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Was war nur los mit ihr? Warum verstand sie ihn immer falsch?

      Innerlich schüttelte Matthias den Kopf. Nein, die Trennung war kein Fehler gewesen. Es hatte sich nichts geändert. Aber was war das? Darüber dachte er auf dem Weg ins Behandlungszimmer nach.

      »Tut mir leid. Das ist alles ein bisschen viel zur Zeit.« Sophies Stimme übertönte das Klappern der Transportliege. Matthias traute seinen Ohren kaum. Sie hatte sich tatsächlich entschuldigt!

      »Schon gut.« Er lächelte. »Wo ist eigentlich Lea?«

      Seine Sorge rührte Sophie.

      »In ihrem Bett. Die Nachbarin hat das Babyfon übernommen.«

      »Gut.« Sie hatten den Behandlungsraum erreicht. Matthias sah sich nach den Kollegen um. »Auf drei. Eins, zwei, drei.« Mit vereinten Kräften hoben sie Nina auf die Liege. Sie verzog das Gesicht. Ein leises Stöhnen entwich ihren Lippen.

      »Keine Sorge. Bei Matthias bist du in den besten Händen«, entfuhr es Sophie. Als sie gewahr wurde, was sie da gerade gesagt hatte, biss sie sich auf die Unterlippe und senkte die Augen.

      Nina lächelte ihre Schmerzen weg.

      »Nichts anderes habe ich erwartet.«

      »Darf ich Hand anlegen?«, fragte Matthias und schritt zur Tat, ohne eine Antwort abzuwarten. Er betastete Ninas Schulter. Sie verzog das Gesicht. Stöhnte erneut leise. Matthias nickte. »Die Schulter ist ausgekugelt. Das ist schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Um das wieder in Ordnung zu bringen, bekommst du eine kleine Narkose.« Er machte eine Notiz auf dem Formular, das auf dem Klemmbrett befestigt war. »Natürlich nur, wenn du einverstanden bist.«

      »Ich würde dich verfluchen, wenn du das ohne Betäubung tun wolltest.«

      Matthias Weigand sah schnell hinüber zu Sophie und wieder zurück.

      »Verfluchen tust du mich wahrscheinlich auch so schon«, murmelte er und räusperte sich. »Um sicherzugehen, dass die Schulter nicht auch noch gebrochen ist, wird dich Schwester Irina vorher noch zum Röntgen bringen.«

      »Aye, aye, Captain.« Nina zwinkerte ihm zu zum Zeichen, dass sie ihm wohlgesonnen war. Egal, was er dachte.

      Doch da war Matthias schon auf dem Sprung zum nächsten Patienten. Dr. Grubers Konterfei leuchtete auf dem Display seines Handys auf.

      *

      »Botulinum Toxin Typ A«, teilte Benjamin dem Notarzt mit. Sein Atem keuchte im Apparat.

      »Sehr gute Arbeit, Gruber. Ich erwarte Sie in drei Minuten bei der Patientin. Mit dem Anti-Serum, versteht sich.« Dr. Weigand legte auf und ließ das Mobiltelefon wieder in der Kitteltasche verschwinden.

      Die Sohlen seiner Schuhe knirschten leise auf dem Boden. Langsam beruhigte sich sein törichtes Herz. Dafür begann sich das Gedankenkarussell aufs Neue zu drehen. Warum sah Sophie so mitgenommen aus? Litt sie etwa auch unter der Trennung? Tat es ihr ebenso leid wie ihm? Rang auch sie mit sich, ob sie einen Schritt auf ihn zugehen sollte? Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort fand. Über die er immer noch nachdachte, als er vor Anette Pastor stand.

      Das Beatmungsgerät pumpte Luft in ihre Lungen. Die Elektroden auf ihrer Brust zeichneten die Herztätigkeit auf. Alles deutete darauf hin, dass sich ihr Zustand stabilisiert hatte.

      »Das Anti-Serum!«

      Das Keuchen hinter ihm riss Matthias aus seinen Gedanken. Er zuckte zusammen. Fuhr herum und starrte den Kollegen Gruber verständnislos an.

