Die Templer im Schatten 2: Blutregen. Stefan Burban
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Читать онлайн книгу Die Templer im Schatten 2: Blutregen - Stefan Burban страница 7
Christian schürzte die Lippen. »Aber das sagt schon eine Menge aus. Wenn die Vampire bereits dieses mächtige Adelshaus kontrollieren, dann ist das sicher nicht das einzige. Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Seuche bereits ausbreitet.«
»Es könnte auch eine Erklärung dafür sein, warum in Frankreich, Flandern und den deutschen Landen Vampirnester aus dem Boden schießen. Schneller, als wir sie zerstören können.« Karls Miene blieb während seiner Ausführungen überaus ernst.
Christian hob eine Augenbraue. »Du meinst, sie kommen nicht aus dem Heiligen Land, sondern aus England?«
Karl nickte. »Das ist eine Möglichkeit, die wir ins Auge fassen müssen.«
»In der Tat«, stimmte Christian zu.
Hendrick musterte ihn eindringlich. »Du spielst wirklich mit dem Gedanken, nach England überzusetzen?«
Christians Augen funkelten. »Warum auch nicht? Robin ist unser Freund und bittet um Hilfe. Allein deshalb sollten wir schon gehen. Aber auch ohne diese Freundschaft wäre eine Vampirseuche in England ein Grund zu größter Sorge.«
»Wenn wir dort tätig werden, könnte das einen Krieg auslösen«, gab Hendrick zu bedenken. »Bist du dir dessen bewusst?«
»Was wäre die Alternative? Wenn wir untätig bleiben und die Vampire dort schalten und walten lassen, wie es ihnen beliebt, dann gehen wir einem Krieg nicht aus dem Weg. Wir schieben ihn lediglich auf die lange Bank. Und wenn die Vampire aus England ausbrechen, dann vermutlich in so großer Zahl, dass auch wir ihnen nahezu hilflos ausgeliefert wären.« Christian schüttelte vehement den Kopf. »Nein, ich sehe keine Alternative.« Er seufzte. »Wie viele Ritter können wir aufbieten?«
Karl und Hendrick wechselten einen unschlüssigen Blick. Es war schließlich Karl, der antwortete. »In Paris? Etwa siebzig.«
Christian runzelte die Stirn. »So wenige?«
Hendrick zuckte die Achseln. »Wir hatten Verluste. Schwere Verluste. Und im Gegensatz zu den Vampiren, die wir bekämpfen, können wir unsere Reihen nicht so schnell wieder auffüllen. Wir verwandeln Rekruten für unsere Sache nur, wenn sie sich freiwillig dazu entscheiden. Und viele von ihnen sind keine geübten Kämpfer. Wir müssen sie erst ausbilden. Diese ganzen Vampirnester haben dieses Problem nicht. Sie verwandeln all jene, die ihnen gefallen, und der Rest ist bloße Nahrung für diese Bastarde.«
Christian rümpfte die Nase. »Schon verstanden. Wir haben also ein Nachschubproblem.«
»Sogar ein großes«, stimmten Karl und Hendrick gleichzeitig zu.
Hendrick machte ein nachdenkliches Gesicht und strich sich über den sorgfältig gestutzten Kinnbart. »Wenn ich heute Nacht noch Nachrichten aussende, dann könnte ich innerhalb von einem Monat um die dreihundert unserer Brüder hier in Paris versammeln. Mit etwas Glück vielleicht mehr. Unsere Häuser auf dem Festland könnten uns jeden entbehrlichen Mann schicken.«
»So viel Zeit haben wir nicht«, entgegnete Christian frustriert. Er brauchte nicht lange zu überlegen. Mit tief über der Nasenwurzel zusammengezogenen Augenbrauen wandte er sich an Karl. »Du brichst noch heute Nacht nach Calais auf. Dort suchst du uns ein gutes Schiff. Ich wähle fünfzig unserer besten Ritter aus und folge dir bei Anbruch der nächsten Nacht. Ich will in spätestens drei Tagen in See stechen.« Christian drehte sich zu Hendrick um. »Und du schickst deine Botschaften los, und zwar augenblicklich. Fordere jeden Mann an, den unsere anderen Kapitel uns schicken können. Sobald du genügend hast, folgst du uns über den Kanal.«
Hendrick nickte. »Aber ist das klug, unsere Kräfte zu teilen?«
»Ich sehe nicht, welche anderen Möglichkeiten wir haben.« Christian wechselte mit seinen beiden Freunden einen letzten Blick. »Ihr habt eure Befehle. Geht jetzt.«
Er drehte sich um und stapfte zu seinem Gast zurück, der immer noch an exakt derselben Stelle stand, an der er diesen zurückgelassen hatte. Etwas amüsiert verbarg er sein Schmunzeln.
