Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин

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Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen) - Чарльз Дарвин

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ist: trotzdem ist es aber doch vielleicht der Mühe werth, die Thatsachen mitzutheilen. Die Maoris von Neu-Seeland haben lange Zeit Kindesmord ausgeübt; Mr. Fenton528 giebt an, daß er »Beispiele von Frauen gefunden habe, die vier, sechs und selbst sieben Kinder, meist Mädchen, getödtet haben. Das allgemeine Zeugnis der eines Urtheils am meisten fähigen Personen beweist indessen, daß dieser Gebrauch seit vielen Jahren fast ganz aufgehört hat. Wahrscheinlich kann man das Jahr 1835 als dasjenige bezeichnen, wo er aufhörte zu bestehen.« Nun sind bei den Neu-Seeländern, ebenso wie bei den Todas, männliche Geburten beträchtlich im Überschuß. Mr. Fenton bemerkt (p. 30): »Eine Thatsache ist sicher, obschon die genaue Periode des Beginns des eigenthümlichen Zustandes von Mißverhältnis zwischen den Geschlechtern nicht nachweisbar fixiert werden kann: es ist vollständig klar, daß diese allmähliche Abnahme während der Jahre 1830 bis 1844, also in der Zeit, wo die nicht erwachsene Bevölkerung von 1844 erzeugt wurde, in vollem Fortschreiten war und bis zur gegenwärtigen Zeit mit großer Energie angedauert hat.« Die folgenden Angaben sind Mr. Fenton entnommen (p. 26); da aber die Zahlen nicht groß sind, da auch die Zählung nicht sorgfältig war, läßt sich kein gleichförmiges Resultat erwarten. Man muß bei diesem und den folgenden Fällen im Sinne behalten, daß im normalen Zustande einer jeden Bevölkerung, wenigstens bei allen civilisierten Nationen, ein Überschuß der Frauen besteht, und zwar in Folge der größeren Sterblichkeit des männlichen Geschlechts während der Jugend und zum Theil auch der Zufälle aller Art im späteren Leben. Im Jahre 1858 wurde die eingeborene Bevölkerung von Neu-Seeland als aus 31 667 männlichen und 24 304 weiblichen Individuen jeden Alters bestehend geschätzt, das ist also im Verhältnis von 130,3 männlichen zu 100 weiblichen. Aber während desselben Jahres wurden in gewissen beschränkten Bezirken die Zahlen mit großer Sorgfalt ermittelt, und da ergaben sich 753 männliche und 616 weibliche Individuen, das ist aber ein Verhältnis von 122,2 männlichen zu 100 weiblichen Individuen. Von größerer Bedeutung für uns ist es, daß während dieses selben Jahres 1858 die nicht-erwachsenen männlichen Individuen innerhalb des nämlichen Bezirks zu 178, die nicht-erwachsenen weiblichen zu 142 gefunden wurden, also im Verhältnis von 125,3 zu 100. Es mag noch hinzugefügt werden, daß 1844, zu welcher Zeit weiblicher Kindesmord erst vor Kurzem aufgehört hatte, in einem Bezirk 281 nicht-erwachsene männliche und nur 194 nicht-erwachsene weibliche Individuen vorhanden waren, das ist im Verhältnis von 144,8 männlichen zu 100 weiblichen.

      Wir haben nach den verschiedenen, im Vorstehenden angeführten Quellen wohl Grund zur Annahme, daß Kindesmord, in der oben besprochenen Weise ausgeführt, dahin neigt, eine Rasse zu bilden, welche männliche Nachkommen produciert; ich bin aber weit davon entfernt zu vermuthen, daß dieser Gebrauch, sofern der Mensch in Betracht kommt, oder irgend ein analoger Vorgang bei andern Arten, die einzige bestimmende Ursache eines Überschusses der Männchen sei. Es dürfte hier bei abnehmenden Rassen, welche bereits in gewissem Grade unfruchtbar geworden sind, irgend ein unbekanntes, zu diesem Resultate führendes Gesetz bestehen. Außer den früher angezogenen Ursachen dürfte die größere Leichtigkeit der Geburt bei Wilden und ihre geringere damit verbundene Schädigung ihrer männlichen Kinder dazu führen, das Verhältnis der lebendiggebornen Knaben zu den Mädchen zu erhöhen. Es scheint indessen kein irgend nothwendiger Zusammenhang zwischen den Lebensgewohnheiten der Wilden und einem merkbaren Überschuß der männlichen Individuen zu bestehen; d. h. wenigstens, wenn wir uns nach den Charakteren der dürftigen Nachkommenschaft der vor Kurzem noch existierenden Tasmanier und der gekreuzten Nachkommenschaft der jetzt die Norfolk-Insel bewohnenden Tahitianer ein Urtheil bilden dürfen.

      Da die Männchen und Weibchen vieler Thiere in Bezug auf ihre Lebensweise etwas von einander verschieden sind, auch in verschiedenem Grade Gefahren ausgesetzt sind, so ist es wahrscheinlich, daß in vielen Fällen beständig mehr Individuen des einen Geschlechts als des andern zerstört werden. So weit ich aber die Complication der Ursachen verfolgen kann, würde ein unterschiedloses wenn auch bedeutendes Zerstören eines der beiden Geschlechter nicht dahin streben, das geschlechterzeugende Vermögen der Art zu modificieren. Bei im strengen Sinne socialen Thieren, wie bei Bienen oder Ameisen, welche eine ungeheure Zahl unfruchtbarer und fruchtbarer Weibchen im Verhältnis zu den Männchen erzeugen und für welche dieses Überwiegen von oberster Bedeutung ist, können wir einsehen, daß diejenigen Gemeinden am besten gedeihen, welche Weibchen mit einer starken vererbten Neigung zur Erzeugung immer zahlreicherer Weibchen enthalten, und in derartigen Fällen wird eine ungleiche Neigung zur Geschlechtserzeugung schließlich durch natürliche Zuchtwahl erlangt werden. Bei Thieren, welche in Herden oder Truppen leben, wo die Männchen sich vor die Herde stellen und dieselbe vertheidigen, wie bei dem nordamerikanischen Bison und gewissen Pavianen, ist es wohl begreiflich, wie eine Neigung zur Erzeugung von Männchen durch natürliche Zuchtwahl erlangt werden könnte; denn die Individuen der besser vertheidigten Herden werden eine zahlreichere Nachkommenschaft hinterlassen. Was den Menschen betrifft, so nimmt man an, daß der aus dem Überwiegen der Männer innerhalb eines Stammes herzuleitende Vortheil eine der hauptsächlichsten Ursachen für den Gebrauch des weiblichen Kindesmordes sei.

      So weit wir es übersehen können, wird in keinem Falle eine vererbte Neigung, beide Geschlechter in gleichen Zahlen oder das eine Geschlecht im Überschuß zu erzeugen, für gewisse Individuen mehr als für andere von directem Vortheil oder Nachtheil sein; es wird z. B. ein Individuum, welches die Neigung hat mehr Männchen als Weibchen zu producieren, im Kampf um's Leben keinen bessern Erfolg haben als ein Individuum mit der entgegengesetzten Neigung; es kann daher eine Neigung dieser Art nicht durch natürliche Zuchtwahl erlangt werden. Nichtsdestoweniger giebt es gewisse Thiere (so z. B. Fische und Rankenfüßer), bei welchen zwei oder mehr Männchen zur Befruchtung des Weibchens nothwendig zu sein scheinen; dementsprechend überwiegen hier die Männchen bedeutend, es ist aber durchaus nicht augenfällig, wie diese Tendenz zur Erzeugung

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