Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
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Prof. Faye bemerkt, daß »ein noch größeres Überwiegen der Knaben angetroffen werden würde, wenn der Tod beide Geschlechter im Mutterleibe und während der Geburt in gleichem Verhältnisse träfe. Es ist aber Thatsache, daß auf je 100 todtgeborene Mädchen in mehreren Ländern von 134,6 bis 144,9 todtgeborener Knaben kommen. Außerdem sterben auch während der ersten vier oder fünf Lebensjahre mehr Knaben als Mädchen; so starben z. B. in England während des ersten Jahres 126 Knaben auf je 100 Mädchen, – ein Verhältnis, welches sich in Frankreich noch ungünstiger herausstellt«.484 Dr. Stockton-Hough erklärt diese Thatsachen zum Theil daraus, daß die Entwicklung der Knaben häufiger als die der Mädchen mangelhaft ist. Wir haben vorhin gesehen, daß das männliche Geschlecht variabler in der Bildung ist, als das weibliche; Abänderungen nun in wichtigen Organen werden allgemein schädlich sein. Aber die Größe des Körpers und besonders des Kopfes, welche bei männlichen Kindern bedeutender ist als bei weiblichen, ist noch eine andere Ursache; die Knaben werden hiernach während der Geburt leichter verletzt. In Folge hiervon ist die Zahl der todtgeborenen Knaben größer; wie ein äußerst competenter Richter, Dr. Crichton Browne,485 meint, leiden Knaben häufig an ihrer Gesundheit während mehrerer Jahre nach der Geburt. Als eine Folge dieses Überwiegens des Sterblichkeitsverhältnisses bei Knaben und des Umstandes, daß Männer im erwachsenen Alter verschiedenen Gefahren ausgesetzt sind, ebenso als eine Folge ihrer Neigung zum Auswandern, hat sich ergeben, daß die Frauen in allen lange bestehenden Staaten, wo statistische Erhebungen angestellt worden sind,486 beträchtlich die Männer an Zahl übertreffen.
Es scheint auf den ersten Blick eine mysteriöse Thatsache zu sein, daß bei verschiedenen Nationen unter verschiedenen Bedingungen und Klimaten, in Neapel, Preußen, Westphalen, Holland, Frankreich, England und den Vereinigten Staaten der Überschuß der männlichen über die weiblichen Geburten geringer ist, wenn sie unehelich als wenn sie ehelich sind.487 Dies ist von verschiedenen Schriftstellern auf vielerlei verschiedene Weise erklärt worden, so aus der gewöhnlich großen Jugend der Mutter, aus den verhältnismäßig zahlreichen Erstgeburten u. s. w. Wir haben aber gesehen, daß Knaben wegen der bedeutenden Größe ihres Kopfes mehr als weibliche Kinder während der Geburt leiden; und da die Mütter unehelicher Kinder mehr als andere Frauen aus verschiedenen Ursachen (so in Folge der Versuche der Verheimlichung durch starkes Schnüren, harter Arbeit, gestörten Gemüthes u. s. w.) schwierige Geburten haben werden, so werden die männlichen Kinder im Verhältnis darunter leiden. Wahrscheinlich ist dies die wirksamste von allen Ursachen davon, daß bei unehelichen Geburten das Verhältnis der lebend geborenen Knaben zu den Mädchen geringer ist als bei ehelichen Geburten. Bei den meisten Thieren ist nun die bedeutendere Größe der erwachsenen Männchen im Vergleich zu den Weibchen eine Folge davon, daß die stärkeren Männchen während der Kämpfe um den Besitz der Weibchen die schwächeren besiegt haben; und ohne Zweifel ist es eine Folge dieser Thatsache, daß die beiden Geschlechter wenigstens mancher Thiere bei der Geburt an Größe verschieden sind. Es stellt sich hiernach die merkwürdige Thatsache heraus, daß wir die häufigeren Todesfälle männlicher als weiblicher Kinder, besonders unehelicher, wenigstens zum Theil der geschlechtlichen Zuchtwahl zuschreiben können.
Es ist oft vermuthet worden, daß das relative Alter der Eltern das Geschlecht der Nachkommen bestimme; und Prof. Leuckart488 hat, seiner Ansicht nach einen Zweifel ausschließende, Belege in Bezug auf den Menschen und gewisse domesticierte Thiere vorgebracht, um zu zeigen, daß dies ein bedeutungsvoller, wenn auch nicht der einzige Factor bei dem Resultate sei. Ferner glaubte man, daß die Periode der Befruchtung im Verhältnis zum Zustande des Weibchens die wirksame Ursache sei; neuere Beobachtungen erschüttern aber diese Ansicht. Nach Dr. Stockton-Hough489 äußert die Jahreszeit, die Armuth oder Wohlhabenheit der Eltern, das Wohnen auf dem Lande oder in Städten, das Kreuzen mit fremden Einwanderern u. s. w., alles dies einen Einfluß auf das Verhältnis der Geschlechter zu einander. In Bezug auf den Menschen vermuthet man ferner, daß Polygamie die Geburt einer größeren Proportion von Mädchen veranlasse; aber Dr. Campbell490 hat diesem Gegenstande in den Harems von Siam eingehende Aufmerksamkeit gewidmet und ist zu dem Schlusse gelangt, daß das Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Geburten dort dasselbe ist wie bei monogamen Verbindungen. Kaum irgend ein Thier ist in solchem Maße polygam gemacht worden wie das englische Rennpferd, und doch werden wir sofort sehen, daß dessen männliche und weibliche Nachkommen fast genau gleiche Zahlen darbieten. Ich will nun die Thatsachen mittheilen, welche ich in Bezug auf die proportionalen Zahlen der Geschlechter bei verschiedenen Thieren gesammelt habe, und will dann kurz erörtern, in wie weit bei Bestimmung des Resultats Zuchtwahl in's Spiel gekommen ist.
Pferde. – Herr Tegetmeier hat die Güte gehabt, aus dem »Racing Calendar« die Geburten von Rennpferden während einer Periode von vierundzwanzig Jahren, nämlich von 1846 bis 1867 für mich in Tabellen zu bringen; das Jahr 1849 ist weggelassen, da in diesem Jahre die Erhebungen nicht veröffentlicht wurden. Die Totalzahl aller Geburten betrug 25,560,491 wovon 12,763 männliche und 12,797 weibliche waren, oder die männlichen standen im Verhältnis von 99,7 zu 100 weiblichen. Da diese Zahlen ziemlich groß sind und aus allen Theilen von England während des Verlaufs mehrerer Jahre zusammengetragen sind, so können wir mit vielem Vertrauen schließen, daß bei dem domesticierten Pferde oder mindestens beim Rennpferde die beiden Geschlechter in fast gleicher Anzahl erzeugt werden. Die Schwankungen in den Verhältniszahlen während der aufeinanderfolgenden Jahre sind denjenigen sehr gleich, welche beim Menschen vorkommen, wenn ein kleiner und dünn bevölkerter Bezirk in Betracht gezogen wird; so verhielten sich im Jahre 1856 die männlichen Pferde wie 107,1 und im Jahre 1867 nur wie 92,6 zu 100 weiblichen. In den tabellarisch geordneten Erhebungen variiert