Heiße Keramik. Regina Mars

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Heiße Keramik - Regina Mars

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als das Knacken des alten Hauses, das Knacksen des Ofens und das Rascheln unbezahlter Rechnungen. Lieblich.

      »Das tun Sie nicht.« Klang, als wäre der Snob sich da nicht sicher.

      »Und wie ich das tue. Bis dein Arsch rot wie eine Mohnblume ist.«

      Erneutes Schweigen.

      »Das ist mir egal«, sagte der Blonde. »Vielleicht steh ich ja drauf.«

      »Was?«

      »Ja, woher wissen Sie, dass öffentliche Demütigung nicht mein Fetisch ist? Eventuell tue ich das hier nur, um Sie zu provozieren.«

      Gordan lachte. Er war so ungeübt darin, dass es in einem Husten mündete. »Dafür, dass du darauf stehst, hast du dich eben ganz schön aufgeregt.«

      »Das … gehört zu meinem Fetisch.«

      »Sag mal, Kleiner, wo genau endet diese Unterhaltung in deiner Vorstellung? Wie willst du vom Arschversohl-Fetisch zu dem Punkt kommen, an dem ich dir eine Plastik töpfere?«

      Schweigen. Und diesmal hielt es richtig lange. Als er wieder sprach, war es so leise, dass Gordan ihn kaum verstand.

      »Bitte. Bitte, Herr Klingenschmied. Es ist wirklich wichtig für mich.«

      Hä? Gordan ächzte.

      »Junge. Verschwinde. Ich hab zu tun.«

      Erst fürchtete er, dass der hartnäckig bleiben würde. Aber dann knarzten die morschen Bretter, die über den Rasen führten. Schließlich klappte die Hoftür. Der Blödmann war weg.

      Gordan atmete auf. Tief sog er die Luft in seine Lungen, die abgestanden und viel zu heiß war. Die ganze Werkstatt war zu heiß. Durch die rechte Wand, die zur Hälfte aus Fenstern bestand, knallte Sonnenlicht. Gordan öffnete eins der Fenster und ließ frische, zu heiße Luft in den Raum. Wann hörte diese elende Hitzewelle endlich auf? Zusammen mit seinem Brennofen schraubte sie die Temperaturen hier ins Unerträgliche. Und seinen Körpergeruch ebenfalls. Misstrauisch schnüffelte er an seinen Achseln und bereute es sogleich.

      Sah aus, als wäre es Zeit, seine Schwester zu besuchen.

      Heute Abend, dachte er. Wenn die Spitzmäuse fertig sind. Solange muss ich es noch mit mir selbst aushalten.

      Egal, wie schwer es ihm fiel.

      3. Haariger Affe

      Kleiner! Dieser behaarte Muskelprotz hatte ihn »Kleiner« genannt! Diesen Spitznamen benutzte Robins ganze verdammte Familie und die Hälfte der Männer, mit denen er geschlafen hatte. Eine Menge Männer also. Dabei war er gar nicht klein. Mit 1,87 Metern war er sogar überdurchschnittlich groß. Aber daran lag es ja nicht.

      Er steckte die Hände in die Hosentaschen und blickte in das nächstbeste Schaufenster. Blonde Haare und ein verdammt hübsches Gesicht starrten zurück. Glatt wie ein Babypopo und wesentlich wohlriechender. Aber es war nur so glatt, weil er wusste, wie man einen Rasierer benutzte, zur Hölle! Anders als dieser Affenmensch von Keramiker, der anscheinend noch nie etwas von Haarentfernung gehört hatte. Aus dessen straff gespanntem Unterhemd hatte verschwitzte Haut geschaut, die von dunklen Haaren bedeckt gewesen war. Na, nicht überall. Die Schultern waren glücklicherweise frei davon gewesen. Das kantige Kinn dagegen hatte ausgesehen wie mit Stahlwolle bedeckt. Ein Zehn-Tage-Bart, mindestens. Und wie der gestunken hatte! Wie ein Iltis! Robin war immer noch ganz schlecht.

      Na ja.

      Mürrisch marschierte er über das holprige Kopfsteinpflaster. Unter dem Gestank hatte eine zwar herbe, aber auch animalisch gute Note gelegen. Wenn so ein Kerl sich über ihn hermachte, würde er bestimmt noch Tage später nach ihm riechen. Widerlich, aber geil.

