Emma. Jane Austen
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Mr. Knightley schüttelte den Kopf über sie. Ihr Vater erwiderte zärtlich: »Ach, mein liebes Kind, laß das lieber, das Ehestiften und Prophezeien, denn alles, was du sagst, trifft ein. Bitte, stifte keine Ehen mehr.«
»Nicht für mich selber, das verspreche ich Ihnen, Papa, aber für andre muß ich’s unbedingt. Nichts auf der Welt macht soviel Vergnügen! Und nach einem solchen Erfolg, wissen Sie! Jeder sagte, Mr. Weston heiratete nicht wieder. Ach, um Himmels willen, nein! Mr. Weston, der so lange Witwer gewesen war und sich ohne Frau vollkommen wohlzufühlen schien, der gänzlich ausgefüllt war von seinen Geschäften in der Stadt und seinen Freunden hier, überall gern gesehen, wo er auch hinging, immer vergnügt – Mr. Weston brauchte nicht einen einzigen Abend im Jahr allein zu verbringen, wenn er keine Lust dazu hatte. O nein! Mr. Weston dachte nicht daran, wieder zu heiraten. Manche Leute wollten sogar wissen, er hätte es seiner Frau auf dem Sterbebett gelobt, und andre sagten, sein Sohn und der Onkel wären dagegen. Was für feierlicher Unsinn wurde nicht darüber geschwätzt! Aber ich hab nie daran geglaubt. Seit dem Tage vor ungefähr vier Jahren, als Miss Taylor und ich ihm auf dem Broadway Lane begegneten und er, weil es anfing zu nieseln, so ritterlich davonstürzte, um für uns beide vom Bauer Mitchell Schirme zu borgen – seitdem war ich meiner Sache sicher. Von der Stunde an habe ich die Ehe geplant; und wenn ich in diesem Fall von solch einem Erfolg gesegnet wurde, mein lieber Papa, dann glauben Sie doch wohl nicht, daß ich das Heiratstiften aufgebe.«
»Ich verstehe nicht, was Sie mit ›Erfolg‹ meinen«, sagte Mr. Knightley. »Erfolg setzt Bemühung voraus. Wenn Sie sich die letzten vier Jahre bemüht haben, diese Heirat zustande zu bringen, haben Sie mit Ihrer Zeit etwas Rechtes angefangen, was viel Zartgefühl verlangt. Eine wahrhaft würdige Beschäftigung für das Herz einer jungen Dame! Wenn Sie aber, wie ich mir’s eher vorstelle, mit Ihrem Ehestiften, wie Sie’s nennen, nur meinen, daß Sie es gewünscht und erhofft haben, daß Sie sich eines müßigen Tages sagten: ›Ich fände es sehr schön für Miss Taylor, wenn Mr. Weston sie heiratete‹, und sich das dann ab und zu wieder gesagt haben – wieso sprechen Sie dann von Erfolg? Wo ist Ihr Verdienst? Worauf sind Sie so stolz? Sie haben gut geraten; das ist alles, was man dazu sagen kann.«
»Und haben Sie nie erlebt, was für ein Vergnügen, welche Genugtuung es ist, richtig geraten zu haben? Dann tun Sie mir leid! Ich habe Sie für klüger gehalten – denn, verlassen Sie sich drauf, richtig zu raten ist niemals lediglich Glückssache. Es gehört immer ein bißchen Begabung dazu. Und was mein armes Wort ›Erfolg‹ angeht, das Sie mir streitig machen, so weiß ich nicht, warum ich so gar keinen Anspruch darauf haben soll. Sie haben so hübsch zwei Möglichkeiten ausgemalt – aber ich glaube, es gibt noch eine dritte, etwas zwischen Nichtstun und Allestun. Hätte ich nicht Mr. Westons Besuche hier begünstigt und sie oft ein bißchen ermutigt und ihnen in mancherlei Kleinigkeiten etwas die Wege geebnet, so wäre vielleicht doch alles im Sande verlaufen. Ich glaube, Sie kennen Hartfield zur Genüge, um das einzusehen.«
»Ach was, einem aufrichtigen, offenherzigen Mann wie Mr. Weston und einer so verständigen, ungekünstelten Frau wie Miss Taylor darf man wohl zutrauen, daß sie mit ihren Angelegenheiten allein fertig werden. Wahrscheinlich haben Sie sich selber durch Ihre Einmischung mehr geschadet, als ihnen Gutes getan.«
»Emma denkt nie an sich selber, wenn sie andern Gutes tun kann«, stimmte Mr. Woodhouse bei, der nur teilweise folgen konnte. »Aber, mein Liebes, bitte, stifte keine Ehen mehr, das ist dummes Zeug und zerstört einem nur schmerzlich den Familienkreis.«
»Nur eine noch, Papa; nur für Mr. Elton. Der arme Mr. Elton! Sie haben Mr. Elton doch so gern, Papa – ich muß mich unbedingt nach einer Frau für ihn umsehen! Hier in Highbury gibt es keine, die ihn verdient. Er ist nun schon ein ganzes Jahr hier und hat sich sein Haus so behaglich eingerichtet, daß es eine Schande wäre, wenn er noch länger allein bliebe. Und als er heute ihre Hände ineinanderlegte, sah er mir ganz danach aus, als hätte er’s gern, wenn man ihm den gleichen Dienst erwiese. Ich halte viel von Mr. Elton, und dies ist für mich die einzige Möglichkeit, ihm einen Gefallen zu tun.«
