Das Monster im 5. Stock. Regina Mars

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Das Monster im 5. Stock - Regina Mars

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stark auf einen anderen Mann reagiert hatte. Und er hatte stark reagiert. In der neunten Klasse war er fast gestorben, wenn Ferdi den Arm um ihn gelegt hatte. Meist, um Wastl zu Boden zu ringen, doch das war egal gewesen. Wastl hatte gern mit ihm gerungen. Oft hatte er sogar gewonnen, damit es Ferdi nicht zu langweilig wurde. Und danach, abends, hatte er all die gesammelten Gerüche und Laute wieder hervorgekramt und mit unter die Bettdecke genommen, wo er … Wastl schluckte. Seine Hände waren unter der Bettdecke. Und er war endlich wieder allein. Im Hostel hatte er sich den Raum mit drei anderen teilen müssen, aber nun …

      »Endlich«, murmelte er und zog die Boxershorts herunter. Kaum spürte er seine Handflächen, wurde er auch schon hart. Er fühlte sich anschwellen, groß und prall werden, und war ein wenig stolz. Er war doch bestimmt genau so gut ausgestattet wie Adrian, oder? Die Erinnerung an Adrian in dem dünnen Pyjama reichte, um ihm das Blut endgültig zwischen die Schenkel zu treiben. Was wäre, wenn Adrian heute Morgen ganz anders reagiert hätte? Was, wenn … Wastl schluckte, weil sein ganzer Körper sich bei dem Gedanken lustvoll zusammenzog: Was wäre, wenn Adrian den Kuss erwidert hätte? Wie würde sich diese kleine Brandnarbe auf Wastls Lippen anfühlen? Hätte Adrian nach Marmelade geschmeckt? Hätte er Wastl gepackt, fest, und ihn über den Tisch zu sich hergezerrt? Hätte er ihn auf die Tischplatte gelegt? Ihm die Hose heruntergerissen, den Kopf zwischen Wastls Beinen vergraben und seinen Schwanz verschlungen? Den Schwanz, an dem Wastls Finger hektisch rieben? Er hatte keine Zeit, es richtig zu genießen, bevor er kam. Der Gedanke an Adrians Zunge, die an ihm auf und ab fuhr, an den Blick, den er ihm durch wirre Strähnen hindurch zuwerfen würde, reichte. Keuchend ergoss Wastl sich in seine Hand. Als das wilde Drängen zu einer abebbenden Glut wurde, hörte er sein schweres Atmen in dem fast leeren Raum.

      Verdammt, dachte er. Hoffentlich hat Adrian nichts gehört. Er lauschte, vernahm aber nicht einmal ein leises Miauen.

      Sperma lief zwischen seinen Fingern hervor und tropfte auf die Matratze. Mist. Er suchte nach Taschentüchern und fand sie in der Schublade des Nachtschranks. Doch das Bettzeug war besudelt. Das würde Adrian ihm ja wohl nicht auch in Rechnung stellen, oder? Das konnte man schließlich waschen. Nein, zu dieser blöden Liste auf der Schiefertafel würde nichts mehr hinzukommen, das schwor Wastl sich. Seine Lider wurden schwer. Befriedigt und warm gebettet konnte er endlich einschlafen.

      ***

      Als er aufwachte, lag Prinzessin Butterfliege auf seinen Füßen. Sein Handywecker brummte und kaum, dass er ihn ausgeschaltet hatte, ging die Tür auf. Adrian stand dort, im Morgenmantel.

      »Deine Katze hat auf das Sofa gekackt«, sagte er und schloss die Tür wieder.

      Mist.

      8. Ein miserabler Mitbewohner

      Das Frühstück war versalzen, aber minimal besser als das gestern. Wahrscheinlich, weil Sebastian sich diesmal auf das Wesentliche konzentriert hatte: Brötchen, Butter, Marmelade, Wurst, Rührei. Was für ein provinzielles Mahl. Doch es schmeckte. Adrian gab sich dem ungewohnten Gefühl hin, keine Pappe im Mund zu haben, und schlug die Zeitung auf, um das Landei-Gesicht zu verbergen. Die Landei-Stimme hielt sich leider nicht an ihre Abmachung.

