurrenz nicht lohnt. Ansonsten wäre die Ästivation-Hypothese widerlegt.
• Ästivation ist weitgehend unbeobachtbar. Andernfalls wäre das Fermi-Paradoxon nicht gelöst. Dabei ist es allerdings nicht nötig, dass die Superzivilisationen sich absichtlich verstecken – ihr gegenwärtig äußerst geringer Energieverbrauch genügt schon, damit sie nicht auffallen.
Anders Sandberg sieht seine eigene Hypothese durchaus kritisch: »Ich persönlich denke nicht, dass die Aliens in Sommerruhe sind, sondern vermute, dass sie entweder gar nicht existieren oder nur sehr weit entfernt. Solange es aber unklar ist, wie häufig Intelligenz im Universum vorkommt, sollten wir alle Möglichkeiten erwägen.« Außerdem zeigt die Ästivation-Hypothese, wie groß das Potenzial der Zukunft ist.
Kritische Kommentare
Die Ästivation-Hypothese ist nicht nur hochspekulativ, sie ist auch keineswegs so zwingend, wie es ihren Erfindern zunächst erschien. Ein Artikel in der Fachzeitschrift Foundations of Physics hat inzwischen harte Kritik geübt. Diese stammt von Charles H. Bennett vom IBM Watson Research Center, Yorktown Heights, New York – einem Pionier der Theoretischen Informatik und früheren Kollegen Rolf Landauers – sowie von Robin Hanson und C. Jess Riedel, die an der George Mason University, Fairfax, Virginia, beziehungsweise am Perimeter Institute für Theoretische Physik im kanadischen Waterloo, Ontario, forschen. Ihr Haupteinwand: Es gibt keinen Vorteil des langen Abwartens, weil die Summe der Rechenressourcen im Weltall nicht allein von der Kosmischen Hintergrundstrahlung abhängt. »Unser Universum heute enthält riesige Reservoirs im Zustand nichtmaximaler Entropie, worin die von Computern erzeugte Entropie übertragen werden kann. Dies kann jederzeit getan werden«, betonen die Wissenschaftler. »Daher müssen die Aliens nicht warten, um aktiv zu werden.«
Die Löschung eines fehlerhaften Bits kostet immer dasselbe an Entropie, egal wie die Temperatur des Weltraums ist. Wohin die Entropie abgegeben wird, ist dabei sekundär. Es sei ein Denkfehler, anzunehmen, dass sie nirgendwo anders transferiert werden kann als in die Hintergrundstrahlung. Das wäre nur zwingend der Fall, wenn es keine Zwischenstationen gäbe, die noch nicht im thermischen Entropie-Maximum sind, so die Kritiker. »Doch das reale