Perry Rhodan 3090: Erdkruste. Susan Schwartz

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Perry Rhodan 3090: Erdkruste - Susan Schwartz Perry Rhodan-Erstauflage

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Aber für ein Autogramm machte der Mäzen schon einmal eine Ausnahme.

      Milton Chu hatte eine weitere Marotte – er verteilte Visitenkarten auf Papier, und ebenso Autogrammkarten. Folien oder Holoshots passten nicht zur Oper, zum Pompösen.

      Selbstverständlich führte er immer ausreichend Karten mit sich. Breit lächelnd zückte er Stift und Karte mit Konterfei und schrieb etwas auf die Rückseite. Mit leichter Verbeugung überreichte er Sulola Joop die Karte mit dem Bild nach oben. »Bitte sehr. Hoffentlich sehen wir uns bald zu einer Aufführung auf der GIACOMO PUCCINI!«

      »Ganz bestimmt! Ich habe ein Abo!«, versicherte sie und schritt strahlend von dannen, die Karte fest an die Brust gedrückt.

      *

      Milton Chu setzte mit einem düsteren Lächeln seinen Weg fort.

      Egal, wer die harmlose Szene beobachtet haben mochte, würde nicht bemerkt haben, dass der Mäzen statt des Autogramms und der Widmung etwas ganz anderes aufgeschrieben hatte. Eine Anweisung, die niemand außer Sulola Joop verstehen konnte, sollte die Karte zufällig in nicht autorisierte Hände fallen.

      Ja, es war höchste Zeit, tätig zu werden.

      Es musste geschehen, bevor der Transfer in Gang gesetzt wurde. Genau für diesen Moment hatte er sich seit langer Zeit aus bestimmtem Grund einen ganz besonderen Trumpf bewahrt und nie auf sich aufmerksam gemacht.

      Es ist so weit, dachte Milton Chu.

      1.

      Das Team

      Anzu Gotjian tauchte eine Hand in das glutflüssige Gestein.

      Der Geologe Marek Derowia sah sie tadelnd an. »Nimmst du die Sache überhaupt ernst?«

      Ein wenig fühlte sich Anzu wieder wie das Schulmädchen, das bei einem Streich ertappt worden war: Entschuldige, dass ich eine Miniaturschwebeplattform unter deinem Stuhl verankert habe.

      »Selbstverständlich«, sagte sie in feierlichem Tonfall. Ihre Stimme klang durch den abgedunkelten Raum. Sie konnte die anderen nicht sehen, aber irgendwer kicherte.

      War das tatsächlich Shiviob, der alte Griesgram? Oder sogar – der Gedanke weckte ein mulmiges Gefühl – Perry Rhodan höchstpersönlich?

      »Immerhin geht es um unser Leben«, ergänzte sie ernst.

      »Das beurteile ich genauso!«, betonte Derowia, den die automatische Lichtsteuerung als Einzigen seit Beginn seines Vortrags anleuchtete. »Auch ohne es derart übertrieben zu betonen. Was soll das sein, Anzu? Sarkasmus? Ironie?«

      Langsam zog sie die Hand zurück. Glutflüssiges Rot tanzte über den Fingernägeln. Es gefiel ihr. Vielleicht sollte sie mit diesem Effekt als dauerhaftem Look experimentieren. »Ja, das ist für manchen schwer auseinanderzuhalten.«

      Sie grinste ihr bestes Grinsen, das ihr in Bars immer wieder Gratiscocktails einbrachte. Das hatte sie von ihrem ersten Freund gelernt, einem Ekel, von dem sie sich mehr als zwei Jahre hatte ausnutzen lassen. Das einzig sinnvolle Überbleibsel aus dieser Beziehung war ebenjenes Grinsen. Keine gute Bilanz für eine so lange Zeitspanne.

      »Aber um zum eigentlichen Punkt zu kommen«, sagte sie, »ich gehe mit auf die bevorstehende Mission, um euch den Hintern zu retten, sobald es zu einem Problem kommt. Das kann ich auch ohne diese Show hier.«

      Marek Derowia – schmal, feingliedrig, knapp 40 Jahre alt und rein äußerlich eher ein Künstlertyp als ein seriöser Geologe – ging zwei Schritte rückwärts und ließ sich mit einem Seufzen in den dort bereitstehenden Sessel fallen. Seine Klamotten waren bunter als bunt: eine leuchtend rote Hose, ein grellgelbes Hemd, ein dunkelblaues Tuch um Stirn und Haare gewickelt.

