Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne страница 7
Noch denselben Tag setzte er sich mit den Schiffbaumeistern zu Birkenhead in Verbindung, und vierundzwanzig Stunden nachher lag bereits der Kiel des Forward der Länge nach auf den Stapelblöcken des Zimmerplatzes.
Richard Shandon war ein Junggeselle von vierzig Jahren, kräftig, energisch und tapfer, drei Vorzüge eines Seemanns, denn sie verleihen Zuversicht, Nachdruck und Kaltblütigkeit. Er war als ein eifersüchtiger und schwer zu befriedigender Charakter bekannt, daher auch nie von seinen Matrosen geliebt, vielmehr gefürchtet. Dieser Ruf ging übrigens nicht soweit, dass er ihm Mühe verursacht hätte, seine Mannschaft zusammenzubringen, denn man wusste, dass er gewandt sich aus der Not herauszuziehen vermochte.
Shandon besorgte, die geheimnisvolle Seite möge geeignet sein, ihn in seinem Vorgehen zu hemmen.
»So ist’s denn auch am besten«, sagte er sich, »nichts laut werden zu lassen; es gibt Seehunde, die möchten auch das Weil und Warum der Sache wissen, und da ich nichts weiß, so wäre ich sehr in Verlegenheit, ihnen zu antworten. Dieser K. Z. ist sicher ein sonderlicher Geselle; aber schließlich kennt er mich und rechnet auf mich: Das genügt. Sein Schiff soll hübsch hergerichtet werden, und ich will nicht Richard Shandon heißen, wenn es nicht die Bestimmung hat, das Eismeer zu befahren. Aber das wollen wir unter uns behalten.«
Darauf ließ sich Shandon angelegen sein, seine Mannschaft aufzubringen, und zwar genau unter den vom Kapitän vorgeschriebenen Bedingungen.
Er kannte einen wackeren, sehr ergebenen Burschen, der ein guter Seemann war, James Wall mit Namen. Derselbe mochte dreißig Jahre alt sein und hatte schon mehrmals die nördlichen Meere besucht. Shandon bot ihm die Stelle eines dritten Offiziers an, und James Wall nahm ohne weiteres an; es war ihm nur um die Fahrt zu tun. Shandon setzte ihm die Sache im Detail auseinander, und ebenso einem gewissen Johnson, den er zu seinem Rüstmeister machte.
»Ein groß’ Glück ist’s nicht«, erwiderte James; »so viel wert als sonst etwas. Handelt sich’s darum, die nordwestliche Durchfahrt zu suchen, so kann man wieder heimkehren.«
»Nicht immer«, erwiderte Meister Johnson; »aber es ist das doch kein Grund, um die Fahrt nicht zu machen.«
»Übrigens, irren wir nicht in unsern Vermutungen«, fuhr Shandon fort, »so muss man zugeben, dass die Fahrt unter günstigen Umständen vor sich geht. Der Forward wird ein vorzügliches Schiff sein, und mit einer guten Maschine versehen kann er weit fahren. Wir brauchen nur achtzehn Mann im ganzen.«
»Achtzehn Mann«, versetzte Meister Johnson; »so viel hatte der Amerikaner Kane an Bord, als er seine berühmte Fahrt nach dem Pol unternahm.«
»Es ist immer höchst auffallend«, fuhr Wall fort, »dass ein Privatmann noch einmal den Versuch macht, durch das Meer von der Davis- zur Behrings-Straße zu dringen. Die zum Auffinden des Admirals Franklin ausgeschickten Expeditionen haben England schon über siebenhundertundsechzigtausend Pfund gekostet, ohne zu irgendeinem praktischen Resultat zu führen! Wer zum Teufel kann nochmals sein Vermögen an eine solche Unternehmung setzen?«
»Vor allem, James«, erwiderte Shandon, »räsonieren wir über eine bloße Vermutung. Ob wir wirklich in die nördlichen oder südlichen Polarmeere fahren werden, weiß ich nicht. Vielleicht handelt sich’s darum, eine neue Entdeckung zu versuchen. Übrigens soll über kurz oder lang ein gewisser Doktor Clawbonny sich einfinden, der wird ohne Zweifel mehr davon wissen und Auftrag haben, uns darüber zu unterweisen. Werden schon sehen.«
»So warten wir also ab«, sagte Meister Johnson. »Ich meinesteils will nun tüchtige Untergebene aufsuchen, Kommandant, und was ihr Prinzip der Lebenswärme, wie der Kapitän sagt, betrifft, so will ich zum voraus dafür einstehen. Sie können sich auf mich verlassen.«
Dieser Johnson war ein sehr schätzbarer Mann; er war mit der Schifffahrt in den hohen Breitengraden vertraut. Er hatte sich als Quartiermeister an Bord des Phönix befunden, welcher zu den im Jahre 1853 zum Aufsuchen Franklins entsendeten Expeditionen gehörte; dieser wackere Seemann war sogar beim Tod des französischen Lieutenants Bellot zugegen, welchen er bei seiner Fahrt durch die Eisberge begleitete. Johnson kannte das Matrosenpersonal zu Liverpool, und machte sich sogleich ans Werk, seine Leute zusammenzubringen.
Shandon, Wall und er hatten solchen Erfolg, dass schon in den ersten Dezembertagen ihre Mannschaft vollständig beisammen war; doch ging es nicht ohne Schwierigkeiten ab; viele, die wohl durch die hohe Löhnung sich anlocken ließen, wurden doch durch die unbestimmte Zukunft der Expedition abgeschreckt, und mancher ließ sich zwar entschlossen anwerben, kam aber nach einiger Zeit wieder, um sein Wort und Draufgeld zurückzugeben. Alle versuchten übrigens durch das Geheimnis zu dringen, und drängten den Kommandanten Richard mit Fragen; derselbe verwies sie an Meister Johnson.
»Was willst du, dass ich dir sagen soll, mein Freund!« erwiderte der letztere unabänderlich. »Ich weiß nicht mehr als du. Jedenfalls wirst du dich in guter Kameradschaft befinden mit unerschrockenen Gesellen, die nicht wanken; das ist schon etwas! Also nicht so viel Bedenken! Es gilt annehmen oder lassen!«
Und die meisten nahmen an.
»Du begreifst wohl«, fügte manchmal der Rüstmeister bei, »dass mir die Wahl wehe tut. Eine so hohe Löhnung, wie man sie noch niemals erlebt hat, mit der Gewissheit, bei seiner Rückkehr ein hübsches Kapital beisammen zu haben, so etwas kann doch wohl anziehen.«
»Allerdings«, erwiderten die Matrosen, »das ist sehr verführerisch! Ein gutes Auskommen bis ans Ende seiner Tage!«
»Ich will indes nicht verhehlen«, fuhr dann Johnson fort, »dass die Unternehmung langwierig, mühevoll und gefährlich ist; das steht ausdrücklich in unseren Instruktionen; also muss man sich wohl merken, wozu man sich verbindlich macht; sehr wahrscheinlich, alles Menschenmögliche zu versuchen und vielleicht noch mehr! Also hast du nicht Mut im Herzen, einen erprobten Charakter, hast du nicht den Teufel