»Mr. Elton ist gewiß ein sehr netter junger Mann und ein sehr braver junger Mann, ich schätze ihn sehr. Aber wenn du ihm einen Gefallen tun willst, mein Liebes, dann lade ihn doch eines Tages zum Essen ein. Das ist viel besser. Ich darf wohl annehmen, daß Mr. Knightley so freundlich sein wird, dann auch zu kommen.«
»Mit großem Vergnügen, Sir, jederzeit«, sagte Mr. Knightley lachend; »und ich bin auch ganz Ihrer Meinung, daß es so besser ist. Laden Sie ihn zum Essen ein, Emma, und legen Sie ihm die feinsten Stücke Fisch und Hühnchen vor, aber überlassen Sie es ihm, sich seine Frau auszusuchen. Verlassen Sie sich drauf, ein Mann von sechs- oder siebenundzwanzig Jahren kann für sich selber sorgen.«
Zweites Kapitel
Mr. Weston war aus Highbury gebürtig und stammte aus einer achtbaren Familie, die in den letzten zwei oder drei Generationen zu gesellschaftlichem Ansehen und Wohlstand aufgestiegen war. Er hatte eine gute Erziehung genossen, aber als er es, schon in jungen Jahren, zu einer bescheidenen Selbständigkeit gebracht hatte, verspürte er wenig Neigung, sich häuslich niederzulassen wie seine Brüder. Seinem rührigen, lebensfrohen Wesen und seinem geselligen Temperament lag es mehr, in die Bürgerwehr seiner Grafschaft einzutreten, die damals aufgestellt wurde.
Hauptmann Weston war dort der allgemeine Liebling; und als er durch die Zufälle seiner militärischen Laufbahn mit Miss Churchill bekannt wurde, die einer vornehmen Familie aus Yorkshire angehörte, und Miss Churchill sich in ihn verliebte, war niemand überrascht außer ihrem Bruder und dessen Frau, die ihn nie gesehen hatten und in ihrem Stolz, ihrem Standesdünkel diese Verbindung als beleidigend empfanden.
Miss Churchill jedoch, die mündig war und volles Verfügungsrecht über ihr Vermögen hatte – das freilich in keinem Verhältnis zu dem Familienbesitz stand –, war nicht von der Heirat abzubringen, und die Trauung fand statt zur grenzenlosen Erbitterung von Mr. und Mrs. Churchill, die sie mit gebührendem Dekorum von sich stießen.
Die beiden aber paßten nicht zueinander, und ihre Ehe wurde nicht sehr glücklich. Mrs. Weston hätte noch am ehesten ihr Glück darin finden können, denn ihr Gatte in seiner Warmherzigkeit und Nachgiebigkeit meinte, er müsse ihr alles zuliebe tun zum Dank dafür, daß sie geruht hatte, sich in ihn zu verlieben. Aber wenn sie auch in gewissem Sinne Charakter hatte, so war es doch kein Charakter von der besten Art. Sie war standhaft genug, ihrem Bruder zum Trotz ihren Willen durchzusetzen, nicht aber, um sich über den törichten Groll ihres Bruders nicht töricht zu grämen und dem Luxus ihres früheren Heims nachzutrauern. Sie lebten über ihre Verhältnisse, und doch war das nichts im Vergleich zu Enscombe; sie hörte zwar nicht auf, ihren Gatten zu lieben, aber sie wäre am liebsten zugleich die Frau Hauptmann Westons und Miss Churchill von Enscombe gewesen.
Es zeigte sich, daß Hauptmann Weston, der nach Ansicht der Leute, und namentlich der Churchills, eine so großartige Partie gemacht hatte, dabei weitaus den kürzeren zog; denn als seine Frau nach dreijähriger Ehe starb, war er ärmer als zuvor und hatte noch dazu für ein Kind zu sorgen. Von dem Unterhalt des Knaben wurde er jedoch bald entbunden. Der Kleine war zum Mittler geworden und brachte etwas wie eine Versöhnung zustande, und die schleichende Krankheit seiner Mutter trug dazu bei, die Gemüter milde zu stimmen; und Mr. und Mrs. Churchill, die selber kinderlos waren und auch für kein anderes junges Wesen aus ebenbürtiger Verwandtschaft zu sorgen hatten, erboten sich bald nach dem Hinscheiden Mrs. Westons, den kleinen Frank ganz zu sich nehmen. Sicherlich empfand der verwitwete Vater Bedenken und Widerstreben gegen diese Lösung, da aber andere Erwägungen den Ausschlag gaben, wurde das Kind der Obhut und dem Reichtum der Churchills überantwortet. So brauchte Mr. Weston nun nur an sein eigenes Wohl zu denken und zu versuchen, so gut es ging, wieder auf einen grünen Zweig zu kommen.
Eine gründliche Veränderung schien ihm ratsam. So quittierte er den Dienst bei der Miliz und sattelte