Heiße Keramik. Regina Mars

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heiße Keramik - Regina Mars страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Heiße Keramik - Regina Mars

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      Seine Finger tappten auf die gemaserte Tischplatte. Er saß auf einer langen Bank mit zwei anderen Männern, wohl Einheimischen, die ihm beim Setzen zugenickt und mit ihm angestoßen hatten. Jetzt waren die beiden in ein Gespräch über den traurigen Zustand des Fußballplatzes vertieft. Robin dachte nach. Er konnte nachdenken, egal, was alle sagten. Was sie sagten, war, dass er ein sexsüchtiger, ewig besoffener Nichtsnutz sei. Was er auch war. Aber er war ein kluger sexsüchtiger, ewig besoffener Nichtsnutz. Und er würde diesen stinkigen Keramiker dazu bringen, ihm eine Plastik zu töpfern und seiner Familie beweisen, dass er doch zu etwas zu gebrauchen war.

      Ein Glühwürmchen war in Robins Brust aufgestiegen, als sein Bruder beim Abendessen von seinem Fehlschlag berichtet hatte. Roman war ungewöhnlich niedergeschlagen gewesen. Sonst strotzten Robins ältere Geschwister vor Siegesgewissheit, alle vier. Doch diesmal war Roman fast wütend gewesen.

      Ich konnte ihn nicht umstimmen, hatte er geknurrt. Und jetzt würde ich gern das Thema wechseln.

      Sie hatten das Thema gewechselt und von Ronjas Pferdezucht gesprochen, die selbstverständlich großartig lief. Sie verschwendete ja keine Zeit mit Männern und Alkohol. Aber in Robin hatte etwas gearbeitet.

      Das ist deine Chance, hatte das Glühwürmchen der Hoffnung ihm zugeraunt. Mach es besser als Roman und beweis, dass du auch nützlich bist!

      Also hatte er drei Tage Urlaub eingereicht und war nach Frankfurt geflogen und von da im Taxi nach Lummerdingen gedüst, was ihn lächerliche 139 Euro gekostet hatte, trotz Stau. Den ganzen Weg über hatte er das Gefühl gehabt, dass das hier seine Stunde war, seine Gelegenheit, allen zu beweisen, dass er nicht nur ein verwöhnter Adelsspross mit herrlichen Haaren war. Also, nicht nur.

      Dann hatte dieser Affe ihn rausgeworfen.

      Und jetzt saß er hier.

      »Entschuldigen Sie«, unterbrach er die beiden Einheimischen. Die sahen ihn erstaunt an. »Kennen Sie zufällig diesen Gordan Klingenschmied?«

      »Den Töpfermeister?« Die graugesprenkelte Augenbraue des einen hob sich. »Ludwigs Nichte ist mit dem in der Schule gewesen. Oder, Ludwig?«

      »Jupp.« Ludwig nickte. »Guter Typ, der Gordan. Bisschen stürmisch vielleicht. Hat sich früher viel geprügelt. Die Luise-Marie hat ihn mal zwei Nächte bei sich pennen lassen, weil er Stress mit seinen Eltern hatte.«

      »Was?« Der andere hob auch noch die zweite Braue. »Und die Eltern hatten nichts dagegen? Bei ’nem Kerl wie dem? Da hätt ich aber was gesagt, wenn der bei meiner Tochter …«

      »Ne, der hatte doch selber einen Kerl. Hatte er damals schon, glaub ich.«

      »Echt, so jung?« Anerkennendes Schmatzen. »Na, feige war der schon mal nicht. Kein Wunder, dass der sich so viel prügeln musste … Ah, seine Schwester, die wohnt auch hier, oder?«

      »Ja, schon.« Ludwig sah Robin an. »Aber was interessiert dich das überhaupt?«

      Robin lächelte. »Ich habe überlegt, ein paar Kunstobjekte von ihm zu erwerben. Letztes Jahr tauchten drei seiner Plastiken in unserer Galerie auf, und wir waren begeistert.« Nun, Roman und sein Vater waren begeistert gewesen. Robin kannte die Dinger nur von Fotos. Vorhin, als er hergeflogen war, hatte er sie durchgesehen.

      Stolz leuchtete in Ludwigs Zügen auf. »Echt? Ja, der Gordan, der kann schon was, oder? Die Luise-Marie meint, bei ihm läuft es nicht, aber klar, war nur eine Frage der Zeit, bis der berühmt wird. Ist ja ein echter Lummerdinger, der Gordan.«

      Was sollte das bitte aussagen? Robin war ein echter von Romberg-Krieger und trotzdem eine einzige Enttäuschung. Dennoch nickte er.

