Tibor (zweite Serie) 1: Die Spinnengöttin. Thomas Knip

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Tibor (zweite Serie) 1: Die Spinnengöttin - Thomas Knip Tibor

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hielten nach Wachposten Ausschau.

      Sie hatten schon fast den Hügelkamm erreicht, als sie Stimmen hörten. Vorsichtig schlichen sie weiter und spähten über einen Felsen hinweg. Nur wenige Meter von ihnen entfernt saßen zwei mit Speeren bewaffnete O’gogos. Sie achteten kaum auf ihre Umgebung, sondern unterhielten sich angeregt.

      Pip wünschte sich, er könnte verstehen, was sie sagten. Doch die Sprache der Zweibeiner war ihm genauso fremd wie seinem Bruder oder allen anderen Tieren im Dschungel. Dafür wusste er genau, wofür die große, tonnenförmige Trommel gedacht war, die direkt neben den beiden Männern auf dem Boden stand.

      Damit konnten sie ihren Stamm warnen, und das war es, was Tibor vermeiden wollte.

      Pip dachte angestrengt nach, als ihn Pop an der Schulter zupfte. Mehrmals wischte er mit der Hand in dessen Richtung, doch sein Bruder ließ sich nicht abweisen. Er drehte sich zu ihm um und wollte ihn schon anfahren, als er bemerkte, wie Pop fortwährend in eine Richtung deutete.

      »Sieh da drüben«, flüsterte er.

      Pip öffnete erstaunt den Mund. »Da sind ja ebenfalls Wachen!«, fand er schließlich seine Sprache wieder. Seine Augen suchten die Gegend ab. »Und wenn mich nicht alles täuscht, dann sitzt dort auf dem Baum auch noch ein Zweibeiner!«

      Unruhe befiel ihn. Er unterdrückte den Drang, so schnell wie möglich zu Tibor zurückzuhasten.

      »Lass uns auf die Spitze des Hügels klettern«, schlug er Pop stattdessen vor, »damit wir auch auf die andere Seite sehen können.«

      Sein Bruder nickte hastig. So gut sie konnten, nutzten sie die Deckung der Steine aus und erklommen die Höhe mit schnellen Sprüngen. Die beiden Wachen, die sie zuerst bemerkt hatten, bekamen überhaupt nicht mit, wie die kleinen Äffchen in ihrem Rücken an ihnen vorbeikletterten und den Hügelkamm erreichten.

      Pip drohte der Mut zu verlassen, als er mit einem schellen Blick sah, dass es rings um sie herum genauso aussah. Überall hielten sich Wachen verborgen. Er richtete sich auf, um noch besser über den Felsen nach unten spähen zu können.

      Doch dabei übersah er die Gefahr, die hinter ihnen lauerte …

      *

      Nkeme hatte zuerst nur ein leises Poltern gehört und sich nichts dabei gedacht. Eines der zahlreichen Steinchen würde sich gelöst haben. Dann hörte er es ein weiteres Mal, und diesmal begleitet von einem leise schnatternden Geräusch.

      Er runzelte die Stirn und blickte aus seiner Deckung nach oben.

      Vor der Sonne hoben sich nur unweit von ihm entfernt zwei kleine Affen als Umrisse ab, die sich anscheinend interessiert umsahen.

      »He, sieh dort drüben«, raunte er seinem Begleiter zu und stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. Mbatu murrte und rieb sich die Stelle. Er sah, wie Nkeme nach oben wies, und sofort entdeckte er die Äffchen.

      Er zuckte mit den Schultern. »Na und? Das sind zwei Äffchen, wie es Tausende hier gibt.«

      »Es könnten aber auch ebenso gut die von Tibor sein, Pip und Pop«, entgegnete Nkeme.

      Mbatu stieß den Atem hörbar aus. »Du siehst Gespenster.« Er wollte es sich schon wieder im Schatten eines überhängenden Felsens bequem machen. Es war ein heißer Tag, und er hatte nicht vor, sich mehr als nötig anzustrengen.

