Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne
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Читать онлайн книгу Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne страница 8
Shandon und Johnson hielten sich strenge an die hinsichtlich der Gesundheit der Mannschaft gegebenen Vorschriften; dieselbe hatte ein befriedigendes Aussehen; ihre elastischen Glieder, ihre klare und blühende Hautfarbe zeigte, dass sie die strengste Kälte auszuhalten fähig waren. Es waren zuversichtliche und entschlossene Männer, energisch und von dauerhafter Leibesbeschaffenheit.
Die gesamte Mannschaft gehörte dem protestantischen Religionsbekenntnis an; das gemeinsame Gebet, das Bibellesen trägt oft dazu bei, widerwärtige Gemüter in Eintracht zu halten und zurzeit der Entmutigung aufzurichten. Shandon wusste aus Erfahrung, wie ersprießlich diese Gewohnheiten in ihrem Einfluss auf die Sittlichkeit einer Mannschaft sind.
Hierauf besorgten Shandon und seine beiden Offiziere die Verproviantierung, wobei sie sich streng an die Instruktionen des Kapitäns hielten, welche klar, präzis und ins einzelne gehend waren und die Quantität wie Qualität der geringsten Artikel vorschrieben. Die empfangenen Anweisungen setzten den Kommandanten instand, jeden Artikel bar zu bezahlen, mit einem Diskont von acht Prozent, welchen Richard Shandon pünktlich zugunsten des K. Z. eintrug.
Mannschaft, Proviant, Ladung, alles war im Januar 1860 bereit und fertig. Shandon fand sich tagtäglich zu Birkenhead ein.
Am 23. Januar vormittags befand er sich seiner Gewohnheit nach auf einer der breiten Dampfbarken, welche an beiden Enden mit einem Steuer versehen unablässig die Überfahrt von einem Ufer der Mersey ans andere besorgen; es herrschte damals einer der gewöhnlichen Nebel, welcher die Bootsleute des Flusses nötigte, sich des Kompasses zu bedienen, obwohl die Überfahrt kaum zehn Minuten währt.
Indessen, so dick dieser Nebel war, sah Shandon durch denselben hindurch einen Mann von untersetzter Statur, etwas dick, mit feinen, munteren Gesichtszügen und freundlichem Blick, der auf ihn zuging, seine beiden Hände ergriff und mit einer Wärme und Vertraulichkeit schüttelte, die, wie die Franzosen sich ausdrücken »ganz südlich« war.
Aber war dieser Mann auch nicht aus dem Süden, so kam er doch eben von dort; er sprach und gestikulierte flink; sein Gedanke machte sich Luft um jeden Preis; seine Augen, klein wie die eines Mannes von Geist, sein großer, beweglicher Mund gaben der Überfülle des Inneren einen Ausweg; er sprach so viel und so lebhaft, dass Shandon, offen gestanden, nichts davon verstand.
Doch erkannte der Schiffslieutenant sogleich den kleinen Mann, obschon er ihn nie gesehen hatte; und als dieser einmal Atem holte, äußerte Shandon:
»Der Doktor Clawbonny?«
»Er selbst, in eigner Person, Kommandant! Seit einer vollen Viertelstunde suche ich Sie, frage allerwärts nach Ihnen! Sie sind es also, Kommandant Richard Shandon? Sie sind’s leibhaftig? Keine Mythe also? Ihre Hand, Ihre Hand! Dass ich sie nochmals drücke. Wenn es nun einen Kommandanten Richard Shandon gibt, so gibt es auch eine Brigg Forward unter seinem Befehl; und wenn er abfährt, wird er den Doktor Clawbonny mitnehmen.«
»Jawohl, Doktor, ich bin Richard Shandon, es existiert eine Brigg Forward, die wird abfahren!«
»Das ist logisch«, erwiderte der Doktor. »Darum bin ich auch so froh, auf der Höhe meiner Wünsche! Seit langer Zeit wartete ich auf eine solche Gelegenheit voll Sehnsucht, eine solche Reise zu machen. Nun, mit Ihnen, Kommandant …«
»Gestatten Sie …« sagte Shandon.
»Mit Ihnen«, fuhr Clawbonny fort, ohne ihn zu hören, »werden wir gewiss weit fahren, und keinen Fußbreit weichen.«
»Aber …« versetzte Shandon.
»Denn Sie haben schon Proben abgelegt, Kommandant, und ich weiß, was Sie geleistet haben. Ah! Sie sind ein stolzer Seemann!«
»Wollen Sie die Güte haben …«
»Nein, ich will Ihre Kühnheit, Ihre Tapferkeit und Geschicklichkeit nicht einen Augenblick in Zweifel gezogen haben, nicht einmal von Ihnen! Der Kapitän, der Sie zu seinem Stellvertreter gewählt hat, versteht sich darauf, dafür bürg’ ich!«
»Aber darum handelt sich’s nicht«, sagte Shandon ungeduldig.
»Und warum handelt sich’s denn? Sie lassen mich lange schmachten.«
»Sie lassen mich ja nicht reden, zum Henker! Sagen Sie mir nur freundlicherweise, Doktor, wie sind Sie dazu gebracht worden, an der Expedition des Forward teilzunehmen?«
»Nur durch einen Brief, den ich hier Ihnen vorweise; er ist sehr lakonisch, aber hinreichend!«
Mit diesen Worten überreichte er Shandon das Schreiben, welches also lautete:
»Inverneß, den 22. Januar 1860.
An den Doktor Clawbonny, Liverpool.
Wenn der Doktor Clawbonny sich für eine lange dauernde Expedition auf dem Forward einschiffen will, kann er sich dem Kommandanten Richard Shandon vorstellen, welcher dafür instruiert ist.
Der Kapitän des Forward.
K. Z.«
»Der Brief ist diesen Vormittag angekommen, und ich bin schon bereit, an Bord des Forward zu gehen.«
»Aber doch«, fuhr Shandon fort, »wissen Sie, Doktor, worin der Zweck dieser Reise besteht?«