Das Ende des Wachstums. Richard Heinberg

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Das Ende des Wachstums - Richard Heinberg

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lebten rund eine Milliarde Menschen auf der Erde, 1930 waren es bereits doppelt so viele. Innerhalb von nur 30 Jahren (bis 1960) verdoppelte sich die Weltbevölkerung erneut auf 4 Milliarden, gegenwärtig sind wir auf dem Weg zur dritten Verdoppelung auf 8 Milliarden, die um das Jahr 2025 erreicht sein dürften. Niemand erwartet ernsthaft, daß die Menschheit über Jahrhunderte so weiterwächst. Aber stellen wir uns einmal vor, es wäre so, und nehmen wir eine Wachstumsrate von 1,3 Prozent jährlich an (das ist die Rate des Jahres 2000). Im Jahr 2780 gäbe es dann 148 Billionen Menschen auf der Erde – ein Mensch pro Quadratmeter Land auf der Oberfläche unseres Planeten.

      Grafik 4. Wachstum des US-BIP, offiziell vs. Angaben von Shadowstats, 2000–2010. Die offiziellen Zahlen stammen vom Bureau of Economic Analysis, die alternativen Zahlen von Shadow Government Statistics. Beide Datensätze sind inflationsbereinigt.

      Quelle: Shadow Government Statistics, American Business Analytics & Research LLC, shadowstats.com.

      Grafik 5. Arbeitslosenquote, offiziell vs. Angaben von Shadowstats, 2000–2010 (saisonbereinigt). Die SGS-Angabe spiegelt die aktuelle Methode der Erhebung der Arbeitslosenzahlen wider, bereinigt um den erheblichen Anteil der »Entmutigten«, die seit 1994 nicht mehr berücksichtigt werden. Die Quote U-6 des Bureau of Labor Statistics schließt sowohl kurzfristig als auch langfristig Entmutigte (weniger bzw. mehr als ein Jahr) ein sowie instabil Beschäftigte. (U-3 ist die offizielle Arbeitslosenquote; Anm. d. Übers.).

      Quelle: Shadow Government Statistics, American Business Analytics & Research LLC, shadowstats.com.

       Grafik 6. Wachstum der Weltbevölkerung, 1000–2010.

      Quelle: Abteilung Bevölkerungsfragen der Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten des UN-Sekretariats, »World Population Prospects: The 2008 Revision« (Bevölkerungszahlen für 2009–2010 als Prognose auf der Grundlage der Zahlen von 2008).

      Natürlich wird es nicht so kommen.

      In der Natur trifft das Wachstum früher oder später immer auf unüberwindliche Hindernisse. Wenn die Nahrungsquellen einer biologischen Art zunehmen, wird die Zahl ihrer Individuen dank der zusätzlichen Kalorien wachsen – aber mehr Mäuler werden die Nahrungsquellen erschöpfen, und auch ihre Feinde werden zahlreicher (weil es mehr leckere Mahlzeiten für sie gibt!). Auf »Blütezeiten« von Populationen (oder Phasen mit raschem Wachstum) folgen fast immer Einbrüche mit hoher Sterblichkeit.13

      Und noch ein weiteres Beispiel aus der realen Welt. In den letzten Jahren ist die chinesische Wirtschaft um 8 Prozent jährlich und mehr gewachsen, was bedeutet, daß sie sich ungefähr alle zehn Jahre verdoppelt. China verbraucht heute mehr als doppelt soviel Kohle wie vor zehn Jahren – bei Eisenerz und Erdöl ist es genauso. In China gibt es heute viermal so viele Autobahnen und fast fünfmal so viele Autos. Wie viele Verdoppelungen sind noch möglich, bis China seine Schlüsselressourcen erschöpft hat – oder beschließt, daß es genug ist, und nicht mehr wächst? Man kann die Frage schlecht mit einer bestimmten Zahl beantworten, aber wahrscheinlich wird es keine sehr große Zahl sein.

      Diese Diskussion hat sehr reale Implikationen, weil Wirtschaft nicht nur ein abstraktes Konzept ist. Sie bestimmt darüber, ob wir in Luxus oder Armut leben, ob wir zu essen haben oder hungern. Wenn das Wirtschaftswachstum endet, werden alle betroffen sein, und die Gesellschaften werden Jahre brauchen, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, ob dieser Augenblick kurz bevorsteht oder noch weit in der Ferne liegt.

