Perry Rhodan 3088: Gucky kehrt zurück. Michael Marcus Thurner

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Perry Rhodan 3088: Gucky kehrt zurück - Michael Marcus Thurner Perry Rhodan-Erstauflage

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      Das waren nun seine Erinnerungen an all die Dinge, die er vergessen gehabt hatte.

      Sollte das alles sein?

      Nein.

      Tröpfchen- und dann schubweise kehrte sein Wissen zurück. Eine Schicht an verloren gegangenen Gedanken legte sich um die nächste, so lange, bis er wieder der Gucky war. Der Überall-zugleich-Töter, der beste Freund der Terraner, der fähigste Parabegabte der bekannten Milchstraße – und das vielleicht einsamste Wesen des Universums.

      Seine Kräfte allerdings waren nicht zurückgekehrt. Sie funktionierten nicht im Andersraum.

      Er schritt schneller aus, auch wenn er nicht das Gefühl hatte, dadurch den Punkten am Horizont rascher näher zu kommen. Er musste sich beeilen. Er hatte diese bewegungslose Bewegung so satt ...

      Gucky war nie ein guter Läufer gewesen. Seine Beine schmerzten schnell, und es kostete ihn gehörig Kraft, den Schwanz so weit anzuheben, dass er nicht über den staubigen Boden schleifte. Er keuchte und schleppte sich dahin, legte immer wieder kurze Pausen ein, um Luft zu holen, und eilte dann weiter.

      Hatte es mit seinen Bewegungen zu tun, dass diese winzigen Punkte größer wurden – oder waren es sein Wunsch nach Veränderung und seine Willenskraft?

      Es kümmerte ihn nicht. Seine Aufregung stieg, als sich die Pünktchen als Teile einer kleinen Karawane entpuppten.

      Reittiere. Sechsbeinige Kamele, die sich hölzern durch die Landschaft bewegten. Links und rechts von ihren mächtigen Körpern hingen Körbe herab, die mit jeder Bewegung der Lasttiere in Schaukelbewegungen versetzt wurden.

      Gucky hielt in seinem Lauf inne. Er konnte einfach nicht mehr. Also atmete er kräftig durch und massierte seine sauren Muskeln. Vor allem der Schwanz schmerzte gehörig von der starren, fast waagrechten Haltung.

      Müde ging er weiter – und bemerkte erschrocken, dass die Karawane links an ihm vorbeiziehen würde. Hatte man ihn denn nicht bemerkt? Und überhaupt: Wo waren die Besitzer der Sechsbeiner? Bisher hatte er bloß die Tiere samt ihrer Körbe gesehen.

      »Hierher!«, rief Gucky. »Schaut gefälligst hierher!«

      Er winkte, sprang in die Luft, schleuderte Steine in Richtung der Karawane und schaufelte haufenweise Sand empor, sodass die Körnchen in diesem Raum völligen Stillstands langsam und majestätisch wieder auf ihn herabrieselten.

      Nichts. Keine Reaktion. Die Tiere zogen weiter, stur und in einem sanften Wiegeschritt. Sie gingen einer uralten Spur nach, die ihre Urahnen womöglich zu Anbeginn der Zeit durch den Andersraum gezogen hatten. Vermutlich konnten sie gar nicht anders.

      Heftiger Zorn packte Gucky. So sehr hatte er diese Begegnung herbeigesehnt. Seine Einsamkeit als letzter Ilt des Universums war bei Weitem nicht so schlimm wie eine Enttäuschung derart großen Ausmaßes. Was, wenn er die kleine Karawane wirklich verfehlte? War er dann gezwungen, bis zum Ende seines Lebens dieses tote Land zu durchwandern?

      Er stampfte mit dem rechten Fuß auf, gab ein enttäuschtes Mausbiberpfeifen von sich und trommelte mit dem Schwanz auf den Boden.

      Als wären dies die einzig richtigen Signale, hielten die Kamele abrupt inne – und wandten sich in seine Richtung. Sie hatten ihn bemerkt.

      *

      Die Tiere näherten sich quälend langsam. Sie ähnelten tatsächlich Kamelen mit sechs Beinen, allerdings besaßen sie robotische Körperkomponenten. Teile der Brust und des Hinterteils waren mit Metallplatten verziert, die wiederum mit glänzenden Nieten beschlagen worden waren. Mit jedem Schritt der Tiere entstand ein leiser Ton, der je nach Schrittlänge variierte. Gleichzeitig erzeugten die Tritte bildliche Symbole, die auf die genieteten Metallplatten übertragen wurden. Diese Bilder erinnerten Gucky an etwas. Er wusste nicht zu sagen, was es war. Womöglich hatte er doch nicht alle Teile seiner Erinnerungen zurückgewonnen?

