Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
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Auch bei den Cypriniden scheinen die Männchen in der Mehrzahl vorhanden zu sein; aber mehrere Glieder dieser Familie, nämlich der Karpfen, die Schleihe, der Brachsen und die Elritze, folgen dem Anscheine nach dem im Thierreiche seltenen Gebrauche der Polyandrie: denn beim Laichen begleiten stets zwei Männchen das Weibchen, eines auf jeder Seite, und beim Brachsen sogar drei oder vier. Diese Thatsache ist so wohl bekannt, daß es allgemein empfohlen wird, beim Besetzen eines Teiches zwei männliche Schleihen auf ein Weibchen oder wenigstens drei Männchen auf zwei Weibchen zu nehmen. In Bezug auf die Elritze führt ein ausgezeichneter Beobachter an, daß auf den Laichplätzen die Männchen zehnmal so zahlreich sind wie die Weibchen; sobald ein Weibchen unter die Männchen kommt, »drücken sich sofort zwei Männchen, auf jeder Seite eines, an dasselbe heran, und wenn sie sich eine Zeit lang in dieser Situation befunden haben, werden sie von zwei andern Männchen abgelöst«.506
Insecten. Aus dieser großen Classe bieten nur die Lepidopteren die Mittel dar, über die proportionalen Zahlen der Geschlechter zu einem Urtheile zu gelangen: denn diese sind von vielen guten Beobachtern mit besonderer Sorgfalt gesammelt und vom Ei oder vom Raupenzustand an in großer Zahl erzogen worden. Ich hatte gehofft, daß mancher Züchter von Seidenwürmern vielleicht eine sorgfältige Liste geführt haben würde; aber nachdem ich nach Frankreich und Italien geschrieben und verschiedene Abhandlungen eingesehen habe, kann ich nur sagen, daß ich nirgends finde, daß dies jemals geschehen ist. Die allgemeine Meinung scheint dahin zu gehen, daß die Geschlechter in ziemlich gleicher Zahl auftreten; wie ich aber von Prof. Canestrini höre, sind in Italien viele Züchter überzeugt, daß die Weibchen in der Mehrzahl erzeugt werden. Indessen theilt mir derselbe Forscher mit, daß von den beiden jährlichen Zuchten des Ailanthus-Seidenwurms ( Bombyx cynthia) die Männchen in der ersten bedeutend überwiegen, während in der zweiten die Geschlechter ziemlich in gleicher Anzahl oder vielleicht die Weibchen eher in Mehrzahl auftreten.
Was die Schmetterlinge im Naturzustande betrifft, so sind mehrere Beobachter sehr von dem, allem Anscheine nach sehr enormen Übergewicht der Männchen frappiert worden.507 So sagt Mr. Bates,508 wo er von den ungefähr einhundert Arten spricht, welche das Gebiet des oberen Amazonenstromes bewohnen, daß die Männchen viel zahlreicher sind als die Weibchen, sogar selbst his zum Verhältnis von hundert zu einem. In Nord-Amerika schätzt Edwards, welcher bedeutende Erfahrung hatte, bei der Gattung Papilio die Männchen zu den Weibchen wie vier zu eins; und Mr. Walsh, welcher mir diese Angabe mittheilte, sagt mir, daß es bei P. turnus sicher der Fall sei. In Süd-Afrika fand Mr. Trimen bei neunzehn Species die Männchen in der Mehrzahl,509 und bei einer derselben, welche auf offenen Stellen schwärmt, schätzt er das Verhältnis der Männchen zu den Weibchen wie fünfzig zu eins. Von einer anderen Art, bei welcher die Männchen an gewissen Localitäten zahlreich waren, sammelte er während sieben Jahren nur fünf Weibchen. Auf der Insel Bourbon sind nach der Angabe des Mr. Maillard die Männchen von einer Species Papilio zwanzigmal so zahlreich wie die Weibchen.510 Mr. Trimen theilt mir mit, daß es nach dem, was er selbst gesehen oder von Andern gehört hat, selten vorkommt, daß die Weibchen irgend eines Schmetterlings an Zahl die Männchen übertreffen; doch ist dies vielleicht bei drei südafrikanischen Arten der Fall. Mr. Wallace511 giebt an, daß von der Ornithoptera croesus im Malayischen Archipel die Weibchen häufiger sind und leichter gefangen werden als die Männchen; dies ist aber ein seltener Schmetterling. Ich will hier hinzufügen, daß Guenée in Bezug auf Hyperythra, ein Genus der Spanner, sagt, in Sammlungen aus Indien würden vier bis fünf Weibchen auf ein Männchen geschätzt.
Als diese Frage nach den proportionalen Zahlen der Geschlechter der Insecten vor die Entomologische Gesellschaft gebracht wurde,512 wurde allgemein zugegeben, daß die Männchen der meisten Lepidopteren im erwachsenen oder Imagozustand in größerer Zahl gefangen würden als die Weibchen; aber mehrere Beobachter schrieben diese Thatsache dem Umstande zu, daß die Lebensweise der Weibchen mehr zurückhaltender sei und das Männchen zeitiger den Cocon verlasse. Daß das letztere bei den meisten Schmetterlingen, ebenso wie auch bei anderen Insecten der Fall ist, ist allerdings wohl bekannt. Hierdurch gehen, wie Mr. Personnat bemerkt, die Männchen des domesticierten Bombyx Yamamai im Anfange der Saison und die Weibchen am Ende der Saison verloren, weil sie nicht gepaart werden können.513 Ich kann mich indessen doch nicht überzeugen, daß diese Ursachen genügen sollten, den bedeutenden Überschuß von Männchen bei den oben erwähnten Schmetterlingen, welche in ihrem Vaterlande so außerordentlich gemein sind, zu erklären. Mr. Stainton, welcher viele Jahre hindurch den kleineren Motten eine so eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hat, theilt mir Folgendes mit: als er sie im Imagozustande gesammelt habe, sei er der Meinung gewesen, daß die Männchen zehnmal so zahlreich wären wie die Weibchen; seitdem er sie aber im großem Maßstabe aus der Raupe erzöge, sei er überzeugt, daß die Weibchen am zahlreichsten seien. Mehrere Entomologen stimmen dieser Ansicht bei. Doch sind Mr. Doubleday und einige Andere der entgegengesetzten Meinung und sind überzeugt, daß sie aus dem Ei oder aus dem Raupenzustande eine größere Anzahl von Männchen als Weibchen aufgezogen haben.
Außer der beweglicheren Lebensweise der Männchen, ihrem zeitigeren Verlassen der Cocons und dem Vorzug, den sie in manchen Fällen offenen Plätzen geben, können noch andere Ursachen für die scheinbare oder wirkliche Verschiedenheit in den proportionalen Zahlen der beiden Geschlechter bei den Lepidopteren angeführt werden, und zwar sowohl wenn sie im Imagozustande gefangen, als auch wenn sie aus dem Ei oder dem Raupenzustande aufgezogen werden. Viele Züchter in Italien sind, wie ich von Prof. Canestrini höre, der Meinung, daß die weibliche Raupe des Seidenschmetterlings mehr von der neuerdings aufgetretenen Krankheit leidet als die männliche; und Dr. Staudinger theilt mir mit, daß beim Aufziehen