Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen. Kai Fritzsche

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Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen - Kai Fritzsche Hypnose und Hypnotherapie

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sorgt für die vielen Begegnungen während des Entstehungsprozesses dieses Buches. Er scheucht mich sozusagen aus dem Kämmerchen und bringt mich mit anderen Menschen zusammen. Er ließ das Schreiben zu einem äußerst interaktiven Erlebnis werden. Natürlich meldet sich auch der Anteil, der sich als Experte für Ego-State-Therapie einschätzt. Er erscheint als Trainer, Lehrer und Therapeut. Offensichtlich hat er einen pädagogischen Anstrich, hat Freude am Unterrichten und ergreift Partei für die Patientinnen und Patienten, denen er gerecht werden will. Und schließlich zeigt sich ein strenger Kritiker, der wohl ziemlich hohe Ansprüche hat und natürlich kaum zufriedenzustellen ist. Wie Sie sehen, ist selbst im stillen Kämmerchen einiges los. Diese Vielfalt hat sich offensichtlich als konstruktiv herausgestellt. Sonst wäre das Buch nicht vollendet worden.

      Viele Menschen haben den Entstehungsprozess begleitet. Ihnen allen bin ich sehr dankbar. Den größten Anteil haben meine Patientinnen und Patienten aus den vielen Jahren meiner psychotherapeutischen Tätigkeit. Von ihnen lernte ich am meisten. Sie bringen mich immer wieder in die ambulante psychotherapeutische Realität zurück und fordern mich auf, mich weiterzuentwickeln. Ebenso bin ich für die vielen Diskussionen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Seminare, Workshops und Supervisionen dankbar. Sie fragen nach. Sie wünschen sich überzeugende Konzepte und praktikable Werkzeuge. Sie weisen mich auf Lücken und Unklarheiten hin und helfen mir dadurch außerordentlich, nicht vom Wege abzukommen. Dr. Richard Huybrechts und Susanne Wirtz bin ich für ihre wichtige inhaltliche Mitarbeit dankbar. Ihre Hinweise zu den Texten waren für mich sehr wertvoll. Dr. Andrea Curio und Dr. Michael Siebers danke ich für die vielen konzeptionellen Anregungen, die meine Arbeit überaus bereichern und in dieses Buch eingeflossen sind. Meiner Tochter Nele bin ich dankbar für die Unterstützung bei sprachlichen Fragen. Meiner Frau Berit danke ich für die endlose Geduld und wichtige Unterstützung dieses Projekts, das neben meiner Praxis- und Seminartätigkeit entstand. Meinem Sohn Claas danke ich für sein Verständnis angesichts meiner ausgeprägten Absorption während des Entstehungsprozesses. Nicht zuletzt danke ich Dr. Ralf Holtzmann, Dipl.-Inform. Veronika Licher und dem Team des Carl-Auer Verlags für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, und die bestärkende und wohltuende Zusammenarbeit.

       Kai Fritzsche Berlin, im März 2020

Teil 1 – Orientierung

       1Erster Kontakt mit der Thematik der Traumafolgestörungen

      Wenn ich heute an den ersten Kontakt mit meinem Berufsleben als Psychotherapeut, an die Anfänge meiner psychotherapeutischen Laufbahn in der Universitätsambulanz für Psychodiagnostik und Psychotherapie der Humboldt-Universität zu Berlin zurückdenke, dann staune ich darüber, wie meine damaligen Patientinnen und Patienten trotz meiner Behandlung gesund wurden. Hochmotiviert, enthusiastisch, man könnte auch sagen etwas hypomanisch und unwissend stürzte ich mich mit meinen Rettungsfantasien förmlich auf sie, sodass ihnen, falls sie sich für ein Verbleiben in der Therapie entschieden hatten, nur eine Chance blieb, die darin bestand, möglichst schnell gesund zu werden.

      Den glücklichen Verlauf meiner weiteren beruflichen Entwicklung habe ich vor allem drei Umständen zu verdanken:

      1)Die Patienten hatten Geduld mit mir und unterstützten mich in meinen Bemühungen, indem sie mir behilflich waren, ihnen angemessen zu helfen. Ihnen habe ich am meisten zu verdanken und ohne sie könnte ich heute nicht dieses Buch schreiben. Meine Patientinnen und Patienten forderten mich. Sie brachten mich wieder auf den Boden, sie zeigten Verständnis für meine Naivität und sie schenkten mir ihr Vertrauen, das größte Geschenk, das ihnen möglich war.

      2)Ich hatte das Glück eines wohlwollenden und verständnisvollen Supervisors, der meine Bemühungen richtig einzuschätzen vermochte und eine wunderbar wertschätzende Art besaß, mich auf die Gefahren meines Tuns sowie auf angemessene psychotherapeutische Wege hinzuweisen, ohne meine Motivation zu bremsen.

