Blaue Iris - Roland Benito-Krimi 11. Inger Gammelgaard Madsen
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„Hmm, guten Morgen zusammen. Wir haben drei Mordfälle, würdet ihr daher mit in mein Büro kommen? Ich habe Brötchen besorgt.“
Er hatte beim Bäcker überlegt, ob es vielleicht wie Bestechung wirkte, aber falls er seine Mitarbeiter mit Brötchen und Gebäck dazu bringen konnte, ihm freundlich gesonnen zu sein, war er noch billig davongekommen.
„Sind es nicht nur zwei Morde?“, fragte Emily.
„Ja, zwei Menschen – und ein Hund“, antwortete Roland. An dem Tisch war geradeso Platz für die sieben Beamten. Roland setzte sich auf den Rand seines Schreibtisches. Zu seiner Freude nahmen alle die Bestechung an und schenkten sich Kaffee ein. Jedoch schweigend und ohne ihn anzusehen. Er räusperte sich. Die Routine bei Morgenbesprechungen musste auch wieder aufgefrischt werden. Er umklammerte seinen Kaffeebecher fester als notwendig.
„Das Ruderboot wurde gestern Abend in die Rechtsmedizin gebracht. Das Eis sollte von allein auftauen, sodass eventuelle Spuren nicht zerstört werden. Das hat natürlich eine Weile gedauert“, legte er dar. „Aber jetzt ist das Mädchen unter dem Eis identifiziert. Es handelt sich um Iris Bøgh Lykkegaard, die seit dem 5. November verschwunden war – also gut und gerne zwei Monate. Die Eltern haben sie identifiziert.“
Nun sahen ihn alle aufmerksam an. Der Fall des verschwundenen Mädchens aus Malling war in allen Medien gewesen, seit sie nach einem Abend mit ihren Freundinnen in Aarhus, wo sie ihren 16. Geburtstag feierte, verschwunden war. Der Fall hatte alle beschäftigt und berührt. Es war spät geworden, und Iris und eine Freundin, die in die gleiche Richtung musste, hatten sich darauf geeinigt, mit dem Taxi heimzufahren, aber Iris hatte aus unbekannten Gründen die verhängnisvolle Wahl getroffen, bei der Egelund Station aus dem Taxi zu steigen. Ihre Freundin hatte der Polizei während der Suche im vergangenen Jahr erzählt, sie habe gesehen, wie sie den Nymarksvej entlanggegangen sei und daher damit gerechnet, dass sie die Unterführung unter dem Oddervej nehmen und dem Nymark folgen würde, von wo aus es nicht mehr weit bis nach Hause war. Niemand hatte sie mehr gesehen, nachdem sie um 1:30 Uhr das Taxi verlassen hatte. Durch das heftige Schneegestöber in dieser Nacht waren alle Spuren beseitigt. Die Suche durch Polizei, Freunde, Familie, Missing People und im Großen und Ganzen alle in der Umgebung blieb erfolglos. Es war in Wasserläufen, Mooren und Seen gesucht worden, wo sie ins Eis eingebrochen sein konnte, und je mehr Zeit in diesem harten Winter verging, desto geringer waren die Chancen, die junge Frau lebend zu finden. „Wie ist sie gestorben?“, fragte Isabella schwach.
„Wir haben den endgültigen rechtsmedizinischen Bericht noch nicht vorliegen. Aber Natalie meint, dass sie heute Nachmittag damit fertig ist. Die Leiche ist gut erhalten, da sie die ganze Zeit gekühlt war; daher glaubt Natalie, dass die Chancen nicht schlecht stehen, Spuren zu finden.“
„Ja, wenn das Wasser sie nicht zerstört hat“, warf Bjarke ein.
Roland nickte und trank von dem Kaffee. Er war nicht so gut wie der, den er aus der Polizeibehörde gewohnt war, und er versuchte eine Grimasse zu unterdrücken.
„Aber, was sie sagen kann, ist, dass Iris an Händen und Füßen gefesselt war und grob misshandelt wurde.“
„Vergewaltigt?“, fragte Isabella. Die Abscheu leuchtete deutlich in den Augen. Roland erinnerte sich plötzlich an eine der letzten Bemerkungen von Mikkel Jensen ihm gegenüber, bevor er festgenommen worden war, nämlich, dass Isabella von jemandem vergewaltigt worden war, der frei herumlief, ihr drohte und andere Frauen vergewaltigte. Er hatte gesagt, dass sie ihren Namen hatte ändern und umziehen müssen, um dem Vergewaltiger zu entkommen. Aber hatte Mikkel Jensen das damals nur gesagt, um seine eigenen Taten zu rechtfertigen?
