Deutsche Geschichte. Ricarda Huch

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Deutsche Geschichte - Ricarda Huch Sachbücher bei Null Papier

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das Im­pe­ri­um, das von Gott den deut­schen Kö­ni­gen ver­mit­tels des Paps­tes über­tra­gen war, wo­von die Krö­nung und Sal­bung durch den Papst in Rom die vollen­den­den Zei­chen wa­ren. Er zwei­fel­te an der Kir­che mit ih­rem Ober­haupt, dem Papst, so we­nig wie an Gott, so we­nig wie am Im­pe­ri­um der deut­schen Kö­ni­ge und sei­nem ei­ge­nen Recht.

      Dem glück­li­chen po­li­ti­schen Ge­dan­ken Fried­richs, der Ver­söh­nung mit den Wel­fen, dank­te er es, dass er sich un­ge­hemmt nach Ita­li­en wen­den konn­te; es zeig­te sich, dass ei­nem deut­schen Kö­ni­ge, der über alle Mit­tel des Rei­ches ver­fü­gen konn­te, noch eine große Macht­fül­le zu Ge­bo­te stand. Das ei­ni­ge Reich, ei­nig durch das Zu­sam­men­wir­ken zwei­er Fürs­ten, er­reg­te über­all Be­wun­de­rung und Schre­cken. Die Kö­ni­ge von Dä­ne­mark, Un­garn, Po­len, durch dy­nas­ti­schen Zwist ge­schwächt, muss­ten sich ab­hän­gig be­ken­nen. Nach Ita­li­en zog Fried­rich mit dem Ent­schluss, die­sel­be Stel­lung wie­der­zu­ge­win­nen, die Karl der Gro­ße und Otto der Gro­ße ein­ge­nom­men hat­ten. Er fand Ent­ge­gen­kom­men beim Adel und Wi­der­stand bei den Städ­ten, na­ment­lich bei Mai­land, der größ­ten und reichs­ten; aber ge­ra­de dar­auf leg­te er Wert, dass er die Mit­tel der rei­chen han­del­trei­ben­den Städ­te in die Hand be­käme. Nach al­tem Her­kom­men hielt er eine Ta­gung auf den Ron­ka­li­schen Fel­dern, wo die Le­hens­trä­ger zu er­schei­nen und ihre Le­hen in Empfang zu neh­men hat­ten. Dort wur­de mit Hil­fe von ju­ris­tisch ge­bil­de­ten Per­so­nen un­ter­sucht, was dem Kai­ser zu­ste­he, was nicht; denn es war Fried­rich ernst da­mit, sein Recht, aber nichts als das in An­spruch zu neh­men. Die Ju­ris­ten der be­rühm­ten Schu­len von Bo­lo­gna und Pa­do­va un­ter­stütz­ten ihn über Er­war­ten; für ihre for­ma­lis­ti­sche Den­kart kam ei­nem rö­mi­schen Kö­nig deut­scher Na­ti­on als Nach­fol­ger der rö­mi­schen Cäsa­ren die­sel­be un­um­schränk­te Herr­schaft zu wie den Kai­sern des Al­ter­tums. Nach ih­ren An­sprü­chen war ein rö­mi­scher Kö­nig nicht sehr ver­schie­den von ei­nem De­spo­ten, der über Hab und Gut sei­ner Un­ter­ta­nen ver­fü­gen kann. Fried­rich war sich be­wusst, dass er in Rechts­fra­gen an die Zu­stim­mung der Gro­ßen sei­nes Rei­ches ge­bun­den war; aber die aus dem rö­mi­schen Recht ge­schöpf­ten Sen­ten­zen über die Gött­lich­keit der Kai­ser­wür­de ho­ben doch sein im­pe­ra­to­ri­sches Selbst­ge­fühl. Vor al­len Din­gen den Städ­ten ge­gen­über glaub­te er un­be­ding­ter Herr zu sein; er sah in ih­nen nicht wie im ho­hen Adel Ge­nos­sen, nicht we­nigs­tens durch den krie­ge­ri­schen Be­ruf ihm An­ge­gli­che­ne wie die Dienst­leu­te, die Mi­nis­te­ria­len, son­dern dem Stan­de nach Tie­fer­ste­hen­de, em­por­ge­kom­me­ne Un­ter­ta­nen, die schlecht­weg zu ge­hor­chen hat­ten. Al­ler­dings ach­te­te er die von sei­nen Vor­gän­gern er­teil­ten Pri­vi­le­gi­en, nicht aber, was durch Ge­wohn­heit üb­lich ge­wor­den, von den Aus­üben­den als Recht be­trach­tet wur­de. Fried­richs Auf­tre­ten war un­wi­der­steh­lich, der An­blick schon sei­ner kriegs­tüch­ti­gen deut­schen Rit­ter, ih­rer gleich­mä­ßig kraft­vol­len, elas­ti­schen, blit­zen­den Ge­stal­ten ver­brei­te­te Schre­cken. Den be­fes­tig­ten Städ­ten ge­gen­über mit ih­ren ge­wal­ti­gen Tür­men und Bas­tio­nen ge­nüg­ten al­ler­dings die Kat­zen und Igel und Wid­der nicht, wie denn im gan­zen Mit­tel­al­ter sehr sel­ten eine Be­la­ge­rung den Zweck er­reich­te; aber in of­fe­ner Schlacht blie­ben die Deut­schen Sie­ger.

