Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9. Inger Gammelgaard Madsen

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Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9 - Inger Gammelgaard Madsen Ronaldo Benito

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woraufhin ich bemerkte, dass ich Blut an den Händen hatte. Ich habe es an einem Taschentuch abgewischt, keinem gebrauchtem natürlich, und es den Kriminaltechnikern gegeben. Wir warten auf das Ergebnis. Das Opfer hatte kein Blut an sich. Vielleicht stammt es von der Katze, es kann aber auch das des Mörders sein. Wenn das der Fall ist, war die Katze in der Nähe des Täters und es gibt vielleicht weitere Spuren an ihr.“

      Er bekam mit, dass Blicke und Lächeln ausgetauscht wurden, als er ihnen den Rücken zuwandte und die Information auf die Tafel schrieb. Selbstverständlich hatten sie die Kratzer an seinen Armen und Händen bemerkt.

      „Das andere Opfer ist Frederik Valbæk. Zwei Jahre älter als Zuzanna Johansen und arbeitslos. Die Todesursache ist ein tödlicher Messerstich ins Herz, aber zuerst wurde die gleiche Tötungsmethode wie beim ersten Opfer versucht, was der Rechtsmedizinerin zufolge misslungen ist, woraufhin das Messer benutzt wurde. So ist die Reihenfolge nach ihrer Einschätzung. Der Mord soll frühmorgens stattgefunden haben, die Rechtsmedizinerin meint, so gegen drei oder vier. Beide Opfer wurden in ihren Betten gefunden. Beide lagen da, als ob sie schliefen.“

      „Wurden so hingelegt“, schob Niels ein und Anker Dahl nickte.

      „Genau. Auf den ersten Blick sahen sie nicht wie tote Menschen aus, sondern wie tief und fest schlafende. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, waren sie bereits ins Bett gegangen, als der Täter sie besuchte.

      „Was kann das über den Täter aussagen? Dass er die Opfer kennt, vielleicht? Ist es Fürsorge?“, überlegte Yazmin.

      „Das ist es, was wir aufklären müssen“, antwortete Anker Dahl.

      „Ist es ein sexuelles Motiv?“, fragte Kim Ansager.

      Anker Dahl und Niels schüttelten beide den Kopf.

      „Nein, es gibt keinerlei Anzeichen für einen wie auch immer gearteten sexuellen Übergriff. Das Motiv ist unbekannt. Wenn die Rechtsmedizinerin recht damit hat, dass es der gleiche Täter ist, dann hat er - oder sie - zuerst Frederik Valbæk im Fjældevænget und anschließend Zuzanna Johansen in der Lundbyesgade getötet.“

      „Kann die Reihenfolge etwas zu bedeuten haben? Ich meine die Lage. Vielleicht kann es uns verraten, woher er kam. Vielleicht wohnt er in Aarhus West und ist ins Zentrum gefahren, um auch Zuzanna zu töten, aber wieso?“ Kim bekam keine Antwort auf seine Frage.

      „Zu der Zeit, zu der beide Morde stattfanden, war es ja hell. Irgendjemand muss doch irgendetwas gesehen haben“, meinte Yazmin.

      Anker Dahl nickte.

      „Haben die Kriminaltechniker auch nichts gefunden?“, fragte Isabella. Sie war mittlerweile wieder halbwegs auf dem Damm, aber dass sie es momentan nicht leicht hatte, war deutlich an ihrem Gesicht abzulesen, das einen verhärmten Ausdruck bekommen hatte.

      „Sie haben Fingerabdrücke in der Wohnung der Frau gefunden, aber die sind nicht in unserer Datenbank. Wahrscheinlich gehören sie jemandem aus der Familie, was wir erst wissen werden, sobald wir sie alle eingesammelt und abgeglichen haben. Bei Frederik Valbæk haben sie dafür eine ganze Menge gefunden, da er am Samstagabend eine Party gefeiert hat. Das Zimmer quoll über mit dreckigen Tellern, Gläsern und leeren Flaschen und jemand hatte sich im Bad übergeben. Alles wird gerade untersucht. Aber achtet auf das Detail hier.“ Er deutete mit dem Edding auf das Foto, das ihm die Rechtsmedizinerin gegeben hatte. „Das sind Details über die mutmaßliche Tatwaffe und bis auf Weiteres die einzige Spur. Aber wir müssen es innerhalb dieser vier Wände halten. Die Presse und die Öffentlichkeit dürfen nichts davon erfahren.“

      „Ist es nicht auffällig, dass es die gleiche Mordmethode ist? Diese Art zu ersticken ist doch wohl nicht ganz alltäglich?“ Yazmins Blick hatte lange auf einem der Fotos mit den Spuren am Hals der Opfer verweilt.