      »Wie bitte?«

      »Das Anti-Serum!« Benjamin hielt das Fläschchen hoch.

      »Ach so, natürlich.«

      Unter den verwunderten Blicken seines Kollegen griff Dr. Weigand nach dem Medikament.

      Durch den Venenzugang an ihrer Hand drückte er das Gegenmittel langsam in die Blutbahn seiner Patientin. Klappernd landete die leere Plastikkanüle im Abfall. Danach überprüfte und notierte er die Werte des Überwachungsmonitors und korrigierte die Tropfgeschwindigkeit der Infusion. Schließlich begann die schwierigste Phase vieler Behandlungen: Den Ärzten blieb nichts weiter übrig, als abzuwarten, ob die Therapie anschlug. Fast alle empfanden diese Stunden, manchmal Tage der Tatenlosigkeit als nervenaufreibend. In dieser Hinsicht unterschied sich der Notarzt nicht von seinen Kollegen. Im Normalfall. Doch was war in diesen Tagen schon normal? Nachdem Matthias seine Notizen in der elektronischen Akte vermerkt hatte, blieb er einfach auf dem Hocker sitzen und starrte vor sich hin.

      Benjamin Gruber beobachtete ihn.

      »Alles in Ordnung, Dr. Weigand?«

      Es dauerte, bis seine Frage zu dem Kollegen durchdrang. Matthias nickte langsam.

      »Ja, ja, alles gut. Gehen Sie nur. Ich bleibe hier und passe auf unsere Anette auf.«

      Benjamin blieb nichts anderes übrig, als der Anweisung nachzukommen. Gut fühlte er sich nicht dabei. Irgendetwas stimmte nicht mit Dr. Weigand. Wenn er nur gewusst hätte, was es war.

      *

      »Oh, Dan, es tut mir wahnsinnig leid. Aber mir ist gerade aufgefallen, dass ich mein Handy auf dem Esstisch liegengelassen habe.«

      Daniel Norden atmete auf. »Und ich dachte schon, dass etwas Schlimmes passiert ist.« Seit dem Herzinfarkt seiner Frau saß ihm ständig die Angst im Nacken. Jeder ihrer Anrufe aus der Klinik trieben seinen Blutdruck in die Höhe.

      »Aber das ist schlimm«, versicherte Fee. »Darauf sind die Passwörter gespeichert, ohne die ich nicht in die verschiedenen Systeme komme.«

      Mit dem Hörer am Ohr stand Daniel vom Schreibtisch auf. Er verließ das Arbeitszimmer und ging hinüber ins Esszimmer.

      »Manchmal frage ich mich, wie wir früher ohne all die elektronischen Hilfsmittel überlebt haben.«

      Felicitas lachte leise.

      »Die Frage enthält bereits die Antwort. Früher hatten wir keinen Computer und benötigten ergo auch keine Passwörter.«

      Daniel lächelte.

      »Ich liebe dich. Aber ich muss dich enttäuschen. Auf dem Esstisch liegt dein Lebenselixier nicht.«

      »Dann vielleicht in der Küche auf der Theke. Oder im Wohnzimmer«, zählte Fee jeden Ort auf, an sie an diesem Tag kurz vor dem Aufbruch in die Klinik gewesen war. »Irgendwo dort muss es sein.«

      Daniel hörte Stimmen im Hintergrund. Er verstand nicht jedes Wort. Nur so viel, dass Fee gebraucht wurde.

      »Bist du so lieb und bringst es mir in die Klinik, wenn du es gefunden hast? Du bist ein Schatz. Kuss.« Dann war die Leitung unterbrochen.

      Lächelnd machte sich Daniel Norden auf die Suche und fand das Telefon schließlich auf der Kommode im Flur. Wenig später war er unterwegs in die Klinik. Auf den letzten Metern verfolgte er einen Krankenwagen, der in die Notaufnahme abbog. Er parkte den Wagen und wählte den Weg über die Ambulanz, um etwas über den Notfall zu erfahren. Ein Rollstuhlfahrer kreuzte seinen Weg.

      »Aydin? Was machen Sie

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