      »Nein, beobachte sie doch!«, ließ Nkeme nicht locker. »Sie kundschaften unsere Wachen aus!«

      Mbatu seufzte, stützte sich auf die Trommel, mit der sie ihre Stammesbrüder warnen konnten, und rückte zu seinem Begleiter heran, um die kleinen Affen eine Weile zu beobachten. Er musste Nkeme recht geben. Sie verhielten sich tatsächlich ungewöhnlich.

      »Hm … du hast recht.« Er überlegte. »Vorsicht ist besser!«

      Er wies auf seinen Speer und deutete eine ausholende Bewegung mit dem Arm an. Nkeme verstand und nickte. Ohne ein Geräusch zu verursachen, erhob sich Mbatu aus seiner kauernden Haltung, griff nach der Waffe und warf seinen Speer auf die ahnungslosen Affen.

      *

      Pip hörte ein leises Zischen, als auch schon ein langer Schatten an ihm vorbeiflog. Der Speer verfehlte ihn nur um Haaresbreite, und der kleine Affe stieß einen erschrockenen Ruf aus. Er sprang auf, und von Panik erfüllt hüpfte er hin und her.

illu-02

      Pop kreischte neben ihm und wusste nicht, was er tun sollte.

      Erst, als es zu spät war, sahen sie die großen Gestalten über sich. Die beiden O’gogo-Krieger waren den Hügel hinaufgeeilt, warfen sich auf die Affen und schlossen ihre Hände um die kleinen Körper.

      *

      Nkeme lachte auf. »Den einen habe ich!«

      Er hielt den Affen, der sich in seinem Griff wand und zeterte, mit beiden Händen umfasst.

      »Und ich den anderen«, triumphierte Mbatu. Er hatte den zweiten am Schwanz zu packen bekommen und hielt ihn in die Höhe. Wehrlos schlug das Äffchen mit seinen dünnen Armen um sich. »Am besten, wir schmettern sie gegen die Steine!«

      Der O’gogo holte aus und wollte Pip zu Boden schleudern. Doch der kleine Affe verkrallte sich im Haarschmuck des Kriegers und riss ein dichtes Büschel Haare aus der Kopfhaut, noch während ihn Mbatu durch die Luft warf.

      Der O’gogo schrie einen schmerzerfüllten Schrei aus und fasste sich an den Kopf.

      Pip flog durch die Luft und sah die Steine rasch näher kommen. Er hielt die herausgerissenen Haare wie ein Kissen vor sich. Auch wenn er unsanft von dem Felsen abprallte, so milderten die Haare seinen Aufprall doch so weit, dass er unbeschadet auf die Beine kam und sich in Sicherheit bringen konnte.

      Nkeme starrte inzwischen wie versteinert auf seinen Begleiter, der noch immer vor Schmerzen aufjaulte und einen wilden Tanz vollführte.

      »Bei allen …«, stammelte er nur und verstand nicht, was gerade geschehen war. Er vergaß völlig den kleinen Affen in seiner Hand.

      Pop hatte nicht vor, diesen Augenblick ungenutzt verstreichen zu lassen. Er schwang im Griff des Eingeborenen herum und krallte seine Finger in dessen rechte Schulter. Seine kleinen, scharfen Zähne gruben sich tief in das Ohr des O’gogo, der nun seinerseits vor Schmerzen aufschrie und den Affen in seiner Hand losließ.

      Pop landete sicher auf dem Boden und hastete auf seinen Bruder zu, der hinter einem Felsen wild mit den Armen fuchtelte. Ihnen blieb keine Zeit, sich darüber zu freuen, der Gefahr entronnen zu sein. So schnell sie konnten, hasteten sie den Hügel hinab.

      »Um ein Haar hätte mir der teuflische kleine Affe das Ohr abgebissen!« Nkeme sah das Blut auf seiner Handfläche und fluchte. Er presste sie erneut gegen die schmerzende Stelle.

      »Und ich …«, jammerte Mbatu, dem die Tränen in den Augen standen, »… ich bin ohne Kopfschmuck!« Seine Finger tasteten über die wenigen verbliebenen Haare auf seinem Schopf. »Oh, diese Schande!«

      Nkeme hörte nicht auf zu fluchen, beugte sich vor und griff nach mehreren Steinen. Er holte mit aller Kraft aus und schickte sie den Äffchen

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