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habe ich schon mindestens vier Mal gehört. Und trotzdem seid ihr danach immer wieder zusammen gekommen. Oder habt euch gar nicht erst getrennt.« Der Trinkhalm gurgelte, als Nina den letzten Rest Eistee aufsaugte.

      »Diesmal ist es wirklich vorbei.« Sophie klang nicht halb so überzeugend, wie sie es sich wünschte.

      Nina schnitt eine Grimasse.

      »An deiner Stelle würde ich mir das gut überlegen. Kein Mann hat es so lange mit Frau Neunmalklug ausgehalten wie Matthias. Und das will was heißen.«

      Jeden anderen hätte Sophie nach so einer Bemerkung zum Teufel geschickt. Bei Nina ärgerte sie sich noch nicht einmal. Fromm wie ein Lamm saß sie im Sessel und drehte das Glas zwischen den Händen.

      »Schon möglich. Aber so kann das nicht weitergehen. Wann immer wir aufeinanderprallen, gibt es Streit. Das will ich weder Lea noch uns antun.«

      »Aber wenn ihr euch doch liebt … schon mal über eine Paartherapie nachgedacht?«

      Sophie verdrehte die Augen und winkte lachend ab.

      »Von solchen Psychospielchen halte ich nichts. Entweder man verträgt sich. Oder man passt einfach nicht zusammen.«

      »Wie du meinst.« Eine von Ninas herausragenden Eigenschaften war ihr mangelnder missionarischer Eifer. »Sag mal, habe ich vorhin nicht eine Tafel Schokolade im Schrank gesehen? Wenn ich nicht sofort was zu essen bekomme, falle ich um.«

      Sophie runzelte die Stirn.

      »Du hast vor einer halben Stunde eine Pizza Quattro Formaggi verdrückt«, erinnerte sie ihre Freundin. »Du KANNST nicht hungrig sein.«

      »Tut mir leid. Mein Magen ist anderer Meinung.« Nina beugte sich vor, machte sich ganz lang und stellte das Glas auf den Tisch. Sie entknotete ihre Beine und stand auf. »Hui, ein bisschen wackelig.« Halt suchend streckte sie die Hand aus. Hielt sich an der Wand fest.

      »Das kommt davon, wenn man immer im Schneidersitz dasitzt. Das hemmt die Durchblutung der Extremitäten.«

      »Jawohl, Frau Assistenzärztin«, spottete Nina gutmütig und wankte Richtung Küchenzeile.

      Auf halbem Weg passierte es. Die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Dabei hatte sie doch gar keinen Alkohol getrunken. Im Fallen griff sie reflexartig um sich. Erwischte das schmale Regal in der Ecke. Den Aufprall auf dem Boden bemerkte sie schon nicht mehr. Ein Glück, denn das Regal begrub sie unter sich.

      *

      Das Klingeln des Telefons weckte Dr. Weigand aus seinen Gedanken. Einen Moment lang starrte er auf das Diktiergerät in seiner Hand. Richtig! Er hatte Befunde diktieren wollen, als ihm Sophie in die Quere gekommen war. Wieder einmal! Er legte das Gerät weg und nahm das Telefonat an. Ein paar Minuten später war er auf dem Weg zu Anette Pastor. Er wurde schon sehnsüchtig im Behandlungszimmer erwartet.

      »Puls 100, viel zu schnell«, informierte ihn der Kollege Gruber.

      »Was sagt der Blutdruck?«

      »100 zu 70. Viel zu niedrig bei dem Gewicht der Patientin.«

      »Ich sage Anette schon die ganze Zeit, dass sie abnehmen soll. Aber nein, sie will ja nicht hören«, bemerkte Hartmut aus seiner Ecke.

      Matthias musterte ihn einen Moment lang aus schmalen Augen.