      »Du tust der Katze nichts, während ich weg bin, oder?«

      Adrian schwieg. Wofür hielt der Kerl ihn? Für einen Tierquäler?

      »Mann, ich besorg gleich in der Mittagspause ein Katzenklo. Gestern bin ich nur nicht dazu gekommen. Und … und ich glaub dir nicht, dass das Sofa 5000 Euro kostet.«

      »5200.«

      »Ich lass es reinigen, dann sieht man gar nichts mehr.« Sebastian riss eins der warmen, steinharten Brötchen auf. Dampf schlug ihm entgegen. Sein sexy Stallburschenkalender-Gesicht verzog sich vor Glück. »Mmh, das ist der beste Geruch, den’s gibt.«

      »Besser als Katzenscheiße am Morgen?«

      »Greislicher Griesgram.« Fast hätte Adrian es nicht gehört, so leise flüsterte sein Mitbewohner.

      »Wie hast du mich genannt?« Er senkte die Zeitung nur so weit, dass er Sebastians trotziges Gesicht sehen konnte.

      »Äh … mein liebster Mitbewohner?«

      »Vermieter. Ach nein, du zahlst ja keine Miete.«

      »Ich kann Miete zahlen.«

      »Das kannst du dir doch gar nicht leisten.«

      »Pfff.« Sebastian butterte seine Semmel mit dem Enthusiasmus eines hyperaktiven Welpen. »Ist gut, ich bin ruhig.«

      »Gut.«

      Minuten herrlicher Ruhe verstrichen. Warum schmeckten diese Brötchen, die sich außen wie Beton und innen wie nasser Sand anfühlten, so gut? War das irgendein teuflisches Geheimrezept, das sie in den tiefsten Alpendörfern weitervererbten, zusammen mit Kröpfen und Klumpfüßen?

      »Du, Adrian?«

      Die herrliche Ruhe hatte vier Minuten und drei Sekunden gedauert. Immerhin.

      »In zwei Tagen ist Wochenende. Muss ich dir da auch die ganze Zeit aus dem Weg gehen?«

      »Ja.«

      »Und was, wenn du Besuch bekommst? Soll ich dann sagen, ich bin dein Mitbewohner oder muss ich mich verstecken wie«, Sebastian überlegte sichtbar, »ein unehelicher Sohn?«

      »Wenn du mein Sohn wärst, hättest du Manieren.«

      »Wenn ich dein Sohn wäre, wäre ich auch eine muffelige Miesmuschel.« Bevor Adrian ihn daran erinnern konnte, wem diese Wohnung gehörte, sprach Sebastian schnell weiter. »Könnte ich dein Sohn sein? Ich meine … wie alt bist du?«

      »Rate mal.«

      »Fünfunddreißig?«

      »Zweiunddreißig. Und jetzt bin ich beleidigt.« Adrian hob die Zeitung wieder, aber er schaffte es nicht, das Gespräch zu beenden. »Wie alt bist du? Achtzehn?«

      »Nein!« Eine Untertasse klirrte. »Wieso denken immer alle … Ich bin dreiundzwanzig, verdammt! Ich bin ein Mann!«

      Andererseits war diese Unterhaltung viel zu amüsant, um beendet zu werden. »Wenn du wirklich ein Mann wärst, müsstest du nicht darauf hinweisen.« Adrian lächelte sogar. »Und dass dich alle für jünger halten, könnte daran liegen, dass du zu impulsiv bist und bei jeder Gelegenheit flennst.«

      »Das habe ich dir schon erklärt.« Schmollend mampfte Sebastian sein Brötchen. Er sah hinreißend aus. »Und es ist nicht fair. Im Büro sind sie auch alle so. Die tun, als wäre ich zwölf. Weißt du, wie sie mich nennen?«

      »Himbeerburli?«

      »Nein.«

      »Häschen?«

      »Na-hain.«

      »Goldjunge? Spatz? Milchbart?«

      »Nein, du Miesmuschel. Die nennen mich Blondchen.«

      Fast hätte Adrian gelacht. Er rettete sich in ein Husten. Etwas Kaltes floss durch seinen Magen und es war nicht der frischgepresste Orangensaft mit Schalen- und Etikettresten, den Sebastian

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