Stadt, Land, Frust?. Группа авторов

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Stadt, Land, Frust? - Группа авторов Kirche im Aufbruch (KiA)

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diese Situation Auswirkungen auf die Gesundheit der Stelleninhaber hat. 2014 nahm die EKD dieses Projekt gerne im Rahmen des Themenfeldes »Kirche in der Fläche« auf und auch die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers (EVLKA) konnte als Projektpartner gewonnen werden.

      2015 wurden erste Fragebögen versandt und getestet. Es wurden zwei kleinere Tests durchgeführt, die dazu dienten, unsere Modelle, Messkonzepte und Inventare zu prüfen und zu verbessern. Im Sommer 2016 erfolgte der Haupttest als Vollerhebung im Gemeindepfarramt der EKM und als Teilerhebung unter Pfarrerinnen und Pfarrern der EVLKA. Von insgesamt 1132 versandten Bögen im Haupttest gingen 690 wieder bei uns ein – ein Rücklauf von 61 %! Angesichts eines Fragebogens, der mindestens 40 Minuten benötigt, um ausgefüllt zu werden, ist das ein starkes Ergebnis. Wir danken allen Pfarrerinnen und Pfarrern, die uns ihre Zeit und ihr Vertrauen geschenkt haben, ausdrücklich.

      Seit 2016 läuft die Auswertungsphase, die nicht nur angesichts der Menge an Daten Sorgfalt und Zeit benötigte. Wir freuen uns außerordentlich, dass sowohl eine Dissertation in der Praktischen Theologie als auch eine Diplomarbeit in der Psychologie im Rahmen dieses Projektes entstanden sind. Das interdisziplinäre Arbeiten war ein durchgängiger Gewinn in unserer Forschung zu »GIPP« (Greifswalder Inventar Peripheres Pfarramt), wie wir unser Projekt nannten.

      Das interdisziplinäre Arbeiten wäre kaum möglich gewesen ohne die Arbeit des Forschungskonsortiums Think Rural! der Universität Greifswald. Das Forschungskonsortium hat sich auf Initiative des IEEG gegründet und arbeitet seit 2011 gemeinsam an Fragestellungen und Herausforderungen in ländlichen Räumen. Wir haben sehr oft von den Kontakten und kollegialen Expertisen profitieren können. Deswegen soll den Teilnehmern des Forschungskonsortiums für Beratung und Fachexpertise hier ausdrücklich ein Dank ausgesprochen werden. Darüber hinaus möchten wir einigen weiteren Partnern und Unterstützern besonders danken: Dr. Bernd Bobertz vom Lehrstuhl für Kartographie und Geoinformationssysteme GIS für die Erstellung der Landkarten, die wir in der Befragung zur Abgrenzung von Ländlichkeit und zur Selbstverortung der Probanden genutzt haben, sowie den Psychologen Dr. Jan Vitera und Sandra Lemanski vom Lehrstuhl für Gesundheit und Prävention, die unser Forschungsvorhaben mit ihrer Fachexpertise in Statistik und Psychologie bereichert haben.

      Dienen möchte unsere Publikation vor allem Kirchenleitungen sowie den Pfarrerinnen und Pfarrern in Stadt und Land. Unser Forschungsinteresse ist dabei gewesen, möglichst präzise zu erfassen, was mit Stadt und Land gemeint ist. Der alltägliche Sprachgebrauch suggeriert hier einen Unterschied, der bei näherem Hinsehen gar nicht so leicht zu fassen ist. Wir können aber nur präzise und damit hilfreiche Aussagen treffen, wenn wir genau wissen, worüber wir reden, wenn wir über das Land- und Stadtpfarramt sprechen. Die Studie bringt deswegen Klarheit in die meist diffus wahrgenommenen Problemlagen und hilft kontextbezogene Aussagen für Land- und Stadtpfarramt zu treffen.

      Vor diesem Hintergrund werden die Merkmale der pfarramtlichen Tätigkeit und die damit einhergehenden Belastungserscheinungen erforscht. Erstmals wurde der Pfarrberuf mit Modellen und angepassten Inventaren aus der Arbeits- und Organisationspsychologie vermessen und mit Belastungserkrankungen in Beziehung gesetzt, die aufgrund validierter Inventare aus der psychologischen Forschung erfasst wurden. So gibt die Studie Aufschluss darüber, welche Belastungserscheinungen für den Pfarrberuf spezifisch sind und wie viele Pfarrerinnen und Pfarrer zur Risikogruppe gehören. Durch vertiefende Analysen können Charakteristika des pfarramtlichen Berufsprofils isoliert werden, die besonders zur Be- und Entlastung beitragen. Dies gibt Kirchenleitungen und den Pfarrerinnen und Pfarrern selbst Ansatzpunkte zur gezielten Bearbeitung von Herausforderungen – mehr noch: Diese Ansatzpunkte wurden für die Kontexte Stadt und Land spezifiziert. So fördert die Studie eine Auseinandersetzung mit dem Thema Gesundheit im Pfarrberuf – einen Diskurs, der angesichts rückläufiger Zahlen im Pfarramt und beim potentiellen Nachwuchs für das Pfarramt sowie verlängerten Jahren bis zur Pension dringend umfassender geführt werden muss.

