Perry Rhodan 3090: Erdkruste. Susan Schwartz

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Perry Rhodan 3090: Erdkruste - Susan Schwartz Perry Rhodan-Erstauflage

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wie ein Tsunami und lösten heftige Kopfschmerzen und Beklemmungen aus. Aber Oona sprach nicht darüber, sie wollte ihre Schwester nicht belasten.

      Fany war eine sehr starke und zielstrebige Frau, sie konnte nicht nachvollziehen, was in jemandem vor sich ging, der zu viel fühlte. Obwohl es sich nicht ganz so verhielt, sachlich betrachtet. Nicht Oona war es, die zu viel fühlte, sondern es war der Umstand, dass die Gefühle der anderen gesammelt auf sie einstürzten. Sie konnte sich nicht erklären, wie das möglich war, und sie kannte niemanden sonst, der auf derartige Weise belastet war.

      »Du bist eben sehr sensibel«, meinte Fany dazu.

      Aber es war mehr, sehr viel mehr. Nur wenn sie allein oder mit Fany zusammen war, ließ der Druck nach. Was dann noch auf Oona eindrang, war dumpf, wie ein verklingender Schmerz, den sie zu ignorieren gelernt hatte, nicht mehr als ein Hintergrundgeräusch.

      Fany hatte bereits mehrmals vorgeschlagen, zur Untersuchung zu einem Mediker zu gehen, aber Oona hatte vehement abgelehnt. Sie wollte »normal« sein.

      »Dann lass uns wenigstens recherchieren!«, hatte Fany gedrängt. »Du bist bestimmt kein Einzelfall.«

      »Ich bin bloß hysterisch«, hatte Oona auch hier trocken abgeschmettert.

      Sie wollte es nicht wissen: Sie wollte, dass es aufhörte.

      Und es gab einige andere Gründe dafür. Der erste war, nicht auffallen zu wollen. Ihr Leben war kompliziert genug. Und ein alter Freund hatte sie beide davor gewarnt, sich niemandem gegenüber zu offenbaren, denn es war davon auszugehen, dass der Staat jemanden mit besonderen Gaben nicht einfach so frei herumlaufen ließ.

      Oona war nicht sicher, ob es eine Gabe war – bei ihr zumindest. Also machte sie Fany klar, dass sie lernen musste, damit umzugehen. Eines Tages würde das schon funktionieren.

      *

      Überall auf dem Platz schwebten Antigravplattformen mit den vielfältigsten Auslagen knapp über dem Boden. Die Händler boten schlichtweg alles an – von Lebensmitteln aus dem Solsystem und topsidischen Importen über Werkzeug und Rohmaterialien bis zu handgefertigtem Nippes.

      Der Markt war sehr beliebt, auch bei Touristen; er war Tag und Nacht aktiv, mit permanent wechselnden Ständen. Vor allem, wenn die Marktaufsicht kam, machte sich der eine oder andere Händler eiligst davon, weil er keine Lizenz besaß. Diese wurden selten verfolgt, die meisten waren bereits erfasst und wurden früher oder später erwischt. Die Strafen waren aber eher gering, man wollte der Vielfalt genügend Raum bieten, solange die Regeln einigermaßen eingehalten wurden. Keinerlei Nachsicht gab es allerdings, sobald der Verdacht auf Handel mit verbotenen Waren und Substanzen bestand.

      Die Schwestern Anckerstrom, 40 und 30 Jahre alt, kauften dort regelmäßig für den täglichen Bedarf ein. Sonst eher scheu, war dies eine Gelegenheit, fand Fany, unter Leute zu kommen, ein wenig ins Leben einzutauchen.

      »Wir sind doch noch so jung«, sagte Fany öfter zu ihrer Schwester. »Wir müssen irgendwann raus aus unserem Schneckenhaus.«

      Leichter gesagt als getan. Oona riss plötzlich in einer heftigen Schmerzattacke den Arm hoch, rammte dabei einer vorübereilenden Frau den Ellbogen ins Gesicht, die daraufhin gegen einen Mann stolperte, der wiederum, mit den Händen rudernd um sein Gleichgewicht bemüht, einige Handschnitzereien von dem Stand, an dem er sich gerade aufhielt, herunterfegte. Zwei sehr filigrane Vogelfigürchen zerbrachen dabei.