      3)Ich war fasziniert von der Begegnung mit Menschen. Ihre Geschichte interessierte mich und das spürten sie. Ich wollte verstehen, mitfühlen, Ideen bekommen. Ich wollte mit ihnen ein Stück des Weges gemeinsam gehen, mal einen Schritt voraus, mal einen Schritt hinterher und möglichst häufig genau neben ihnen. Ich wollte mich auf ihre Seite schlagen, was einerseits unmöglich schien, was sie andererseits unbedingt brauchten. Ich suchte mit ihnen gemeinsam nach Bewältigungsschritten, bildete mit ihnen ein Team, das meiner Vorstellung nach durch dick und dünn ging, und versorgte sie mit Zuversicht.

      Seitdem ist viel Zeit vergangen und ich hatte reichlich Gelegenheit zu lernen, nicht nur von meinen Patientinnen und Patienten, sondern auch aus einem riesigen Wissensfundus all derer, die sich mit dem Thema des Verstehens von psychischen, physischen und sozialen Prozessen in Zusammenhang mit Traumatisierungen und mit den Behandlungsmöglichkeiten von Traumafolgestörungen beschäftigten und noch immer beschäftigen. Ich werde natürlich nicht alle zitieren können, die mich in meiner Arbeit beeinflusst haben. Ich werde jedoch versuchen, so viele Verweise unterzubringen, wie es möglich ist.

      In meinen Seminaren und Vorträgen werde ich häufig gefragt, wie ich es aushalten würde, mich den ganzen Tag mit Traumatisierungen zu beschäftigen. Die Antwort fällt mir nicht schwer: Ich beschäftige mich nicht den ganzen Tag mit Traumatisierungen. Ich habe das Glück, mich den ganzen Tag Menschen widmen zu können. Diese sind mehr als ihre traumatischen Erfahrungen, deutlich mehr. Trotz der Nähe zum Schrecken, zu Ohnmacht, Hilflosigkeit, Bedrohung und Gewalt freue ich mich auf die Begegnung mit diesen Menschen.

      Ich bin ihnen auch dankbar dafür, dass sie mit mir arbeiten und mir meine Ecken und Kanten ebenso verzeihen können wie meine Fehler.

      Bereits bei meinem ersten Kontakt mit dem Berufsleben als Psychotherapeut begegnete ich Menschen, die unter Traumafolgestörungen litten. Wie bei allen anderen psychischen und somatischen Störungen auch, halte ich es für wichtig, die eigenen Reaktionen, Impulse und Gefühle wahrzunehmen, die diese Störungen bzw. Menschen, die unter ihnen leiden, auslösen. In der Behandlung von Traumafolgestörungen werden wir mit einer Vielzahl an schrecklichen Geschichten konfrontiert. Es bleibt eine berufslebenslange Aufgabe, eigene konstruktive Wege zu finden, damit gut umzugehen. Zum Glück gibt es hinter den schrecklichen Geschichten immer den Menschen, zu dem auch andere Geschichten und andere Seiten gehören. Ich möchte an dieser Stelle vom ersten Kontakt mit einer der komplexen und drastischen Biografien berichten, die ich als junger Therapeut erlebte und die mit zu den Behandlungen gehörte, die meine traumatherapeutische Ausrichtung prägte. Die Fallsequenz stellt auch für Sie, liebe Leserin und lieber Leser, in diesem Buch einen ersten Kontakt mit betroffenen Menschen dar, von denen viel berichtet werden wird und die uns mit all ihren Facetten begleiten werden. Das Fallbeispiel 1 führt uns mitten hinein in die Fragen der Beschreibung, Einordnung, Behandlung und des Erlebens von komplexen Traumafolgestörungen. Es kann auch die unterschiedlichen Gefühle verdeutlichen, die Biografien bei uns auslösen, in denen traumatisches Geschehen enthalten ist.

       Fallbeispiel 1

      Der erste Kontakt mit der kasachischen Patientin fand im Beisein ihrer Betreuerin statt, die sich händeringend mit der Bitte um eine traumatherapeutische Behandlung für die junge Frau an mich gewandt hatte. Der sowjetische Hintergrund stand während meiner Kindheit und Jugend in der DDR nicht besonders hoch im Kurs. Umso verblüffender war der Effekt, irgendwie ziemlich schnell einen Draht zu ihr gefunden zu haben, die derart auffällig und instabil zu sein schien, dass ihr viele ambulante Therapeuten und stationäre Einrichtungen eine Behandlung verwehrten, zum Teil, da diese schon mehrmals ohne Erfolg versucht worden waren. Sie brachte mir im Therapieverlauf u. a. Zeichnungen und Grafiken mit, die sie selbst angefertigt hatte. Eine davon zeigte ein Diddl-Maus-Paar in einer Blüte. Die beiden Diddl-Mäuse umarmten sich glücklich und strahlten sich liebevoll an. Die Blüte stand farbenfroh in voller Pracht und

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