      „Nein, aber es ist eine gut geeignete Methode, wenn es wie ein Herzstillstand aussehen soll. Wenn die Rechtsmedizin nicht die Spuren von dem Druck am Hals entdeckt hätte, hätte die Tötung leicht übersehen werden können. Auf den ersten Blick haben die beiden jungen Menschen nichts miteinander zu tun, aber jetzt kümmern wir uns gründlich darum.“ Er drehte sich entschlossen von der Tafel weg und sah seine Mitarbeiter am Tisch eindringlich an. „Jetzt gehen wir alles durch. Familie, Partner, Nachbarn, Bekanntenkreis, Facebook, Freunde, Feinde, Computer und Telefone - alles - und finden heraus, ob es zwischen ihnen eine Verbindung gibt. Niels hat mit Zuzanna Johansens Eltern gesprochen und Frederik Valbæks Mutter benachrichtigt, die Frührentnerin ist.“

      Niels Nyborg bestätigte mit einem kurzen Nicken.

      „Gibt es Fragen?“, fügte Anker Dahl hinzu, legte den Stift auf den Rand des Whiteboards und setzte sich mit seinem Kaffeebecher an den Tisch.

      „Wir müssen nochmal mit Zuzannas Eltern sprechen. Sie waren so aufgewühlt, dass es für mich unmöglich war, sie zu befragen. Soweit ich verstehen konnte, hatte die Mutter am Tag zuvor einen Streit mit der Tochter. Das hat sie sich jedenfalls die ganze Zeit vorgeworfen“, sagte Niels und warf zwei Stück Zucker in seinen Kaffee.

      „Darum kümmern wir uns zusammen, Niels. Wir müssen herausfinden, weswegen sie gestritten haben. Wir müssen auch eine Bestandsaufnahme der Aktivitäten der beiden am Samstagabend machen. Wo waren sie, mit wem haben sie sich getroffen und so weiter.“

      „Darum kümmern wir uns“, sagte Isabella und ihr Partner Hafid Ahmed nickte.

      „Was ist mit der Katze?“, fragte Kim.

      „Lass uns die Blutanalyse abwarten. Wenn es das der Katze ist, müssen wir keine Zeit mehr auf sie verwenden.“

      9

      Äthiopien

      Silje schwitzte. Nicht nur aufgrund der hohen Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sondern auch wegen der Arbeit. Sie hatte geradezu gewünscht, die Regenzeit möge bald einsetzen, obwohl sie den anderen im Lager zufolge viel schlimmer war als die Hitze. Die Mücken übertrugen Malaria, die Latrinen flossen über in Überschwemmungen, Krankheiten verbreiteten sich schneller und die Kleidung brauchte länger zum Trocknen. Die anderen sagten, sie habe Glück, wenn sie sie überhaupt nicht erlebte, während sie hier war.

      Samanta war seit vielen Jahren in Äthiopien und erzählte, dass die Klimaveränderung auch hier spürbar sei. Die Temperatur stieg und der Regen wurde unvorhersehbarer, was es für die Bauern schwer machte, eine gute Ernte zu erzielen. Entweder kam der Regen zu spät oder es kam unerwartet so viel Regen innerhalb kurzer Zeit, dass die Ernten zerstört und die Nährstoffe in der Erde weggespült wurden.

      Aus dieser Perspektive betrachtet waren Siljes Sorgen Bagatellen, dennoch seufzte sie laut. Der Strom war wieder ausgefallen, sodass es weder Zugang zum Telefon noch zum Internet gab. Die Fliegen nervten, weil das Büro direkt neben der Latrine lag, und sie musste das Fenster offen haben, obwohl es eigentlich nicht viel brachte. Es ging überhaupt kein Wind. Die Arbeitszeit war von Montag bis Samstag mit einer oder anderthalb Stunden Mittagspause, je nachdem, wie viel es zu tun gab. Sie hatte um 17.30 Uhr Feierabend, aber die letzten paar Tage war es viel später geworden. Sie war dankbar für ihre Stirnlampe, sonst hätte sie nicht so spät arbeiten können, wenn der Strom ausfiel. Die Abrechnung, die sie im Lager erledigen sollte, lief auch nicht so leicht, gar nicht wie die, die sie in Dänemark gewohnt war. Ihr Vorgänger war wegen Krankheit überstürzt zurück nach Norwegen gereist, sodass es niemanden gab, der sie einarbeiten konnte. Im Lager waren nur noch vier Personen. Samanta, der Fahrer Alem, ein Projektkoordinator aus Frankreich und sie selbst samt drei sogenannten delocalized staff, Äthiopier aus anderen Teilen des Landes, die angeheuert wurden, weil es nicht genug qualifizierte

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