      Das Peak-Oil-Szenario

      Wie bereits erwähnt, lautet die zentrale Aussage dieses Buchs, daß das weltweite Wirtschaftswachstum zu Ende ist, weil drei Faktoren zusammentreffen: die Erschöpfung der Ressourcen, die Belastung der Umwelt und Fehlfunktionen im Finanzwesen und Währungssystem. Doch ein einzelner Faktor könnte eine Schlüsselrolle dabei spielen, das Zeitalter des Wachstums zu beenden. Und dieser Faktor ist das Öl.

      Erdöl hat zentrale Bedeutung in der modernen Welt – im Verkehrsund Transportwesen, in der Landwirtschaft, der Chemie und der Materialentwicklung. Die Industrielle Revolution war tatsächlich die Revolution der fossilen Brennstoffe, und das anhaltende Wirtschaftswachstum – einschließlich der Entwicklung der Finanzinstitutionen, die Wachstum fördern, wie etwa das Mindestreservesystem – basiert letztlich auf der immer weiter wachsenden Zufuhr von billiger Energie. Wachstum erfordert mehr Produktion, mehr Handel und mehr Transport, und all das verlangt wiederum mehr Energie. Wenn die Energieversorgung nicht mehr ausgeweitet werden kann und die Energie darum deutlich teurer wird, wird das Wirtschaftswachstum stocken, und die auf die Erwartung ewigen Wachstums gegründeten Finanzstrukturen werden zusammenbrechen.

      Bereits im Jahr 2000 diskutierte der Geologe und Erdölexperte Colin Campbell folgendes Peak-Oil-Szenario:14 Um das Jahr 2010 herum wird das Angebot an Öl stagnieren oder sinken, dadurch werden die Preise stark steigen und schwanken, und das wiederum wird einen weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch herbeiführen. Die wirtschaftliche Krise wird einen scharfen Rückgang der Nachfrage nach Energie bewirken, und die Ölpreise werden fallen. Aber sobald sich die Wirtschaft wieder erholt hat, wird auch die Nachfrage nach Öl wieder wachsen, die Preise werden wieder steigen, und in der Folge wird die Wirtschaft erneut kollabieren. Dieser Kreislauf wird so weitergehen, und dabei wird jede Erholungsphase kürzer und schwächer ausfallen als die letzte und jeder Einbruch tiefer und härter, bis die Wirtschaft in Trümmern liegt. Finanzsysteme, die auf der Annahme von anhaltendem Wachstum gründen, werden kollabieren, und das wird größere soziale Verheerungen anrichten als die Ölpreisspitzen.

       Grafik 7. Ölproduktion weltweit.

      Quelle: Colin Campbell, persönliche Mitteilung.

      Bis es soweit ist, werden nach diesem Szenario die stark schwankenden Ölpreise Investitionen in alternative Energiequellen hemmen: In einem Jahr ist Öl so teuer, daß nahezu jede andere Energiequelle im Vergleich dazu sich billig ausnimmt. Im nächsten Jahr ist der Ölpreis wieder so weit gefallen, daß die Verbraucher zum Öl zurückkehren und Investitionen in andere Energiequellen unsinnig erscheinen. Aber niedrige Ölpreise werden die Suche nach neuen Ölvorkommen bremsen, was zu noch schlimmeren Engpässen führt. Auf jeden Fall werden die Mittel für Investitionen knapp sein, weil die Banken nach dem Zusammenbruch insolvent sind und die Regierungen wegen rückläufiger Steuereinnahmen kein Geld haben. Unterdessen könnte die internationale Konkurrenz um die schwindenden Ölreserven bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Ölimportländern, zwischen Importeuren und Exporteuren und zwischen rivalisierenden Fraktionen innerhalb von Exportländern verursachen.

      Unmittelbar nach der Jahrtausendwende verkündeten viele Experten, neue Technologien zur Rohölgewinnung würden es möglich machen, aus jeder Quelle mehr Öl zu fördern, und enorme Vorkommen alternativer Kohlenwasserstoffressourcen (hauptsächlich Teersande und Ölschiefer) könnten erschlossen werden und nahtlos das konventionelle Öl ersetzen, was den unvermeidlichen Peak um Jahrzehnte hinausschieben werde. Außerdem gab es die Stimmen derjenigen, die sagten, der Peak Oil werde kein größeres Problem darstellen,

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