      »Bitte vielmals um Entschuldigung!«, rief Oona verzweifelt und bewegte beschwichtigend die Hände in alle Richtungen. »Habt ihr euch verletzt? Ist alles in Ordnung? Es war keine Absicht, tut mir leid. Ich komme für den Schaden auf!«

      Die Frau und der Mann bedachten sie mit diversen Flüchen und setzten ihren Weg fort, wobei sie laut vor sich hin schimpften. Der Händler sprang von der Plattform und rannte um seinen Stand herum, besah sich den Schaden kopfschüttelnd und hob die zerbrochenen Schnitzereien auf.

      »Herzlichen Glückwunsch!«, sagte er und streckte Oona die Hände entgegen. »Du bist soeben stolze Besitzerin von zwei äußerst kostbaren neptunischen Seelenadlern aus meiner preisgekrönten Manufaktur geworden. Und weil ich heute Angebotstag habe, zahlst du auch nur das Doppelte des Normalpreises.«

      »Ich ... ich ...«, stammelte Oona zutiefst verstört.

      »Ja, ja«, mischte Fany sich ein, riss dem Händler die Figuren aus den Händen und drückte sie ihrer Schwester an die Brust, die sie gerade noch auffing. »Wir bezahlen, das haben wir ja gerade gesagt.«

      Sie hielt ihr Multifunktionsarmband hoch. Der Händler schickte seine Daten und zog sich grußlos zurück, nachdem die Transaktion durchgeführt worden war.

      »Siehst du, es geht schon wieder los«, sagte Oona leise, während Fany sie weiterzog. »Ich bin eben der geborene Pechvogel. Kein Tag ohne Unfall oder Unglück. Entweder verfehlt mich ein Petunientopf knapp, oder ich ruiniere anderen die Kleidung und demoliere kostbare Antiquitäten.«

      »Ach, Unsinn«, wiegelte Fany ab. »Das könnte jedem passieren.«

      »Dir nicht«, erwiderte Oona. »Und auch sonst niemandem, den ich kenne.«

      »Dennoch bist du großartig in deinem Job, und da machst du so gut wie nichts kaputt«, beharrte Fany. »Ich kann nur sagen, als Ambientistin besitzt du genau das Gespür, welche geheimen Wünsche deine Kunden bei der Gestaltung ihres Wohnbereiches hegen. Es hat nie jemanden gegeben, der unzufrieden gewesen wäre. Du bist die Beste, das weißt du.«

      *

      Oonas besonderen Talents als Ambientistin wegen waren die Schwestern nach Terrania gezogen. Dort gab es eine nahezu unerschöpfliche potenzielle Kundschaft und alle Möglichkeiten, Oonas Talent einzusetzen.

      Fany war eine hochtalentierte Musikerin und hatte mit gerade mal 25 Jahren tatsächlich ein Angebot von Milton Chu bekommen, dem Mäzen und Besitzer der größten Oper des Solsystems – auf einem Raumschiff, der GIACOMO PUCCINI.

      Das war der höchste Gipfel, der Olymp, der Traum jedes musikalischen Künstlers. Fany hatte es kaum glauben wollen, Oona erinnerte sich noch gut daran, wie sie aufgeregt herumgerannt war, übersprudelnd vor Glück und Angst.

      Weil die damals erst fünfzehnjährige Oona nach vielen kleineren Panikattacken die erste große Krise nach einer besonders intensiven Pechsträhne gehabt hatte, hatte Fany das Angebot vor allem für sie angenommen, damit sie zur Ruhe kommen konnte.

      Und Oona hatte es gutgetan, ihr Talent als Ambientistin zu entdecken und auszuüben und beim Bühnenbild und der Ausstattung des Theaters mitzuwirken. Wenngleich sie dort von den vielen Emotionen belastet war. Die meisten Strömungen waren allerdings absichtlich dramatisiert, wie Künstler es eben so hielten – in Wirklichkeit waren die meisten Akteure recht bodenständig und abseits der Proben und des Scheinwerferlichts recht ausgeglichen. Zumindest bewegten sich auf dem Raumer sehr viel weniger Leute, und vor den Aufführungen zog Oona sich rechtzeitig zurück.

      Milton Chu förderte daher nicht nur Fany, sondern kümmerte sich vor allem um Oona. Mit der Zeit entwickelte sich ein tiefes Vertrauensverhältnis zwischen ihnen. Gerade Oona sah in dem Mäzen, der so klein war und doch so groß, einen Vaterersatz. Als ihre Eltern umgekommen waren, war sie erst ein Jahr alt gewesen.

      Mit der Zeit stellte Fany fest, dass sie die Musik zwar liebte, aber sich innerhalb eines Ensembles auf Dauer nicht wohlfühlte. Sie empfand zunehmend Enge und Behinderung ihrer freien Entfaltung

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