ACT in Klinik und Tagesklinik. Группа авторов

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ACT in Klinik und Tagesklinik - Группа авторов

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an: sie stellt ein transdiagnostisches Ätiologie- und Behandlungsmodell dar und ist daher auch auf sehr heterogene Zielgruppen und in der klinischen Alltagsversorgung anwendbar (z. B. Pleger et al. 2018). Die ACT umfasst zudem ein breites, flexibel handhabbares und primär auf die Förderung von Kernkompetenzen fokussiertes Methodenspektrum, was sich daher gut für eine teamweite oder -übergreifende Anwendung in multiprofessionellen Behandlungskontexten eignet. Ganz besonders relevant ist aber, dass die Arbeit mit der ACT in Kliniksettings auch die Chance auf einen Wechsel der Perspektive auf psychische Erkrankungen und deren Therapie birgt: in institutionellen Settings herrscht häufig eine eher defizit- bzw. symptom-fokussierte Sicht auf die Patientinnen und Patienten vor, entsprechend ist das Ziel der Behandlung die Beseitigung oder Linderung der Symptome einer Erkrankung. Die ACT hingegen legt den Fokus darauf, dass alle Menschen gleichermaßen von der Förderung jener Kernkompetenzen profitieren können, die mehr psychische Flexibilität im Umgang mit unterschiedlichsten Situationen ermöglichen, und so letztlich ein wertorientiertes Leben erlauben.

      Ein weiterer Aspekt, der für die Implementierung von ACT spricht, ist, dass die Arbeit in Kliniksettings in der Regel durch eine hohe Arbeitsbelastung für das Behandlungsteam gekennzeichnet ist (z. B. Drupp und Meyer 2019). Studien konnten zeigen, dass die Förderung psychischer Flexibilität am Arbeitsplatz unter anderem dazu beiträgt, das Wohlbefinden des Personals zu steigern (vgl. Flaxman et al. 2013). ACT-basierte Behandlungsansätze für Patientinnen und Patienten kommen daher indirekt auch dem Gesundheitsfachpersonal zugute (image Kap. 14).

      Die ACT zeichnet sich also sowohl durch eine starke empirische Befundlage als auch durch Grundprinzipien aus, die insbesondere in Kliniksettings einen vielversprechenden Perspektivwechsel in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit sich bringen können. Entsprechend werden ACT-basierte therapeutische Konzepte zunehmend im Bereich der Versorgung psychischer Erkrankungen angewandt und auch für die Angebote in psychiatrischen Krankenhäusern und Fachabteilungen adaptiert (Dambacher und Samaan 2020). Allerdings fehlt es noch an entsprechender Literatur, die den Besonderheiten dieses Behandlungssettings in der Anwendung der ACT Rechnung trägt und klinischen Teams wertvolle Hilfestellung bei der Entwicklung und Umsetzung ACT-orientierter Konzepte in Kliniksettings gibt. Dieses Buch möchte hier Abhilfe schaffen. Es richtet sich entsprechend an Personal in Gesundheitsfachberufen, welches im stationären und teilstationären Versorgungssystem arbeitet. Es beleuchtet die Anwendung der ACT in klinischen und tagesklinischen Bereichen aus verschiedenen Perspektiven und mit verschiedenen Schwerpunkten und kombiniert dabei theoretische Erläuterungen mit konkreten, praktischen Anregungen für die eigene klinische Tätigkeit.

      Wir haben unser Buch zu »ACT in Klinik und Tagesklinik« in drei Teile gegliedert. In einen ersten Teil mit Beiträgen zur Einführung, Adaptierung und Implementierung der Akzeptanz- und Commitment-Therapie in Kliniksettings, einen zweiten Teil zur konkreten multiprofessionellen Arbeit mit der ACT im voll- oder teilstationären Setting sowie einen dritten Teil mit Beiträgen zur Verwendung von ACT bei verschiedenen klinischen Indikationen und Zielgruppen.

