Das Mädchen, der Köter und ich. Хелена Эберг

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Das Mädchen, der Köter und ich - Хелена Эберг

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Runde drehen, dachte er, sie war sonst immer beim Vater zu Hause, sobald er selbst nicht daheim war. Der Vater war nie allein, nur Viktors Mutter war allein. Deshalb würde er jetzt zu ihr fahren.

      Als er bei den Zebrastreifen angekommen war, vergrößerte sich der Abstand zwischen den Streifen. Er hielt an und nahm Anlauf: Er durfte nicht auf dem Asphalt landen, das bedeutete Unglück. Wenn er den weißen Streifen traf, würde etwas Schönes passieren. Er streckte sich, wackelte, schaffte es aber. Ein Glück! Er atmete tief aus und lief auf den Querstreifen über die Straße.

      Er setzte sich in das Bushäuschen und wühlte in seiner Tasche. Er hatte ein paar abgegriffene Comics, den neuen Hobbykatalog und eine Tüte Fantasialand dabei, die er im Vorratsschrank gefunden hatte. Zahnbürste und Schlafanzug hatte er schon bei seiner Mutter.

      Er nahm sich ein paar Weingummis, er war wund im Mund von dem heißen Kakao, es brannte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen, und er spuckte die Weingummis auf den Gehsteig.

      Durch einen schmalen Spalt in der Holzwand sah er die Autos, die aus der Kurve beim alten Coop-Laden kamen: Zuerst ein roter Volvo 780, dann dauerte es eine Weile, bis drei weiße Saabs nacheinander kamen, das musste etwas bedeuten. Er schaute nach dem nächsten Auto, sah aber nur, dass jemand angeradelt kam, jemand in einer roten Jacke und mit langem, dunklem Haar. Sie trug eine neue rote Jacke aus weichem Velour.

      Viktor spürte wieder die Schmetterlinge im Bauch. Er stand auf und machte die Tasche zu. Sie radelte direkt auf ihn zu, machte vor dem Bushäuschen eine Vollbremsung und warf den Kopf zurück, sodass die Haare auf den Rücken fielen. Sie hatte ein Mountainbike, genauso eins, wie er es sich selbst wünschte: ein schwarzes. Sie war schnell gefahren und außer Atem. Sie lehnte sich über den Lenker und lächelte ihn an.

      »Hallo«, sagte sie, »ich hab dich vom Coop-Laden aus gesehen.«

      »Na und?«, sagte Viktor und versuchte, heimlich einen Blick aufs Fabrikat des Fahrrads zu werfen.

      »Hast du das Ferkel nicht dabei?«, fragte sie und lächelte übers ganze Gesicht.

      »Das Ferkel?«, fragte Viktor. »Du meinst den Hund, ja, ich meine, nein ...«

      »Ach nein«, sagte Marika und trat mit dem Fuß nach einem Stein, der mit einem Knall den Papierkorb traf.

      Da kam der grüne Linienbus. Viktor holte seine Busfahrkarte heraus, warf die Tasche über die Schulter und stieg ein. Marika blieb einen Augenblick still stehen, dann kettete sie schnell ihr Fahrrad an den Papierkorb, und gerade als der Bus losfahren wollte, sprang sie durch die halb geschlossenen Türen hinein und leerte eine Hand voll Münzen vor dem Fahrer aus. Er zählte das Geld, Marika blinzelte ihn bittend an, und er stempelte widerwillig eine Fahrkarte ab, obwohl eine Krone fehlte. Sie wankte, als der Bus losfuhr und von der Haltestelle auf die Straße hinausbog. Mit einem Plumps nahm sie auf dem Sitz neben Viktor Platz.

      »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie.

      »Ach so ...«, sagte Viktor und spürte einen Kloß im Hals.

      »Das macht dir doch nichts aus, oder?«

      »Nee ...«, sagte Viktor.

      Er hielt die Knie fest aneinander gepresst und drückte sich an die Wand.

      »Es ist so ...«, fing Marika an und rückte etwas näher an ihn heran.

      Viktor traute sich kaum zu atmen und zog die Luft durch die Nase, damit es weniger auffiel. Er versuchte die Gedanken unter Kontrolle zu halten und schaute durch die Fensterscheibe hinaus. Sie fuhren an der Schule vorbei – ja, das, was einmal die Schule gewesen war – jetzt war da ein Flohmarkt – und sie fuhren an Jonas’ Haus vorbei. Sie hatten das Haus mit wärmedämmenden Platten verkleidet und im Garten stand ein rot angestrichener, gusseiserner Gartenzwerg. Den hatte Jonas’ Vater für fünfzehn Kronen bei einer Versteigerung erworben. Eigentlich hätte er mindestens dreihundert gekostet. Jonas’ Vater machte gern gute Geschäfte.