»Kehrt zum Vatikan zurück. Überbringt folgende Botschaft: Die Templer im Schatten werden sich der Bedrohung stellen.«
Der Gardist wirkte eindeutig erleichtert, verbeugte sich tief und verschwand durch die verstärkte Eichenholztür, mit der der Unterschlupf gesichert war. Christian wusste nicht zu sagen, was jenen mehr zur Eile trieb: dem Vatikan die Botschaft zu überbringen oder aus dem Unterschlupf voller Vampire zu entkommen. Vermutlich beides.
Addison Pembroke beobachtete aus den Schatten heraus, wie der Leibgardist des Papstes den Unterschlupf der Verräter verließ. Der Vampir knurrte, als er die in Rüstung gehüllten Templer bemerkte, die das Gebäude sowohl innen beschützten als auch außen bewachten.
Und dieser Abschaum nannte sich tatsächlich Vampire. Sie nannten sich Vampire und gaben sich gleichzeitig mit Menschen ab. Menschen waren Nahrung, nichts weiter. Selbst der niederste Vampir stand weit über einem von denen. Am liebsten hätte er sich ein paar von ihnen gerissen, nur so aus Spaß. Doch sein Auftrag verhinderte dies. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Boten des Vatikans.
Der Mann marschierte am Ufer der Seine entlang. Pembroke konnte dessen Herzschlag so deutlich hören, als würde er neben ihm stehen. Der Geruch seines Blutes stieg ihm in die Nase. Er sah das rhythmische Pulsen der Halsschlagader des vatikanischen Boten. Pembrokes Magen knurrte. Der Durst regte sich. Die Killerinstinkte des Vampires erwachten. Nur mit der angeeigneten Disziplin vieler Jahre des Dienstes hielt er sich im Zaum.
Pembroke lächelte kalt. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, hielt er sich selbst leise vor.
Er folgte dem Boten einige Zeit lang. Die Menschen zogen sich mittlerweile in die Sicherheit ihrer Behausungen zurück. Die Straßen waren fast wie leer gefegt. Pembroke knurrte vor unterdrückter Vorfreude.
Mit einem Mal bewegte er sich mit unfassbarer Geschwindigkeit. Er packte den Soldaten am Genick und schleuderte ihn gegen die nächste Mauer. Pembroke achtete peinlich genau darauf, nicht zu viel Kraft aufzuwenden. Er wollte den Mann nicht töten. Noch nicht. Tote Männer konnten keine Fragen mehr beantworten.
Der Kopf des Boten knallte mit lautem Geräusch gegen das Gemäuer. Er ächzte und taumelte zur Seite. Pembroke griff erneut an. Der Soldat reagierte trotz der Überraschung und der bereits erlittenen Verletzung verblüffend schnell und behände. Der Mann zog sein Schwert. Es zischte durch die Luft und erwischte Pembroke an der Wange. Der Attentäter zögerte und erwartete im nächsten Augenblick, dass sein Fleisch zu qualmen anfangen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Der Attentäter lachte hämisch. Die Waffe war nicht mit Silber überzogen. Es handelte sich um ein ganz gewöhnliches Schwert.
Der Bote holte noch einmal aus. Dieses Mal war Pembroke vorbereitet. Er wich seitlich aus. Seine Hand packte schneller zu, als ein menschliches Auge der Bewegung hätte folgen können. Mit einer beinahe sanften Drehung brach er dem Boten das Handgelenk. Der Mann schrie vor Schmerz schrill auf. Das Schwert klapperte nutzlos über die spröden Asphaltsteine.
Pembroke packte den Mann an der Kehle und hob ihn ohne Anstrengung so hoch, dass seine Zehenspitzen gerade noch den Boden berührten. Mit schnellen, präzisen Bewegungen durchsuchte er die Taschen des Mannes und wurde sogleich fündig. Er förderte den Brief des Papstes zutage, entfaltete ihn und begann begierig zu lesen. Nachdem er fertig war, richtete er sein Augenmerk auf den immer noch in seinem unerbittlichen Griff zappelnden Leibgardisten.
»Und wie lautet die Antwort, die du überbringen sollst?«, fragte er den