Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne

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Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne Jules Verne bei Null Papier

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er hat mir es selbst ge­sagt.«

      »Er hat dir’s ge­sagt?«

      »Er hat mir es nicht al­lein ge­sagt, son­dern den Ka­pi­tän ge­zeigt.«

      »Ge­zeigt hat er dir ihn!« er­wi­der­te Corn­hill be­trof­fen.

      »Ja­wohl, ge­zeigt.«

      »Und du hast ihn ge­se­hen?«

      »Mit ei­ge­nen Au­gen.«

      »Und wer ist’s?«

      »Ein Hund.«

      »Ein Hund?«

      »Ein vier­fü­ßi­ger?«

      »Ja!«

      Die Ma­tro­sen des Nau­ti­lus wa­ren ganz ver­dutzt; in je­dem an­de­ren Fal­le wür­den sie hell auf­ge­lacht ha­ben. Ein Hund Ka­pi­tän ei­ner Brigg von hun­dert­und­sieb­zig Ton­nen! Aber der For­ward war wirk­lich ein so au­ßer­or­dent­li­ches Fahr­zeug, dass man zwei­mal es an­se­hen muss­te, ehe man lach­te, ehe man in Ab­re­de stell­te. Üb­ri­gens lach­te selbst Meis­ter Corn­hill nicht.

      »Und John­son hat dir die­sen so au­ßer­or­dent­li­chen Ka­pi­tän ge­zeigt, die­sen Hund?« fuhr er fort zu dem jun­gen Ma­tro­sen.

      »So wie ich Sie sehe, mit Er­laub­nis.«

      »Nun, was den­ken Sie da­von?« frag­ten die Ma­tro­sen den Meis­ter Corn­hill.

      »Ich den­ke nichts«, er­wi­der­te die­ser barsch, »ich den­ke nichts, als dass der For­ward ein Schiff des Teu­fels ist oder Nar­ren ge­hört, die für das Ir­ren­haus reif sind!«

      Die Ma­tro­sen sa­hen fer­ner den For­ward schwei­gend an, und nicht ei­nem ein­zi­gen von ih­nen fiel es ein, zu be­haup­ten, der John­son habe den jun­gen See­mann zum Bes­ten ge­habt.

      Der For­ward zog üb­ri­gens seit ei­ni­gen Mo­na­ten die öf­fent­li­che Auf­merk­sam­keit auf sich. Dass er et­was auf­fal­lend ge­baut, mit Ge­heim­nis um­hüllt war; das In­ko­gni­to sei­nes Ka­pi­täns; die Art, wie Richard Shan­don sei­ne Aus­rüs­tung be­trieb; die be­son­de­re Aus­wahl sei­ner Mann­schaft; die un­be­kann­te, von man­chen kaum ver­mu­te­te Be­stim­mung des­sel­ben – al­les wirk­te zu­sam­men, der Brigg ein mehr als son­der­ba­res Ge­prä­ge zu ge­ben.

      Für einen Den­ker, Träu­mer, Phi­lo­so­phen hat üb­ri­gens ein Schiff, das ab­zu­fah­ren im Be­griff ist, et­was höchst An­re­gen­des; die Fan­ta­sie be­glei­tet es ger­ne bei sei­nem Rin­gen mit den Wo­gen, sei­nen Kämp­fen mit den Win­den, bei der aben­teu­er­li­chen Fahrt, die nicht im­mer im Ha­fen ihr Ziel fin­det, und so­fern nur der ge­rings­te un­ge­wöhn­li­che Zwi­schen­fall ein­tritt, er­hält das Schiff ein fan­tas­ti­sches Aus­se­hen.

      So war es auch mit dem For­ward. Und wenn die ge­wöhn­li­chen Zuschau­er nicht so kun­di­ge Be­mer­kun­gen wie Meis­ter Corn­hill ma­chen konn­ten, so gab es doch seit drei Mo­na­ten Stoff ge­nug zu fort­wäh­ren­dem Ge­re­de für die Un­ter­hal­tung in Li­ver­pool.

      Die Brigg wur­de zu Bir­ken­head, ei­ner wirk­li­chen Vor­stadt von Li­ver­pool am lin­ken Ufer der Mer­sey, ge­baut und durch Dampf­bar­ken in un­abläs­si­gem Ver­kehr mit dem Ha­fen ge­hal­ten.

      Die Er­bau­er, Scott & Cie., hat­ten von Richard Shan­don einen Au­friss und de­tail­lier­ten Plan er­hal­ten, wel­cher den Ton­nen­ge­halt, die Grö­ßen­ver­hält­nis­se, das Mo­dell der Brigg höchst ge­nau an­gab. Man konn­te dar­in den Scharf­sinn ei­nes vollen­de­ten See­manns er­ken­nen. Da Shan­don be­trächt­li­che Mit­tel zur Ver­fü­gung hat­te, so wur­den die Ar­bei­ten in An­griff ge­nom­men und nach der Wei­sung des un­be­kann­ten Ei­gen­tü­mers aufs ra­sche­s­te be­trie­ben.

