Emma. Jane Austen
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Alte, wahre Verbundenheit führte die Westons und Mr. Knightley herbei; und daß Mr. Elton, ein junger Mann, der für sich allein hauste, was nicht sehr nach seinem Geschmack war, je die Gunst ausschlagen könnte, einen freien Abend seines leeren, einschichtigen Daseins gegen die Annehmlichkeiten und die Gesellschaft in Mr. Woodhouses Salon und das Lächeln seiner schönen Tochter einzutauschen, war nicht zu befürchten.
Nächst diesen rangierte eine zweite Gruppe. Davon waren Mrs. und Miss Bates und Mrs. Goddard die häufigsten Tischgäste, drei Damen, die fast jederzeit für eine Einladung nach Hartfield zu haben waren. Sie wurden so oft abgeholt und wieder nach Hause gebracht, daß Mr. Woodhouse es nicht mehr als eine Härte für James und die Pferde empfand; wäre es nur einmal im Jahr vorgekommen, er hätte es als Schinderei angesehen.
Mrs. Bates, die Witwe eines früheren Vikars von Highbury, war eine sehr alte Dame, längst über alles andre als Teevisiten und eine Partie Quadrille hinaus. Sie lebte mit ihrer einzigen Tochter in recht eingeschränkten Verhältnissen, doch begegnete man ihr mit all der achtungsvollen Freundlichkeit, die man für eine harmlose Greisin in so widriger Lage nur empfinden kann. Ihre Tochter erfreute sich einer Beliebtheit, die für eine weder junge, noch hübsche, noch reiche, noch verheiratete Frau ganz außerordentlich war. Miss Bates besaß wahrlich die allerkläglichsten Chancen von der Welt, die Gunst der Leute zu gewinnen, und keinerlei Geistesgaben, um sich daran schadlos zu halten und Übelgesinnten wenigstens äußeren Respekt einzujagen. Nie hatte sie durch Schönheit oder Klugheit geglänzt. Ihre Jugend war unbemerkt dahingegangen, und ihre mittleren Jahre hatte sie der Pflege ihrer hinfälligen Mutter gewidmet und dem Bemühen, mit einem schmalen Beutel so weit wie möglich zu kommen. Und doch war sie eine glückliche Frau, und niemand sprach ohne Wohlwollen von ihr. Es war ihr eigenes allumfassendes Wohlwollen und ihr zufriedenes Gemüt, das solche Wunder wirkte. Sie war allen Menschen gut, freute sich mit am Glück der andern und sah in jedem nur das Gute; sich selber fühlte sie vom Glück in höchstem Maße begünstigt und umgeben von lauter Segnungen in Gestalt der allerbesten Mutter und so vieler guter Nachbarn und Freunde und eines Heims, in dem es an nichts mangelte. Ihr schlichtes, heiteres Wesen, ihr dankbares Herz machten sie allen lieb und wert und waren ihr selber ein Quell der Glückseligkeit. Sie war groß darin, über Kleinigkeiten zu plaudern, und das war gerade das Rechte für Mr. Woodhouse, ein Geplätscher von belanglosen Mitteilungen und harmlosem Klatsch.
Mrs. Goddard war Leiterin einer Schule; doch war das nicht etwa ein Seminar oder ein Etablissement oder sonst eine Anstalt, die sich in langen Sätzen voll hochtrabenden Unsinns anheischig macht, nach modernen Grundsätzen und neuen Systemen liberale Errungenschaften im Verein mit feiner Gesittung zu vermitteln, und in der junge Damen gegen ungeheures Entgelt um ihre Gesundheit gebracht und mit Eitelkeit vollgepumpt werden – sondern ein richtiges ehrbares, altmodisches Internat, wo ein vernünftiges Maß an Kenntnissen zu einem vernünftigen Preis geboten wurde, und wo man Mädchen hinschicken konnte, damit sie aus dem Wege seien und sich ein bißchen Bildung aneigneten, ohne die Gefahr, daß sie als Wunderkinder zurückkamen. Mrs. Goddards Schule stand in hohem Ansehen, und mit Recht, denn Highbury galt als ein besonders gesunder Ort. Sie hatte ein geräumiges Haus mit weitläufigem Garten, gab den Kindern gesunde und reichliche Kost, ließ sie im Sommer viel herumlaufen und verband im Winter ihre Frostbeulen mit eigener Hand. Kein Wunder, daß nun ein Trupp von zwanzig Pärchen hinter ihr her zur Kirche wandelte. Sie war eine schlichte, mütterliche Frau, die in ihrer Jugend hart gearbeitet hatte und sich nun das Recht zugestand, sich gelegentlich einen freien Nachmittag für eine Teevisite zu gönnen; und da sie Mr. Woodhouses Freundlichkeit viel verdankte, fand sie, er habe einen Anspruch darauf, daß sie, so oft sie konnte, ihr hübsches Wohnzimmer, das ringsherum mit Handarbeiten behangen war, verließ, um an seinem Kaminfeuer ein paar Sechser zu gewinnen oder zu verlieren.