      Diesbezüglich zählt die Erkenntnis, dass personalentwicklerische und pastoraltheologische Maßnahmen allein nicht ausreichen, um ein gesundes Arbeiten im Pfarrberuf auch in Zukunft zu ermöglichen, sicherlich zu den wichtigsten Ergebnissen unserer Studie. Pfarrerinnen und Pfarrern muss die Fürsorge für die eigene Gesundheit zwar angeraten werden, jedoch dürfen sie dabei nicht allein gelassen werden. Es sind Programme nötig, die nicht nur auf die Gesundheit der Pfarrerinnen und Pfarrer abheben, sondern auch kirchenentwicklerisch das Arbeitsfeld der Pfarrerinnen und Pfarrer umgestalten. Mit anderen Worten: Pastoraltheologie und Kirchentheorie müssen Hand in Hand arbeiten, um sinnvolle und nachhaltige Lösungen für ein gesundes Arbeiten im Pfarramt zu schaffen.

      Diese Publikation möchte weiterhin nicht nur Forschungsergebnisse und Analysen präsentieren, sondern will auch eine Brücke in die Praxis schlagen. Deswegen haben wir verschiedene Personen aus den Bereichen Gesundheit, Kirchenleitung, Aus- und Fortbildung, kirchliche Dienste sowie Forschung gebeten, einen kurzen Kommentar zu den Ergebnissen unserer Studie zu geben. Wir freuen uns, auf diese Weise wertvolle Pfade und Hinweise zur Weiterentwicklung im Pfarramt präsentieren zu können.

      Der erste Beitrag von Benjamin Stahl stellt die Herausforderungen in ländlichen Räumen heute dar und führt in die pastoraltheologische Forschung zum Thema ein. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse von Ergebnissen der englischsprachigen Forschung. Außerdem werden in diesem Beitrag die Begriffe »Stadt« und »Land« definiert und dargestellt, wie diese Sachverhalte in der Studie erfasst wurden.

      Es folgt im zweiten Beitrag eine Einführung in die psychologischen Aspekte der Studie von Anja Hanser. Sie stellt das Konzept der Studie dar und erläutert, wie methodisch und inhaltlich vorgegangen wurde. Hier wird das Thema »Burnout« behandelt und erläutert, mit welchen psychologischen Instrumenten der Pfarrberuf analysiert wurde. Außerdem werden hier Ergebnisse präsentiert, die vor allem das Profil einer high-risk-Gruppe beschreiben. Außerdem kann Anja Hanser zeigen, welche Spezifika Belastungserkrankungen im Pfarramt aufweisen. Sie betrachtet in ihren Ausführungen die gesamte Stichprobe ohne Unterscheidung zwischen Stadt- und Landpfarramt.

      Im dritten Beitrag widmen sich Benjamin Stahl und Silvia Neumann dem Unterschied zwischen Land- und Stadtpfarramt. Hier werden die jeweiligen Gruppen näher beschrieben. Durch hierarchische Regressionsanalysen wird der Zusammenhang von pfarramtlichen Arbeitsanforderungen und Ressourcen mit Belastungserkrankungen erforscht. Pfarrerinnen und Pfarrer in Stadt und Land zeichnet nur ein geringer Belastungsunterschied aus – wichtiger ist jedoch, dass es für beide Gruppen ein spezifisches Belastungsprofil gibt. Daraus werden Vorschläge abgeleitet, wo Maßnahmen zur Entlastung bzw. zur Verringerung von Belastung und zur Förderung von Ressourcen ansetzen könnten.

      Der vierte Beitrag von Henrike Völz und Benjamin Stahl vertieft die Analysen zu den unterschiedlichen Belastungsprofilen zwischen Stadt- und Landpfarramt. Hier werden anhand von Strukturgleichungsmodellen große Zusammenhänge recht detailliert getestet. Es wird untersucht, welche Aspekte des Pfarrberufs die Belastung und die Ressourcen erhöhen und auch, welche Rolle in diesem Zusammenhang Alter, Geschlecht und Persönlichkeit der Pfarrerinnen und Pfarrer spielen. Die kausalen Zusammenhänge im Modell geben Aufschluss über sinnvolle und kontextspezifische Ansatzpunkte zur Gesundheitsförderung im Pfarramt.

      Der fünfte Beitrag von Michael Herbst beleuchtet die Ergebnisse unserer Studie aus kirchentheoretischer Sicht. Er diskutiert, welche bisherigen Strategien zur Anwendung kamen und kommen, um Pfarrerinnen und Pfarrer zu entlasten. Hier werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Strategien diskutiert und mit einer systemischen Sichtweise aufgearbeitet. Dies führt zu Erkenntnissen auf kirchentheoretischer Ebene, die die momentanen Symptome in der Pfarrerschaft als Anzeichen verstehen, die auf einen nötigen Umbau des kirchlichen Organisationssystems hinweisen. Michael Herbst arbeitet heraus, wie essentiell wichtig es in Zukunft ist, dass Pastoraltheologie und Gemeinde- und Kirchenentwicklung Hand in Hand arbeiten, um nicht nur einen verantwortungsvollen Umgang mit den Trägern des kirchlichen »Schlüsselberufs« an den Tag zu legen, sondern auch die Kirche für die bestehenden und die kommenden Herausforderungen besser zuzurüsten.

      Nach

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