      Ob­wohl Fried­rich das auf­rüh­re­ri­sche Rom un­ter­warf, Ar­nold von Bre­s­cia aus­lie­fer­te und dem Papst die Rück­kehr in sei­ne Stadt er­mög­lich­te, blieb Ha­dri­an I., der ein­zi­ge Eng­län­der auf dem rö­mi­schen Stuh­le, miss­trau­isch ab­leh­nend. Da bei der Be­geg­nung Fried­rich sich wei­ger­te, dem Papst den Stall­meis­ter­dienst zu leis­ten, näm­lich ihm beim Be­stei­gen des Pfer­des den Steig­bü­gel zu hal­ten, wei­ger­te sich der Papst, ob­wohl Fried­rich ihm den Fuß küss­te, ihm den Frie­dens­kuss zu ge­ben. Ge­treu sei­nem Ge­rech­tig­keits­sinn rief Fried­rich die Fürs­ten, die ihn be­glei­te­ten, zu­sam­men und über­ließ ih­nen zu ent­schei­den, was Rech­tens sei. Das Reich soll­te dar­über ent­schei­den, was sich mit kai­ser­li­cher Ehre ver­ei­nen las­se. Das Ur­teil der Her­ren fiel zu­guns­ten des Paps­tes aus: es war Über­lie­fe­rung, dass Pi­pin der Kur­ze dem Papst, als er ins Fran­ken­reich kam, den Mar­schalls­dienst ge­leis­tet habe, und die äl­te­ren un­ter den An­we­sen­den er­in­ner­ten sich, von Lo­thar das­sel­be ge­se­hen zu ha­ben. Fried­rich füg­te sich der Ent­schei­dung und hielt im An­ge­sicht des Hee­res dem Papst die Steig­bü­gel, wor­auf er den Frie­dens­kuss emp­fing. Zwei in der Wur­zel feind­li­che Ge­wal­ten wur­den durch künst­li­che Ver­an­stal­tung auf der schma­len Schnei­de des Ein­ver­ständ­nis­ses er­hal­ten. Nun wur­de Fried­rich nach al­tem Ri­tu­al zum Kai­ser ge­weiht. Vor der sil­ber­nen Pfor­te der Pe­ters­kir­che hielt der Bi­schof von Al­ba­no das ers­te Ge­bet, mit­ten in der Kir­che der Bi­schof von Por­to das zwei­te: »Gott, du ge­heim­nis­vol­ler Schöp­fer der Welt – schüt­te auf die Für­bit­te al­ler Hei­li­gen über die­sen Kö­nig das Füll­horn dei­nes Se­gens aus und fes­ti­ge den Thron sei­nes Rei­ches. Su­che ihn heim wie den Mo­ses im Dorn­busch … und über­gie­ße ihn mit dei­nem Ster­nen­se­gen und dem Tau dei­ner Weis­heit wie Da­vid und sei­nen Sohn Sa­lo­mon.« Es folg­te die Sal­bung durch den Erz­bi­schof von Os­tia und ein Ge­bet, dass durch das hei­li­ge Öl der Se­gen des Trös­ter­geis­tes in das Herz des Kö­nigs ein­drin­gen und ihm die Gabe ver­lei­hen möge, Un­sicht­ba­res zu emp­fan­gen, und, nach­dem er in Ge­rech­tig­keit und Er­bar­mung sei­nes zeit­li­chen Rei­ches ge­wal­tet, ewig­lich mit Chris­tus zu herr­schen. Dann war der Au­gen­blick ge­kom­men, wo der Papst dem Kni­en­den das Dia­dem auf­setz­te mit den Wor­ten: »Empfan­ge das Ruh­mes­zei­chen im Na­men des Va­ters, des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes, da­mit du un­ter Ver­ach­tung des al­ten Fein­des und al­ler Sün­den­be­rüh­rung Recht und Ge­rech­tig­keit lie­best und dich in die­sem Le­ben so er­bar­mungs­voll zei­gest, dass dir un­ser Herr Je­sus Chris­tus in der Ge­mein­schaft der Hei­li­gen die Kro­ne des ewi­gen Rei­ches ver­lei­he.« Als der er­schöpf­te Kai­ser sich zu­rück­zie­hen und spei­sen woll­te, über­fie­len die Rö­mer den Papst, und er muss­te den gan­zen Tag durch kämp­fen. Am an­de­ren Mor­gen ver­ließ er, den Papst und die Kar­dinäle mit sich neh­mend, Rom, und der Papst er­teil­te de­nen, die im Kamp­fe Blut ver­gos­sen hat­ten, Ablass. Da­bei be­rief er sich auf ge­wis­se kirch­li­che Zeug­nis­se, wo­nach der Krie­ger, der, im Ge­hor­sam ge­gen sei­nen Fürs­ten, kämp­fend Blut ver­gießt, nach ir­di­schem und himm­li­schem Ge­setz kein Mör­der, son­dern ein Straf­voll­stre­cker sei.

      Eine merk­wür­di­ge Schi­ckung woll­te, dass die­ser selbst­be­wuss­te und den­noch, ob­wohl zu­wei­len hart und zu­wei­len durch Zorn und das Ge­fühl ge­kränk­ter Ma­je­stät zu grau­sa­men Hand­lun­gen be­wo­gen, maß­vol­le Kö­nig, sich dem Ein­fluss ei­nes Man­nes er­gab, der ihn auf eine ge­fähr­li­che Bahn und in dra­ma­ti­sche Ver­wick­lun­gen riss, wie sein ei­ge­ner Cha­rak­ter sie wo­mög­lich ver­mie­den hät­te. Die­ser Mann war der Kanz­ler des Reichs, Rainald, aus dem Ge­schlecht der an der We­ser be­gü­ter­ten Gra­fen von Das­sel. Be­herrsch­te er den Kai­ser, weil er so sehr von ihm ver­schie­den war? In ganz an­de­rer Art wie Fried­rich war auch er zum Herr­scher ge­bo­ren, so wie ein heid­nischer Wi­kin­ger­füh­rer, dem die Welt ge­hört, so­weit er sie er­obern kann. Fried­rich war ganz

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