Emma. Jane Austen
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Jane Austen
Emma
Roman
Saga Egmont
Emma
Übersetzerin
Helene Henze
Coverbild / Illustration: Shutterstock
Copyright © 1815, 2020 Jane Austen und SAGA Egmont
All rights reserved
ISBN: 9788726479874
1. Ebook-Auflage, 2020
Format: EPUB 2.0
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Erstes Kapitel
Emma Woodhouse, hübsch, klug, reich, mit einem behaglichen Heim und von glücklicher Anlage, schien mit vielen der schönsten Gaben des Daseins gesegnet. Sie war nun fast einundzwanzig Jahre auf der Welt, ohne mit Leid und Verdruß noch viel Bekanntschaft gemacht zu haben.
Sie war die jüngere von zwei Töchtern eines sehr liebevollen, nachsichtigen Vaters und durch die Heirat ihrer Schwester schon ziemlich früh Herrin im Hause geworden. Ihre Mutter war schon so lange tot, daß Emma sich nur noch blaß an ihre Zärtlichkeit erinnern konnte; ihren Platz hatte eine Erzieherin ausgefüllt, eine vortreffliche Frau, die Emma kaum weniger liebhatte als eine Mutter.
Sechzehn Jahre war Miss Taylor bei der Familie Woodhouse gewesen, weniger Gouvernante als Freundin und beiden Töchtern sehr zugetan, doch hatte sie Emma besonders ins Herz geschlossen. Zwischen ihnen herrschte eher schwesterliche Vertrautheit. Schon ehe Miss Taylor ihres Amtes als Erzieherin entbunden war, hatte sie in ihrer Sanftheit kaum irgendwelchen Zwang auszuüben vermocht; und da auch der Schatten von Autorität längst dahin war, lebten sie weiter als Freundinnen zusammen, hingen sehr aneinander, wobei Emma ganz tat, was ihr beliebte; sie hielt große Stücke auf Miss Taylors Urteil, folgte aber in erster Linie ihrem eigenen.
Das war freilich das Schlimme an diesen Verhältnissen, daß sie gar zuviel ihren Willen bekam und nicht wenig von sich eingenommen war. Dies sollte ihren mannigfachen Freuden bedrohlich werden. Aber die Gefahr machte sich noch so wenig bemerkbar, daß sie in ihnen alles andre als eine Ungunst des Schicksals sah.
Da nahte Kummer, gelinder Kummer und noch ohne den Stachel peinlicher Einsicht. Miss Taylor heiratete. Daß sie Miss Taylor verlor, bereitete Emma die ersten trüben Stunden ihres Lebens. Am Hochzeitstage der geliebten Freundin versank sie zum erstenmal in traurige Gedanken. Als das Hochzeitsfest vorüber war und das Brautpaar sich verabschiedet hatte, blieben Emma und ihr Vater allein und gingen zu Tisch ohne die Aussicht auf einen dritten, der ihnen den langen Abend aufheiterte. Ihr Vater machte, wie stets nach dem Essen, Anstalten zu einem Nickerchen, und ihr blieb nichts andres übrig als dazusitzen und sich vor Augen zu halten, was sie verloren hatte.
Ihrer Freundin versprach dies Ereignis eitel Glück, denn Mr. Weston war ein wohlhabender Mann von untadeligem Charakter und angenehmen Umgangsformen, und im richtigen Alter für sie. Nicht ohne Genugtuung dachte Emma daran, mit welch selbstloser, großmütiger Freundschaft sie diese Verbindung von jeher gewünscht und gefördert hatte, aber sich selber hatte sie damit das Wasser abgegraben. Täglich, stündlich würde sie die Gefährtin entbehren. Sie erinnerte sich, wie gut Miss Taylor zu ihr gewesen war – voller Güte und Liebe die ganzen sechzehn Jahre lang; wie sie von ihrem fünften Jahr an sie unterrichtet und mit ihr gespielt, sich ihr mit allen Kräften gewidmet hatte, um sie an sich zu fesseln, in gesunden Tagen für ihr Vergnügen gesorgt und sie bei ihren verschiedenen Kinderkrankheiten gepflegt hatte –, dafür schuldete sie ihr ewig Dank. Aber ihr gemeinsames Leben in den letzten sieben Jahren, auf gleichem Fuße stehend und in herzlicher Offenheit miteinander, wie es sich bald nach Isabellas Heirat, als sie allein blieben, herausgebildet hatte – dies war eine noch liebere, zärtlichere Erinnerung. Miss Taylor war ihr eine Freundin und Gefährtin gewesen, wie sie wenigen beschieden war: gescheit, gebildet, tüchtig und feinfühlig; sie war mit allen Gewohnheiten der Familie vertraut, nahm Anteil an allen ihren Angelegenheiten und besonders an ihr, an Emma, selber, an ihren Freuden, ihren Plänen; ein Mensch, vor dem sie jeden Gedanken aussprechen konnte, wie er ihr kam, und ihr so zugetan, daß sie nie etwas an ihr zu tadeln fand.