      Die Häuser lichteten sich, und als sie auf die Gerade zwischen den Feldern hinauskamen, fingen schwere Regentropfen an, gegen die Scheiben zu prasseln, sie zitterten im Fahrtwind und wurden nach hinten gepresst.

      Viktor sagte nichts. Er lehnte den Kopf gegen das kühle Glas. Er versuchte, nicht daran zu denken, aber er spürte, dass Marika dicht neben ihm saß, er spürte ihr Bein an seinem Bein.

      »Es ist so ... ich wollte nur sagen ... ach, was soll’s«, fing sie an.

      »Was ist los?«, fragte Viktor und folgte einem Wassertropfen mit dem Finger.

      »Ach nein, es ist nichts«, sagte Marika und wickelte ihre Haare um den Finger.

      »Doch, sag schon«, sagte Viktor, obwohl er es eigentlich nicht wollte, denn er ahnte, was ihr auf der Zunge lag.

      »Na ja«, sagte sie, »es ist nur so ... ich finde dich total goldig.«

      Viktor bemühte sich, unberührt zu wirken. Goldig, er sollte goldig sein? Das Blut brodelte in ihm, es kribbelte und pulsierte, er wurde rot wie ein Krebs und ihm war, als würde sein Körper ein eigenes Leben leben. Wenn seine Backen nicht so rot gewesen wären, hätte er Marika angesehen. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und drückte die Stirn gegen das kalte Fenster. Sein Atem beschlug die Scheibe. Marika beugte sich über ihn und zeichnete ein V mit einem Herzen rundherum. Viktor wischte es weg. Aber blitzschnell.

      Auf dem Gehsteig an der Haltestelle waren so viele Menschen, dass Viktor voll in eine Wasserlache trat, ohne es zu bemerken. Der Himmel war grau, die Hauswände waren fleckig nach dem Regen und die Wimpel am Marktplatz hingen schlaff herab. Vor dem Rathaus waren ein paar Jungs dabei, die Lautsprecheranlage für ein Blasorchester aufzubauen, und über der Freilichtbühne hing eine grüne, durchnässte Plane.

      Sie liefen zwischen den Marktbuden durch, Marika bahnte ihnen den Weg. Viktor folgte ihr, balancierte auf den Pflasterfugen. Eine Frau, die einen dicken Norwegerpulli, einen gelben Südwester und dicke Winterstiefel trug, faltete gerade die nasse Plastikplane zusammen, die das Gemüse vor Nässe geschützt hatte. Marika drängte sich weiter und blieb vor einer Bude mit glänzendem Schmuck auf schwarzen Samtkissen stehen.

      Der Mann in der Bude hatte buschige Augenbrauen, die in der Mitte zusammengewachsen waren und die ganze Nasenwurzel bedeckten. Im Mundwinkel hing ein Zigarettenstummel. Marika fingerte an den Schmuckstücken herum und fand einen Totenschädel aus Zinn, groß wie ein Daumennagel. Er verlangte sechzig Kronen dafür, aber sie fing sofort an zu handeln, und bald war er damit einverstanden, ihn für fünfunddreißig zu verkaufen. Aber Marika hatte ja kein Geld. Sie zog Viktor mit sich und sie gingen weiter. Der Verkäufer fluchte ihnen hinterher und sie bogen schnell hinter den Buden mit Teppichen und Trainingsoveralls ab.

      »Und was machen wir jetzt?«, fragte Marika.

      »Ich muss zu meiner Alten«, sagte Viktor und balancierte auf einem Fahrradständer.

      »Jetzt?«

      »Ja, warum?«, fragte Viktor und ließ die Tasche auf den Boden fallen.

      »Musst du jetzt schon abdüsen?«, fragte Marika genervt. Sie beugte den Kopf nach vorne und richtete sich mit einem Ruck auf, sodass die Haare wie ein wilder Federbusch flatterten. »Scheiße, jetzt komme ich nicht mal nach Hause. Ich hab kein Geld mehr.«

      »Nicht mal für den Bus?«

      »Nein«, sagte Marika und stülpte demonstrativ

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