      »Was für eine Plastik war das denn?«, fragte der Kerl mit den dicken Augenbrauen. »So ein Römer mit Locken und Mini-Schniepel?«

      »Nein«, sagte Robin. So viel verstand er immerhin davon. »Aber ein nackter Kerl, wenn Sie das meinen. Allerdings war er kaum als Mensch erkennbar. Er war …« Er versuchte, den Eindruck zu beschreiben, den die Plastiken bei ihm hinterlassen hatten. »Wild. Schmerzvoll. Etwas ganz Besonderes, so etwas habe ich noch nie gesehen. Durchaus im Rahmen der gängigen Kunstmarkt-Trends, aber etwas wirklich Eigenes.« Die Plastiken hatten ihm gefallen, als er sie heute Morgen angeschaut hatte. Aber da hatte er ihren Erzeuger noch nicht gekannt.

      Die beiden Männer wirkten noch stolzer. »Klar, ein Mann«, sagte Ludwig. »Macht ja Sinn.«

      »Genau.« Augenbraue nickte. »Diese Schwulen haben eh ein besonderes Talent für … Du weißt schon.«

      »Ackerbau?«, fragte Robin.

      »Ne, Kunst. Malerei und so. Diese alten Maler waren auch alle schwul.«

      »Stimmt.« Ludwig begutachtete sein Bierglas. Leer.

      Robin verkniff sich einen Kommentar. Stattdessen winkte er die Kellnerin herbei und bestellte drei Bier. Die Männer dankten ihm und er verbrachte die nächsten Minuten damit, sie weiter nach Gordan Klingenschmied auszufragen. Doch die Antwort, die er suchte, kam aus einer anderen Quelle.

      »Bist du nicht der Typ, den Gordan eben rausgeworfen hat?« Die Kellnerin grinste breit und knallte drei Humpen auf den Tisch. »Hab grad das Schild aufgestellt, da hat er dich rausgetragen.«

      Robin versuchte, es zu verhindern, aber seine Wangen wurden heiß. »Rausgeworfen ist ein starkes Wort«, begann er, aber sie lachte.

      »Wieso, er hat dich doch ziemlich weit geworfen.« Kopfschüttelnd wandte sie sich Ludwig und Augenbraue zu. »Das hättet ihr sehen sollen. Hat ihn über der Schulter getragen wie einen Mehlsack.«

      »Was, echt?« Neugier blitzte unter Augenbraues Augenbrauen auf. »Warum das denn, Kleiner?«

      Kleiner. Robin holte tief Luft und suchte nach seinem inneren, ruhigen Zentrum oder irgendeinem anderen Zen-Scheiß. Verkniffen lächelte er. »Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit. Nichts Ernstes.«

      »Wollte er dir etwa nichts verkaufen?«, fragte Augenbraue.

      »Nein.« Robin packte sein Bier. »Aber das wird er noch. Zum Wohl!«

      »Prost!« Die beiden grinsten. Ja, die machten sich über ihn lustig. Und die Kellnerin war immer noch da. Hm, hatte sie »Gordan« gesagt?

      »Kennen Sie Herrn Klingenschmied etwa?«, fragte Robin sie.

      »Sicher. Der ist hier Stammgast. Oder wäre er zumindest, wenn er sich noch ein Bier leisten könnte.«

      »Lisbeth!« Augenbraue schaute vorwurfsvoll. »Das musst du nicht jedem erzählen.«

      Vor allem keinen adligen Jünglingen, die etwas von ihm kaufen wollten. Robin schnaubte innerlich. Als ob er Klingenschmieds Armut nicht selbst bemerkt hätte, kaum, dass er die Werkstatt betreten hatte. Diesen Saustall.

      »Ist halt so.« Lisbeth prustete. »Der Gordan ist pleite, das weiß doch jeder. Läuft halt nicht so, wie er will. Vor allem, seit er sich von seinem Kerl getrennt hat. Da hat er ein halbes Jahr lang nichts zustande gebracht.«

      »Diese Künstler.« Augenbraue wischte sich den Schaum vom Bart. »Immer Liebeskummer und Sinnkrisen.«

      Von seinem Kerl getrennt. Konnte Robin das nutzen?

Скачать книгу