Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen
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Читать онлайн книгу Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen страница 47
Hast Du keinen besseren Anzug als den?
Peer Gynt.
Du solltest mal meinen Sonntagstaat sehn!
Die Grüngekleidete.
Ich geh’ auch Werktags in seidnem Kleide.
Peer Gynt.
Es sieht zwar wie Werg aus und Gras, nicht wie Seide –
Die Grüngekleidete.
Ja, Du, auf eines, da hab’ Du mir Acht:
So ist’s nun einmal bei uns hergebracht:
Alles beim Rondevolk hat zwei Seiten.
Wenn Du auf Vaters Schloß mit mir gehst,
Dürft’ Dich der Schein leicht zum Glauben verleiten,
Daß Du mitten in einer Geröllwüste stehst.
Peer Gynt.
Just wie bei uns! Daß man’s glauben sollt’!
Für Ruß und Rost möcht’st Du alles das Gold –
Und jede glitzernde Scheib’ für aus alten
Fetzen und Flicken zurecht gemacht halten.
Die Grüngekleidete.
Schwarz, das scheint weiß, und grob, das scheint fein.
Peer Gynt.
Groß, das scheint klein, und schmutzig, das scheint rein!
Die Grüngekleidete (fällt ihm um den Hals.)
Ja, Peer, so seh’ ich, wir geben ein Paar!
Peer Gynt.
Wie Bein und Hose, wie Kamm und Haar!
Die Grüngekleidete (ruft nach hinten in die Berglehne.)
Brautrößlein! Brautrößlein mein! Komm hervor!
(Eine riesengroße Sau kommt gelaufen mit einem Tauende als Zaum und einem alten Sack als Sattel. Peer Gynt schwingt sich darauf und nimmt die Grüngekleidete vor sich.)
Peer Gynt.
Heissa! Jetzt geht es durchs Ronde-Tor,
Sput’ Dich, sput’ Dich, mein Zelter brav!
Die Grüngekleidete (zärtlich.)
Ach, gestern noch ging ich als wie im Schlaf; –
Und heute – wer das mir gesagt hätt’! – und heute –!
Peer Gynt (prügelt die Sau und trabt von dannen.)
Am Reitzeug erkennt man die fürnehmen Leute!
(Des Dovre-Alten Königshalle)
(Große Versammlung von Hoftrollen, Erdgeistern und Kobolden. Der Dovre-Alte auf dem Hochsitz mit Krone und Szepter. Seine Kinder und nächsten Verwandten zu beiden Seiten. Peer Gynt steht vor ihm. Große Bewegung im Saal.)
Die Hoftrolle.
Schlachtet ihn ab! Betört hat der Christ
Des Dovre-Alten wonnigste Maid!
Ein junger Troll.
Ob ich ihn in den Finger schneid’?
Ein Anderer.
Darf ich ihn an den Haaren reißen?
Eine Trolljungfer.
Laßt mich ihn in den Schenkel beißen!
Trollhexe (mit einem Kochlöffel.)
Dafern er in Salzlaug’ zu pökeln ist –?
Eine Andere (mit einem Schlächtermesser.)
Soll ich ihn am Spieß braten oder im Hafen schmoren?
Der Dovre-Alte.
Eis Euch ins Blut!
(Winkt seine Vertrauten näher zu sich heran.)
Hört, sei’n wir keine Toren!
Mit uns geht’s die letzten Jahre zurück,
Wir haben den Halt, sozusagen, verloren,
Und Volkshilfe macht’ uns am End’ wieder flügg.
Zudem scheint der Bursche gesund geboren,
Und stark gebaut ist er auch, wie ich seh’.
Wohl wahr, Kopf hat er nicht mehr als einen,
Doch hat meine Tochter ja auch nicht meh.
Dreiköpfiger Trolle gibt’s schier mehr keinen,
Zweiköpfige kaum noch mal hier und da,
Und die sind denn auch soso lala.
(Zu Peer Gynt.)
Du willst, daß ich Dir die Tochter gebe?
Peer Gynt.
Die Tochter und ‘s Reich als Mitgift dazu.
Der Dovre-Alte.
Das halbe mag Dein sein, solang’ ich noch lebe,
Das übrige, leg’ ich dereinst mich zur Ruh’.
Peer Gynt.
Ich bin’s zufrieden.
Der Dovre-Alte. Ja, stopp, mein Sohn!
Du mußt Dichauch durch Zusagen binden.
Und brichst Du nur eine, so kostet’s den Thron,
Und Du wirst nie mehr lebend von hier hinweg finden.
Zunächst hast Du nirgends herumzuscharlenzen,
Auch nicht in Gedanken, außer Rondanes Grenzen.
Tag sollst Du scheun und Tat und jeden Fleck Lichts.
Peer Gynt.
Wenn ich König genannt werd’, verschlägt mir das nichts.
Der Dovre-Alte.
Dann woll’n wir Dich mal bei den Hörnern packen –
(Erhebt sich auf seinem Sitz.) Der älteste Hoftroll (zu Peer Gynt.)
Wobei Deine Kunst sich erweisen soll,