Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone Staffel

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den Gedanken, daß es nicht Auguste war, die sich daneben benommen hatte, kam Eliane nicht.

      *

      Ilse Wenden war im Laufschritt nach Hause gerannt. Im Parterre des Hauses befanden sich die Praxisräume, und sie stürzte, noch immer außer sich, auf das Sprechzimmer zu. Im letzten Moment gelangt es einer Sprechstundenhilfe, sie aufzuhalten.

      »Bitte, Frau Doktor! Der Herr Doktor hat einen Patienten im Sprechzimmer!«

      »O Gott! Rufen Sie ihn heraus! Ich muß ihn sofort sprechen! Es ist etwas Unglaubliches vorgefallen! Sofort! Wo kann ich mit ihm reden?«

      »Bitte, Frau Doktor, kommen Sie doch hier herein!« Die Sprechstundenhilfe schob sie in das kleine Büro, in dem die Schreibarbeiten erledigt wurden, und machte die Tür hinter ihr zu. »Puh!«

      »Was ist?« fragte ihre Kollegin und grinste.

      »Keine Ahnung! Ich rufe den Herrn Doktor!« Sie verdrehte die Augen, und die andere lachte.

      Gleich darauf kam Dr. Peter Wenden erschrocken aus dem Sprechzimmer:

      »Ilse, um Himmels willen! Was ist passiert?« Er atmete auf, als er sah, daß sich nicht verletzt war. »Etwas mit den Kindern?«

      »Nein! Nein! Dein Vater!« zischte sie wie eine gereizte Otter.

      »Er war doch gestern mit dieser Gräfin in der Oper – und heute treffe ich zufällig ihre Schwiegertochter, und die – die beschimpft ihn – und uns – als – als Erbschleicher! Er wäre hinter dem Geld der Gräfin her – o Gott! Peter! Vor allen Leuten! Sie wurde so ausfallend…« Ilse begann zu weinen. Daß sie selbst auch nicht gerade zurückhaltend vornehm gewesen war, behielt sie für sich.

      »Jetzt ist Schluß mit dem Theater! Das geht zu weit!« Peter Wenden war nicht energisch, um so zorniger war er jetzt, da man es von ihm verlangte. »Ich werde mit Vater reden…«

      »Peter: entweder er trennt sich von der Alten im Schloß – oder – oder – er zieht aus!«

      »Ilse!«

      »Jawohl! Ich bestehe darauf! Sonst ziehe ich aus!« Sie weinte wieder.

      »Wir besprechen das später«, sagte Peter voller Unbehagen. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, den Vater hierher zu holen…

      *

      Für gewöhnlich kümmerte sich Jakob nicht um seine kleine Schwester. Jedenfalls nicht in der Schule. Aber heute standen die Geschwister in der großen Pause zusammen, steckten die Köpfe zusammen und überlegten, was sie nur tun könnten, um dem Großvater zu helfen.

      Es hatte gestern einen Riesenkrach gegeben!

      Papa hatte geschrien, Mama hatte gekreischt und geweint und Opa war erst wütend gewesen und dann ganz resigniert. Und das war noch schlimmer.

      Sie hatten versucht, mit ihm zu reden, aber er hatte sich in sein Zimmer eingesperrt und getan, als würde er nichts hören. Und Mami war nicht zum Essen erschienen und Opa natürlich auch nicht. Er hatte sich auch nicht das Essen aufs Zimmer bringen lassen: Ursula hatte es versucht! Er hatte wieder nicht aufgemacht.

      »Ich sagte zu ihm«, erzählte sie ungefähr zum fünften Mal: »Opa! Bitte! Mach’ doch auf! Jakob und ich halten zu dir!«

      »Ich weiß«, seufzte Jakob, auch zum fünften Mal. »Ich habe es später auch noch mal probiert. Doch er sagte nur: ›Ihr seid lieb – aber mischt euch nicht ein!‹«

      »Aber wir müssen uns einmischen!« fand Ursula.

      Jakob nickte. Nur: wie?!

      »Da kommt dieser Lackaffe! Dieser degenerierte Schnösel!« flüsterte er auf einmal aufgeregt seiner Schwester zu.

      Ursula drehte sich um.

      »Aribo! Wenn einer schon Aribo heißt! Das kann nur ein Idiot sein!« sagte sie laut, mit vor Aufregung ganz piepsiger Stimme.

      »Diese Adelsdeppen sind doch alle degeneriert und geistig behindert!« erklärte Jakob nun laut. »Das macht die Inzucht!«

      Aribo Sturmeck hatte die beiden bisher nicht beachtet, doch das konnte er schlecht überhören und auf sich sitzen lassen. Er blieb stehen.

      »Wollt ihr etwas von mir?« fragte er herablassend.

      »Ha!« machte Ursula, weil ihr nichts einfiel.

      »Was kann man von einem A… das aus einer Familie von A…n stammt, schon wollen?« erwiderte Jakob und machte sich kampfbereit.

      Aribo glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.

      »Hör mal Kleiner – du scheinst mich zu verwechseln! Du nimmst das jetzt zurück, oder ich muß dir ein paar verpassen. Für gewöhnlich schlage ich mich ja nicht mit Babys herum…«

      »Baby – du – du…« Jakob warf ihm noch ein paar Schimpfworte an den Kopf. Schon um sich selbst Mut zu machen, denn Aribo war um einiges größer und kräftiger als er.

      Der war jetzt auch mit ein paar Schritten bei ihm und packte ihn unsanft an den Schultern und schüttelte ihn. Jakob verpaßte ihm einen Tritt gegen die Schienbeine, und Aribo revanchierte sich mit einem gut gezielten Kinnhaken, der Jakob zu Boden schickte. Daraufhin griff Ursula mit spitzen Schreien in das Kampfgeschehen ein, sprang dem großen Jungen an den Hals und biß ihn. Da Aribo ihr nicht mehr weh tun wollte, als unvermeidlich, drehte er ihr die Arme um. Kreischend trat sie um sich.

      Allmählich sammelten sich Zuschauer um die Streitenden.

      »Gibt’s dem kleinen Miststück!«

      »Bravo, Ursula!«

      »Hei! Jakob! Bist du schon bedient?«

      Bevor der sich wieder aufgerappelt hatte, um erneut ins Kampfgeschehen einzugreifen, erschien ein Lehrer auf der Bildfläche.

      »Was ist denn hier los? Sturmeck! Ich sehe wohl nicht recht! Ursula! Wenden! Sofort Schluß. Los! Ihr kommt mit mir!« Er packte Ursula am Handgelenk und zog sie mit sich, die beiden jungen Burschen folgten mit muffigen Gesichtern, sich gegenseitig wütende Blicke zuwerfend.

      Der Lehrer, es war der Klassenlehrer von Jakob, der Aribo aus dem Geschichtsunterricht kannte, schob die drei vor sich in ein leeres Klassenzimmer.

      »Also? Was war das?« Er sah von einem zum anderen. »Ich kenne euch doch. Ihr seid doch sonst nicht so – so – na ja. Also: was war der Grund?«

      Ursula und Jakob sahen sich an und schwiegen.

      »Sie haben mich und meine Familie beschimpft!« sagte Aribo nach einer Pause.

      »Aha. Und warum?« wandte der Lehrer sich nun an die beiden.

      »Weil seine Mutter, die blöde Kuh…«

      »Halt! Moment! So geht das nicht, Wenden!« unterbrach der Lehrer verärgert.

      »Moment!« Aribo horchte auf. »Heißt du ›Wenden‹?«

      »Das

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