      In diesem ersten Teil wird es also um eine Einführung ins Thema »ACT in Klinik und Tagesklinik« und hilfreiche Perspektiven für die Adaptierung und Implementierung der Akzeptanz- und Commitment-Therapie in multiprofessionellen voll- oder teilstationären Kliniksettings gehen. Hierzu haben wir Beiträge mit unterschiedlichen Schwerpunkten zusammengestellt. Im Detail geht es dabei um eine Einordnung der ACT im Kanon der prozessorientierten und evidenzbasierten Psychotherapien (image Kap. 1), um die Vermittlung der Grundprinzipien von ACT an klinische Teams (image Kap. 2), um die Implementierung von ACT als berufsgruppen-übergreifendes Therapiekonzept in klinischen Teams (image Kap. 3) sowie die therapeutische »InterACTion« im Klinikalltag (image Kap. 4). Viel Freude beim Lesen und Umsetzen!

      Literatur

      Dambacher C, Samaan M (2020) Akzeptanz- und Commitmenttherapie in der Gruppe. Weinheim: Beltz.

      Drupp M, Meyer M (2019) Belastungen und Arbeitsbedingungen bei Pflegeberufen – Arbeitsunfähigkeitsdaten und ihre Nutzung im Rahmen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements. In: Jacobs K, Kuhlmey A, Greß S, Klauber J, Schwinger A (Hrsg.) Pflege-Report 2019. Berlin, Heidelberg: Springer.

      Flaxman PE, Bond FW, Livheim F (2013) The mindful and effective employee: An acceptance and commitment therapy training manual for improving well-being and performance. Oakland, CA, USA: New Harbinger Publications.

      Gifford EV, Hayes SC (1999) Functional contextualism: A pragmatic philosophy for behavioral science. In: O’Donohue W, Kitchener R (Hrsg.) Handbook of behaviorism. San Diego: Academic Press. S. 285–327.

      Hayes SC, Masuda A, Bissett R, Luoma J, Guerrero LF (2005) DBT, FAP, and ACT: How empirically oriented are the new behavior therapy technologies? Behav Ther 35(1): 35–54.

      Hayes SC, Strosahl KD, Wilson KG (1999) Acceptance and commitment therapy: An experiential approach to behavior change. New York, NY, USA: Guilford Press.

      Hofmann SG, Asmundson GJG (2008) Acceptance and mindfulness-based therapy: new wave or old hat? Clin Psychol Rev 28(1): 1–16.

      Linehan MM (1993) Cognitive-behavioral treatment of borderline personality disorder. New York, NY, USA: Guilford Press.

      Pleger M, Treppner K, Diefenbacher A, Schade C, Dambacher C, Fydrich T (2018). Effectiveness of Acceptance and Commitment Therapy compared to a combination of CBT+: Preliminary Results. Eur J Psychiatry 32(4): 159–196.

      Steven C. Hayes und Stefan G. Hofmann

      1.1 Prozessbasierte Therapie: Wie steht die ACT dazu?

      Um menschliches Leiden zu lindern und menschliches Wohlergehen zu fördern, bedarf es leistungsfähiger konzeptioneller Hilfsmittel, die die menschliche Komplexität in eine überschaubare Anzahl von Teilaspekten aufgliedern können. In der verhaltenstherapeutischen und kognitiven Tradition begann dieses Unterfangen mit der Weiterentwicklung der in Tierversuchen identifizierten Prinzipien zu idiografisch (d. h. auf den Einzelfall bezogenen) nützlichen Funktionsanalysen. Davon erhoffte man sich eine Antwort auf die zentrale klinische Frage, die der inzwischen verstorbene Gordon Paul als Erster formuliert hatte: »Welche Behandlung, von wem durchgeführt, ist für diesen Menschen mit diesem spezifischen Problem am wirksamsten, in welchem Bedingungsgefüge, und wie kommt sie zustande?« (Paul 1969, S. 44).

      Dies war ein vielversprechender Beginn, war aber nicht von Dauer. Damals war die Funktionsanalyse noch eher Kunst als Wissenschaft und beruhte in erster Linie auf direkten Kontingenzprinzipien. Die Daten, die man braucht, um wichtige Veränderungsprozesse zu identifizieren und diese mit verschiedenen Therapiebausteinen in Zusammenhang zu bringen, standen weitestgehend noch nicht zur Verfügung: Messungen waren noch unausgereift und wurden nur selten erhoben, Untersuchungen zu einzelnen Therapiebausteinen waren noch unüblich. Die Datensätze

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