      »Apropos abnehmen. Was haben Sie heute gegessen? Außer verdorbenem Fisch, versteht sich.«

      »Heute Nachmittag gab es Käse-Sahne-Torte. Das ist mir wichtig. Am Sonntagnachmittag gehört ein festlicher Kuchen auf den Tisch.«

      »Ihre Frau ist bestimmt eine tolle Bäckerin«, entfuhr es Benjamin Gruber.

      Hartmut Pastor wollte eben zustimmen, als sich Anette auf der Liege krümmte.

      »Netti, was ist denn los mit dir?« Hartmut beugte sich über seine Frau.

      Dr. Weigand schob ihn kurzerhand weg.

      »Gruber, begleiten Sie Herrn Pastor hinaus!«

      »Natürlich.« Benjamin legte den Arm um die Schultern des widerstrebenden Mannes.

      Matthias kümmerte sich um seine Patientin. Leuchtete ihr mit der Taschenlampe in die Augen und redete beruhigend auf sie ein. Endlich beruhigte sich Anette ein wenig. Benjamin Gruber kehrte zurück.

      »Wir haben inzwischen Aufnahmen vom gesamten Oberkörper gemacht.« Auf dem Schreibtisch lag ein Tablet. Er schaltete es ein und suchte nach den Bildern, die die Kollegen der Radiologie eingespielt hatten. »Hier sind sie ja.« Gruber reichte das Gerät weiter.

      Matthias Weigand vertiefte sich in die Betrachtung.

      »Wir haben es mit einer Bronchopneumonie zu tun. Die Lunge ist entzündet.«

      Dr. Grubers Gesicht war ein einziges Fragezeichen.

      »Wie konnte das passieren? Hat sie Erbrochenes eingeatmet?«

      »Schon möglich.« Matthias Weigand kehrte zu seiner Patientin zurück, nahm ihren Hals in Augenschein. Mit einem ziehenden Geräusch rang sie nach Luft. »Die Atemwegsmuskulatur ist gelähmt.«

      »Das kann unmöglich eine normale Lebensmittelvergiftung sein.«

      »Stimmt auffallend«, gab Weigand dem jungen Kollegen recht. Er beugte sich über Anette Pastor. Hob eines ihrer Augenlider und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. »Frau Pastor, hören Sie mich? Können Sie mit mir sprechen?«

      Anette schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Verzweifelt versuchte sie, ein paar Worte herauszubringen. Vergeblich. Mehr als ein Krächzen gelang ihr nicht.

      »Trockener Mund, Sprachstörungen.« Dr. Weigand drehte sich zu seinem Assistenzarzt um. »Welche Diagnose stellen Sie?«

      Benjamin dachte fieberhaft nach. Im Geiste ging er die endlosen Listen mit Symptomen durch, die er im Studium auswendig gelernt hatte. Seine Lippen bewegten sich lautlos.

      »Ich tippe auf Botulismus. Das Bakterium Clostridium botulinum führt nach anfänglichem Erbrechen und Durchfall zu neurologischen Ausfällen wie Schluck-, Sprach- und Sehstörungen. In schweren Fällen kann die Vergiftung zu Atemlähmung und zum Tod führen.«

      Dr. Weigand war in allen Punkten einverstanden.

      »Sagte Frau Pastor nicht, sie hätte geräucherte Forelle gegessen?« Er erinnerte sich an einen Artikel im Ärzteblatt in der vergangenen Woche. »In letzter Zeit kommt es in Europa immer wieder zu Vergiftungen mit Räucherfisch, der mit Keimen von Clostridium botulinum belastet ist.« Er schaltete die Taschenlampe aus. »Wir brauchen eine Probe für die Serologie.«

      »Ich rede mit Herrn Pastor. Vielleicht hat er die Packung noch zu Hause.«

      »Beeilen Sie sich! Wenn Sie richtig liegen, haben wir keine Zeit zu verlieren.«

      Wie zum Beweis japste Anette Pastor. Sie rang nach Luft, krümmte sich auf der Liege. Mit zwei, drei Schritten war Dr. Weigand wieder neben ihr. Ein Blick genügte.

      »Schwester!

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