      Anzus Meinung nach hätte jeder andere darin lächerlich gewirkt, doch dem Geologen stand es auf seltsame, undefinierbare Art. Er wirkte fast elegant.

      Aber nur fast. Ihm fehlte das gewisse Etwas.

      »Show«, sagte Derowia. »So beurteilst du also unser Treffen? Ich versuche hier, Informationen zu vermitteln, die euch das Leben retten können!« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Außerdem bist du Transmittertechnikerin, keine Superheldin. Benimm dich entsprechend!«

      »Es geht mir nur um deine Präsentation«, stellte Anzu Gotjian klar. »Das ganze Holo-Gezauber. Nichts für ungut, Marek, ich meine es nicht böse. Und ich stelle deine Kompetenz keineswegs infrage. Du weißt ungefähr eine Million Mal mehr über den inneren Aufbau der Erde als ich.«

      »Und ich wollte den Faktor auf ... sagen wir ... etwa tausend senken. Aber gut, legen wir erst mal eine Pause ein.« Er schnippte mit den Fingern, und das Holo verschwand, das seit einigen Minuten den glutflüssigen Erdkern gezeigt hatte, umgeben von Erdmantel und Erdkruste.

      Kurz glühte das Rot in der Luft nach, ein wenig wie der Widerschein eines langsam erlöschenden Lagerfeuers. Nur der Geruch nach Rauch und schwelendem Holz fehlte; und die angenehme Wärme.

      Anzu mochte Lagerfeuer, auch wenn sie bereits eine gefühlte Ewigkeit lang an keinem mehr gesessen hatte. War es zuletzt in der Nacht vor ihrem Eintritt in die Flotte gewesen? Oder nein, bei ihrem Besuch auf dem Mars, am Stadtrand von Skiaparelli, als sie diese süßen Wurzeln in der Glut gebraten hatten, die die Yura am Flussufer zogen. Der berauschende Rauch hatte sie ...

      Das Licht ging an, und der Anblick der anderen riss sie aus den Gedanken.

      Ihr wurde wieder bewusst, wie viele sie waren – ein gerade noch überschaubares Team. Zwölf Personen, falls man dieses Vieh als Person ansehen wollte. Einen Eigennamen trug es jedenfalls: Phylax. Das Raubtier war angeblich friedlich, solange dieser Mutant bei ihm war, Donn Yaradua. Phylax war ein ... wie lautete gleich die Bezeichnung? Okrall? Okrim? Anzu erinnerte sich nicht exakt daran. Schwer genug, sich die Namen all ihrer Teamkollegen zu merken.

      Einige kannte sie schon länger, etwa die beiden Konstrukteure des Irrsinns-Fahrzeugs, das sie in die Tiefen der Erde bringen sollte: des Gäonautikums. Genauer gesagt, des zweiten Modells dieser Baureihe, die PERSEPHONE. Das waren der Terraner Ribu Ziskowski – Zis – und der Arkonide Stouk da Thortun, der sich irgendwelche Spitznamen verbot. Sie nannte ihn Toddy.

      Und wer hätte von Nasree LeGuin noch nicht gehört, der Hyperfunkspezialistin, die es irgendwie geschafft hatte, in sämtlichen Trivid-Shows aufzutreten? Und das nur, weil man ihr einfach stundenlang zuhören konnte, egal wie trocken das Gebiet war, über das sie gerade dozierte. Hätte sie dieses Briefing zum inneren Aufbau der Erde gehalten, wäre es spannend gewesen – Entschuldigung, Marek Derowia, aber so sah es eben aus.

      Die Übrigen waren ihr fremd, ungefähr so, als stammten sie aus einem anderen Universum. Was ja gewissermaßen sogar zutraf, obwohl es sich eigentlich um die zweite Hälfte des Dyoversums handelte. Kein Paralleluniversum, kein Fremduniversum, sondern – soweit Anzu es verstanden hatte – ein Zwilling, der in einem gemeinsamen Urknall entstanden war. Die alte Heimat der Erde und der Menschheit.

      Allerdings sehr alt.

      Jahrhundertealt.

      Generationenalt.

      Zu alt für ihren Geschmack.

      Anzus ferne Vorfahren mochten von dort stammen, ja ... aber einen Bezug hatte sie trotzdem nicht dazu.

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