      Nein. Robin reckte das Kinn in die Höhe. Nicht an Sex denken! Einmal im Leben durfte er nicht alles vermasseln, weil er mit dem Schwanz dachte.

      »Das ist deine Chance, Robin«, murmelte er. »Versau’s nicht.«

      Er würde es ihnen zeigen. Seiner Familie und allen, die ihn je »Kleiner« genannt hatten. Was, zugegeben, auch daran lag, dass er der jüngste Sohn der Familie war. Und daran, dass er sich bevorzugt ältere Liebhaber suchte. Aber sollte er etwa selbst Schuld an der Misere sein? Daran, dass sein Vater ihm so wenig zutraute, dass er ihn in die Postabteilung versetzt hatte, wo er angeblich keinen Schaden anrichten konnte? Nur, weil er …

      Robin seufzte und erinnerte sich an die Liste seiner Verfehlungen:

      - vom Internat Greifenfels geflogen, wegen illegaler Partys,

      - vom Internat Lohenhöhe geflogen, wegen Sex mit einem heißen Mitschüler,

      - vom Internat Überlauen geflogen, wegen Sex mit dem heißen Kunstlehrer,

      - das Abi nur mit 3,7 bestanden, weil er beim Internats-Hopping zu viel Stoff verpasst hatte,

      - das erste Praktikum vergeigt, weil er sich, endlich vom Internat befreit, mit zu vielen heißen Kerlen rumgetrieben hatte,

      - das Studium gestartet, indem er eine Affäre mit einem heißen, aber eifersüchtigen Professor eingegangen war. Der ihn durchfallen ließ, als Robin die Affäre beendete,

      - den Bachelor noch knapper geschafft als das Abi. Grund: Feiern und heiße Männer,

      - bei einem Dreier von einer Drohne gefilmt worden, genau an dem Tag, an dem seine Mutter ihre Kandidatur als Bürgermeisterin bekannt gab,

      - in den Familienbetrieb eingestiegen und gleich einen heißen Projektleiter vernascht. Auf dem Schreibtisch seines Vaters, der sie prompt erwischt hatte,

      - wichtige Firmengeheimnisse an einen heißen Saarländer verraten.

      Immerhin wusste seine Familie noch nicht, dass er während des Hinflugs Handjobs mit einem spanischen Geschäftsmann ausgetauscht hatte. Aber bei seinem Glück hatte die Stewardess sie dabei gefilmt und sandte gerade einen Erpresserbrief an seinen Vater. Der seinen missratenen Sohn bestimmt freikaufen würde. Wie damals, als die Nacktfotos von ihm und diesem Grafensohn aus Monaco aufgetaucht waren. Robin war zu besoffen gewesen, um sich an das Techtelmechtel zu erinnern. Ja, er hatte einen Anflug von Stolz gefühlt, als er sich auf den Fotos gesehen hatte. Bis sein Vater ihn zusammengefaltet hatte.

      Wenn er so darüber nachdachte, sollte er sich wirklich von Männern und Alkohol fernhalten … Oh, da war ein Brauhaus.

      »Zur Wachtelwirtin« stand in goldenen Lettern über der holzgetäfelten Front. Nun, eine Wirtin war immerhin kein heißer Kerl und würde ihm daher keine Probleme bereiten. Auf der Schiefertafel neben dem Eingang standen die magischen Worte »Biergarten im Hof«. Ein Bier wäre genau das Richtige gegen die Hitze, überlegte Robin und trat ein.

      Minuten später saß er in einem lauschigen Hinterhof, schaute den Vögeln zu, die sich im Springbrunnen balgten, und genoss die Sonne. Und das Bier. Eine Lummerdinger Eigenmarke, malzig und so finster wie die Seele von diesem bekloppten Keramiker. Der Vollpfosten! Wenn der nur Ja gesagt hätte. Robin hatte ihn doch sogar gebeten! Wie konnte der so ein blöder Klappspaten sein? Immer noch spürte er die harten Hände, den unbarmherzigen Griff. Hatte der ihm an den Hintern gefasst? Nicht, dass Robin etwas dagegen gehabt hätte, seinen Körper einzusetzen,

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