„Das konnte Natalie vor der Obduktion auch noch nicht sagen, aber Iris war nackt, daher müssen wir das Schlimmste befürchten“, antwortete er.
Eine Weile herrschte Schweigen.
„Iris war eine aktive junge Frau. Sie hatte gerade ihren eigenen Rekord als Freitaucherin unter dem Eis gebrochen, bevor sie verschwand“, fuhr Roland fort.
„Und dann wird sie tot unter dem Eis in einem Ruderboot gefunden. Ob darin wohl eine Symbolik liegt?“, fragte Liam und fasste damit Rolands Gedanken in Worte.
„Wir werden selbstverständlich mit ihrem Bekanntenkreis im Tauchklub reden“, antwortete er.
„Die wurden doch bestimmt schon befragt, als das Mädchen im November verschwunden ist“, meinte Niels.
„Das ist klar, aber jetzt muss ein Mörder gefunden werden, daher sprechen wir noch mal mit allen.“
„Was ist mit dem Taxifahrer? Wurde der nicht ausfindig gemacht?“
„Nein, er hat sich nie gemeldet, daher haben wir auch hier eine Aufgabe. Ich kann dem Bericht entnehmen, dass geschlussfolgert wurde, dass es sich um ein Schwarztaxi gehandelt hat.“
„Was bedeuten die Blumen?“, fragte Isabella und betrachtete das Foto des Bootes an der Pinnwand.
„Das sind Iris. Frische, daher deutet einiges darauf hin, dass sie gerade erst hingelegt wurden“, erläuterte Roland und schaute ebenfalls einen Augenblick auf die Pinnwand. Die starrenden, hübschen blauen Augen, die er unter dem Eis gesehen hatte, erschienen immer noch vor seinem inneren Auge.
„Blaue Iris? Ob das wohl eine Anspielung auf ihren Namen ist?“ Emily lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
„Oder auf ihre Augen. Die sind ungewöhnlich hübsch und blau“, meinte Isabella und sah fast neidisch auf das Foto von Iris, das ihnen von den Eltern ausgehändigt worden war, als sie gesucht wurde. Iris lächelte und das lange, strohblonde Haar glänzte in der Sonne und umrahmte ihr hübsches, ovales Gesicht. Das gleiche Foto hatte Iris für ihr Facebook-Profil verwendet. Isabella hatte recht. Roland hatte noch nie so unglaublich schöne blaue Augen gesehen, wenn sie denn echt und keine farbigen Kontaktlinsen waren. Heutzutage wusste man ja nie.
„Aber es kann ja eigentlich fast nur der Mörder gewesen sein, der die Blumen dorthin gelegt hat“, schätzte Niels und Roland hatte das Gefühl, dass sie sich alle langsam in dem Fall engagierten.
„Jedenfalls jemand, der wusste, dass sie in diesem Boot lag. Warum sollte er sie sonst hinlegen?“, meinte er.
„Aber man legt doch wohl nur Blumen für jemanden hin, den man mag“, murmelte Isabella fast zu sich selbst und schaute immer noch nur auf die Pinnwand und die Tafel, nicht zu Roland.
„Vielleicht hat die Frau, die tot aufgefunden wurde, sie hingelegt“, überlegte Liam. „Wissen wir, wer sie ist?“
„Ja, Martha Bæk. Frisch verwitwet. Sieht so aus, als ob sie gerade mit dem Hund Gassi war.“ Roland deutete auf das Foto des toten Hundes. „Aber natürlich werden wir überprüfen, ob sie Iris kannte. Einiges deutet darauf hin, dass der Hund, bevor er erstochen wurde, den mutmaßlichen Täter angegriffen hat. Die Kriminaltechniker haben Fasern zwischen seinen Zähnen gefunden. Sieht nach blauem Jeansstoff aus, daher können wir davon ausgehen, dass er – oder sie – eine Jeans trug.“
„Hurra. Alle laufen in Jeans rum“, bemerkte Kim trocken.
„Martha Bæk starb an Blutverlust aufgrund von fünf Messerstichen in die Brust“, fuhr Roland fort. „Eine Sehne in dem einen Knie war gerissen, sodass sie sich nicht auf das Bein stützen konnte. Die Spur im Schnee zeigt, dass sie ausgerutscht ist, und da die Verletzung frisch erscheint, meint Natalie, dass sie bei dem Sturz passiert sei. Sie konnte sich also nicht von der Stelle bewegen.“