Diese Damen konnte Emma nun alle paar Tage zusammenholen, und das freute sie um ihres Vaters willen; doch für sie selber war damit die Lücke, die Mrs. Weston gelassen hatte, nicht ausgefüllt. Sie war herzlich froh, ihren Vater so behaglich versorgt zu sehen, und auch nicht wenig mit sich selbst zufrieden, daß sie die Dinge so geschickt zu arrangieren wußte; aber bei dem gemächlichen, langatmigen Geplauder dieser drei Damen fühlte sie, daß nun wirklich die Reihe der endlosen Abende angebrochen war, die sie mit Bangen hatte kommen sehen.
Als sie eines Morgens trübselig dasaß und sich sagte, ebenso werde auch der heutige Abend enden, brachte man ihr ein Briefchen von Mrs. Goddard, worin diese in den ehrerbietigsten Wendungen um die Erlaubnis bat, Miss Smith mitzubringen. Ein höchst willkommenes Anliegen, denn Miss Smith war ein siebzehnjähriges Mädchen, das Emma von Ansehen bekannt war und durch seinen Liebreiz ihr Interesse erregt hatte. Ein huldvolle Einladung war die Antwort, und die schöne Herrin des Hauses sah nun dem Abend ohne Furcht entgegen.
Harriet Smith war die natürliche Tochter von irgend jemand. Jemand hatte sie vor einigen Jahren in Mrs. Goddards Schule untergebracht, und jemand hatte sie kürzlich von der Schülerin zur Pensionärin befördert – das war alles, was man von ihr wußte. Sie hatte keine sichtbaren Freunde außer denen, die sie in Highbury gewonnen hatte, und nun war sie soeben von einem langen Besuch bei Freundinnen auf dem Lande, die mit ihr zur Schule gegangen waren, zurückgekehrt.
Sie war ein hübsches Mädchen und zufällig von einer Hübschheit, für die Emma besonders empfänglich war: klein, rundlich, mit regelmäßigen Zügen und einem rosigen Hauch auf den zarten Wangen, mit blauen Augen, blondem Haar und einem Blick voller Sanftmut. Und ehe der Abend zu Ende ging, war Emma von ihrem Wesen ebenso angetan wie von ihrem Anblick und fest entschlossen, die Bekanntschaft fortzusetzen.
Zwar überraschte Miss Smith sie in der Unterhaltung durch keinerlei besonders gescheite Äußerungen, doch alles in allem fand sie sie sehr anziehend; sie war nicht peinlich schüchtern, so daß man ihr jedes Wort aus dem Munde ziehen mußte, doch auch nicht im entferntesten vorlaut, sondern wußte so fein den geziemenden Abstand zu wahren, schien so rührend dankbar, daß sie nach Hartfield kommen durfte und zeigte sich so ungekünstelt davon beeindruckt, daß hier alles viel vornehmer aussah, als sie gewohnt war, daß Emma sich sagte, sie müsse ein verständiges Mädchen sein und verdiene, ermutigt zu werden. Und Ermutigung sollte ihr werden. Diese sanften blauen Augen und all diese natürliche Anmut sollten nicht an die zweitrangige Gesellschaft von Highbury und deren Anhang vergeudet werden. Für die Bekanntschaften, die sie bisher geschlossen hatte, war sie zu schade. Auch die Freunde, von denen sie soeben zurückkam, waren zwar recht brave Leute, aber ein schädlicher Umgang für sie. Es war eine Familie namens Martin, dem Stande nach Emma wohlbekannt; sie hatten einen großen Gutshof von Mr. Knightley gepachtet und wohnten im Kirchspiel von Donwell; gewiß sehr achtbare Leute – sie wußte, Mr. Knightley hielt große Stücke auf sie –, aber wahrscheinlich grob und ungeschliffen, gänzlich ungeeignet als nächste Freunde eines Mädchens, das sich nur noch ein bißchen mehr an Kenntnissen und feiner Lebensart anzueignen brauchte, um vollkommen zu werden. Sie würde sich Harriets annehmen, würde sie fördern, sie von ihren unwürdigen Bekannten lösen und in die gute Gesellschaft einführen; sie würde ihre Ansichten wie ihre Manieren formen. Das wäre eine interessante Aufgabe und sicherlich ein gutes Werk, ihrer eigenen Position, ihrer Muße, ihren Fähigkeiten höchst angemessen.
Sie war so eifrig damit beschäftigt, diese blauen Augen zu bewundern, zu plaudern und zuzuhören und zwischendrein alle diese Pläne zu schmieden, daß die Stunden ungewohnt schnell dahinflogen; und während sie sonst dasaß und nach der Uhr sah, ob es noch nicht bald Zeit sei für das Nachtmahl, das solche geselligen Abende stets beschloß, war heute der Tisch fix und fertig gedeckt und wurde ans Feuer gerückt, ehe sie sich’s versah. In ihrer angeregten Stimmung war sie heute mehr noch als sonst darauf bedacht, sich sehr gewandt und aufmerksam zu zeigen; und mit dem echten Wohlwollen eines Herzens, das sich an seinen heimlichen Träumen berauscht, machte sie die Honneurs bei Tische, legte vor und pries das Hühnerfrikassee und die in der Muschel gebackenen Austern mit einer Dringlichkeit an, die ihr zu so früher Stunde und angesichts der höflich zögernden Gäste wohl zulässig schien.
Mr. Woodhouses Gefühle gerieten bei