      Die Kiefer waren metallüberzogen, die Augen rot glühende Linsen. Als das Leittier einen Schrei ausstieß und die Karawane, bestehend aus insgesamt sechs Tieren, etwa 20 Meter von Gucky entfernt anhielt, stellte sich sein Nackenfell auf. Die Metallkamele wirkten wütend.

      Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, auf sich aufmerksam zu machen?

      Das Schwanken der Körbe endete, die Kamele standen ruhig da. Wie auf Kommando gingen die Tiere in die Knie und verschränkten die Beine unter ihren Körpern. Das Leittier beugte seinen Hals unnatürlich weit nach hinten, in Richtung des linken Tragkorbes. Der Hals bestand aus ineinander verschobenen Elementen. Scherenelemente, die wie die Spielerei eines irrwitzigen Bastlers wirkten.

      Nichts von dem, was Gucky sah, war moderne Technik. Doch es musste eine interne Rechnersteuerung geben. Ein positronisches oder anders höherwertiges Gerät, das die Kamele befehligte.

      Er hatte zu viel gesehen und erlebt, um sich über derartige Hybridwesen zu wundern. Es gab im Universum nichts, das es nicht gab. Also nahm er die Existenz der Metallkamele hin.

      Das Leittier öffnete die Klappe des einen Korbes mithilfe seiner weichen Nüstern, holte Nahrung hervor und wandte den Kopf wieder in Guckys Richtung. Gemächlich kaute es auf Körnern herum und spuckte immer mal wieder Schleim auf den Boden.

      »Was seid ihr bloß für Geschöpfe?«, fragte Gucky. »Kann man sich mit euch unterhalten?«

      Keine Reaktion. Alle sechs Tiere hatten sich mittlerweile an ihren Nahrungskörben bedient. Sie stierten ihn an, als warteten sie auf etwas.

      Geduld war nie seine Stärke gewesen. Gucky ging auf das Leittier zu und streckte beide Hände aus. Vielleicht verstand es dieses Symbol der Offenheit und Friedfertigkeit? Würde der Steuerrechner des Tiers erkennen, dass er Kontakt aufnehmen wollte? Waren sie so etwas wie Wächter dieser endlosen Wüste, die nach Gestrandeten suchten und Meldungen an eine übergeordnete Einheit weitergaben?

      Das Leittier hob den Kopf, als wollte es etwas sagen – und spuckte ihn an. Mitten auf die Brust. Das Zeug verfing sich in seinem Fell und verklebte es.

      »Du verdammtes Vieh! Ich werde dir ... werde dir ...«

      Was konnte er schon machen? Er war bloß ein Ilt mit einem leichten Hang zu einem Wohlstandsbauch. Völlig nackt, all seiner Fähigkeiten beraubt. Wenn er dem Tier auf die Nase hieb, würde es den Schlag vermutlich nicht einmal richtig spüren. Aber es würde auf den Angriff womöglich reagieren, seinen Hals ein weiteres Mal ausfahren und ihm den Kopf abbeißen.

      Gucky beherrschte sich also. Er umrundete die Tiere, die wie an einer Perlenkette hintereinander aufgereiht dasaßen. Ihre Köpfe drehten sich mit ihm. Beobachteten ihn in völliger Synchronizität. Verfolgten jeden seiner Schritte.

      »Was wollt ihr von mir?«, piepste Gucky, so laut er nur konnte. »Soll ich mich etwa auf einen von euch draufsetzen? Ist es das, weshalb ihr hergekommen seid?«

      Die Metallkamele kauten gemächlich weiter. Nur das Leittier bewegte den Kopf nach oben und nach unten, als wollte es Guckys Frage bejahen.

      »Also schön, ihr Teufelsviecher. Wenn mir etwas geschieht, schwöre ich euch, dass ich aus der Mausbiberhölle zurückkehre und euch telekinetisch die Hälse verknote.«

      Gucky war klar, dass er sich gerade keine Freunde machte, sollte seine Begegnung mit den Tieren von einer Leitinstanz registriert und ausgewertet werden. Aber er war völlig

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