      Die Bau­art der Brigg war von er­prob­ter So­li­di­tät; sie war of­fen­bar be­stimmt, enor­mem Druck zu wi­der­ste­hen, denn sein Fu­gen­werk aus Teak, ei­nem in­di­schen, durch äu­ßers­te Dau­er­haf­tig­keit aus­ge­zeich­ne­ten Bau­holz, war noch dazu mit dem stärks­ten Ei­sen­be­schlag ver­se­hen. Man frag­te sich un­ter den See­leu­ten, wes­halb der Rumpf ei­nes mit sol­chen Wi­der­stands­ver­hält­nis­sen ge­bau­ten Schif­fes nicht aus Ei­sen­blech ge­fer­tigt wur­de, wie bei an­de­ren Dampf­boo­ten. Da­rauf ant­wor­te­te man, der ge­heim­nis­vol­le In­ge­nieur müs­se wohl sei­ne Grün­de da­für ha­ben.

      Die Brigg nahm auf der Werft all­mäh­lich ihre Ge­stalt an, und ihre Stär­ke wie Fein­heit setz­ten die Ken­ner in Er­stau­nen. Wie die Ma­tro­sen des Nau­ti­lus be­merkt hat­ten, bil­de­te sein Vor­ders­te­ven einen rech­ten Win­kel mit dem Kiel; es war nicht mit ei­nem Schna­bel ver­se­hen, son­dern mit ei­ner Schnei­de von Guß­ei­sen aus den Werk­stät­ten R. Haw­thorns zu Ne­w­cast­le. Die­ses me­tal­le­ne, im Son­nen­schein blin­ken­de Vor­der­teil gab der Brigg, ob­wohl sie gar nichts Mi­li­tä­ri­sches an sich hat­te, ein ganz be­son­de­res Aus­se­hen. Doch wur­de auf dem Vor­der­kas­tell eine Ka­no­ne vom Ka­li­ber ei­nes Sech­zehn­pfün­ders auf­ge­stellt; auf ei­nem Zap­fen sich dre­hend, konn­te sie leicht nach al­len Rich­tun­gen ge­stellt wer­den.

      Am 5. Fe­bru­ar 1860 wur­de das selt­sa­me Schiff im An­ge­sicht ei­ner un­ge­heu­ren Zuschau­er­men­ge vom Sta­pel ge­las­sen, was voll­kom­men ge­lang.

      Aber wel­ches war denn die Be­stim­mung des Schif­fes? Es soll­te den Ere­bus und Ter­ror, den Sir John Fran­klin auf­su­chen, nichts wei­ter. Denn im Jahr zu­vor war der Kom­man­dant Mac Clintock mit si­che­ren Be­wei­sen vom Schei­tern die­ser un­glück­li­chen Un­ter­neh­mung aus den Nord-Po­lar­mee­ren heim­ge­kehrt.

      Woll­te denn der For­ward noch­mals die nord­west­li­che Durch­fahrt ma­chen? Wozu nütz­te dies? Der Ka­pi­tän Mac Clur hat­te sie im Jah­re 1853 auf­ge­fun­den, und sein Lieu­ten­ant Cres­well hat­te zu­ert die Ehre, um das ame­ri­ka­ni­sche Fest­land her­um von der Beh­rings- bis zur Da­vis-Stra­ße zu fah­ren.

      Es war je­doch für Sach­ver­stän­di­ge un­zwei­fel­haft, dass der For­ward den Eis­re­gio­nen Trotz bie­ten soll­te. Woll­te er zum Süd­pol vor­drin­gen, noch wei­ter als der Wal­fisch­fän­ger We­dell, als der Ka­pi­tän Ross? Aber zu wel­chem Zweck und Nut­zen?

      Am fol­gen­den Tag, nach­dem die Brigg vom Sta­pel ge­lau­fen, kam ihre Ma­schi­ne aus den Werk­stät­ten von R. Haw­t­horn zu Ne­w­cast­le an.

      Die­se Ma­schi­ne von hun­dert­und­zwan­zig Pfer­de­kraft mit os­zil­lie­ren­den Zy­lin­dern nahm we­nig Raum ein: für ein Schiff von hun­dert­und­sieb­zig Ton­nen eine be­deu­ten­de Kraft. Da es zu­dem reich­lich mit Se­geln ver­se­hen war, so be­saß es au­ßer­or­dent­li­che Schnel­lig­keit, wie die Pro­be­fahr­ten be­wie­sen.

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