Wie sollte sie diese Trennung ertragen? Zwar zog ihre Freundin nur eine halbe Meile weg, aber Emma war sich ganz darüber klar, daß zwischen einer Mrs. Weston, die nur eine halbe Meile entfernt wohnte, und einer Miss Taylor im Hause ein großer Unterschied bestand; und, so reich bedacht sie von der Natur war und so gut sie es zu Hause hatte – sie fürchtete sich nun sehr, innerlich einsam zu werden. Sie liebte ihren Vater innig, aber einen Gefährten hatte sie nicht an ihm. Einem rechten Gespräch mit ihr, ernst oder scherzend, war er nicht gewachsen.
Der so nachteilige Altersunterschied (und Mr. Woodhouse hatte nicht früh geheiratet) wurde durch seinen Gesundheitszustand und seine Gewohnheiten noch vergrößert, denn da er sein Leben lang gekränkelt und sich weder geistig noch körperlich betätigt hatte, war er in seinem Gehaben viel älter als den Jahren nach. Und wenn er auch wegen seiner Herzlichkeit und seines liebenswürdigen Wesens überall beliebt war, durch Geistesgaben hatte er wohl nie geglänzt.
Ihre Schwester wohnte nach ihrer Heirat zwar nicht allzuweit entfernt, denn sie lebte in London, und es waren nur sechzehn Meilen bis dahin, aber der täglichen Reichweite war sie doch entrückt; und mancher lange Oktober- und Novemberabend mußte noch in Hartfield durchgestanden werden, ehe das Weihnachtsfest den Besuch von Isabella, ihrem Mann und ihren kleinen Kindern brachte, der das Haus belebte und ihr wieder vergnügte Gesellschaft versprach.
Highbury, eigentlich ein großes Dorf, das aber mit seiner zahlreichen Bevölkerung fast einer Stadt gleichkam – zu der auch Hartfield gehörte, wiewohl es durch Rasenflächen und Gehölz und auch durch seinen Namen abgesondert war –, Highbury bot ihr keinen ebenbürtigen Umgang. Die Woodhouses waren die erste Familie dort. Alles blickte zu ihnen auf. Sie hatte viele Bekannte im Ort, denn ihr Vater war höflich gegen jedermann, aber nicht ein einziger Mensch war darunter, der ihr Miss Taylor auch nur einen halben Tag hätte ersetzen können. Es war trostlos, und Emma konnte nur darüber seufzen und ihren unerfüllbaren Wünschen nachhängen, bis ihr Vater aufwachte und sie ein fröhliches Gesicht machen mußte. Seine Lebensgeister brauchten stets Ermunterung. Er war ein nervöser Mann und nahm alles sehr schwer. Er hing an jedem Menschen, an den er sich einmal gewöhnt hatte, und sich von ihm zu trennen, war ihm bitter; überhaupt verabscheute er jede Veränderung. Eine Heirat war ihm als Quelle von Veränderungen in jedem Fall unangenehm. So hatte er sich immer noch nicht mit der Ehe seiner Tochter ausgesöhnt, konnte auch nie ohne Mitleid von ihr sprechen, obwohl es wahrhaft eine Liebesheirat gewesen war, und nun mußte er sich auch noch von Miss Taylor trennen. In seiner harmlosen Selbstsucht, seiner Unfähigkeit, sich vorzustellen, daß andre Leute anders empfinden könnten als er, bildete er sich ein, Miss Taylors Entschluß sei für sie selber ebenso traurig wie für sie beide, und sie würde viel glücklicher sein, wenn sie bis an ihr Lebensende in Hartfield geblieben wäre. Emma lächelte und plauderte so munter, wie sie konnte, um ihm diese Gedanken fernzuhalten; als aber der Tee kam, konnte er nicht umhin zu wiederholen, was er schon beim Essen gesagt hatte:
»Die