Das Monster im 5. Stock. Regina Mars

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Das Monster im 5. Stock - Regina Mars

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nicht wahr«, behauptete Wastl. »Bestimmt kam dir die Wohnung viel zu groß vor, als ich weg war.«

      »Die Ruhe war einfach herrlich. Wie das Gefühl, an einem klaren Morgen in den Bergen zu stehen und die Landschaft zu überblicken.«

      »Du hast ja keine Ahnung«, brummte Wastl. »In den Bergen kann’s saulaut sein. Wenn die Kühe morgens auf die Weide kommen, fliegen dir die Ohren ab.«

      »Wie lange führen wir diese sinnlose Unterhaltung noch?« Adrian sah auf seine mattgoldene Uhr. »Eigentlich habe ich etwas Besseres zu tun.«

      »Was denn?«

      »Lesen.«

      »Du hast doch schon die ganze Zeit gelesen, als ich gekocht hab. Ist der Schinken so gut?«

      »Hervorragend. Allein, wie der Autor mit Adjektiven spielt, ist ein Genuss.«

      »Echt? Kann ich das auch mal lesen?«

      »Nein.«

      »Komm schon. Wie heißt das Buch? Vielleicht kenn ich das ja.«

      »Kein Brot und keine Spiele

      Wastl kannte es nicht und langsam wurde diese Unterhaltung auch ihm zu dumm. Draußen war es kalt und er hätte gern gewusst, ob er morgen wieder obdachlos sein würde oder nicht.

      »Schau, Adrian. Ich will doch nur ein paar Tage bleiben. Und wenn du magst, red ich nicht mal mit dir. Du wirst nicht mal merken, dass ich da bin. Irgendwann muss ich ja eine richtige Wohnung finden. Ich hab morgen wieder zwei Besichtigungen. Ich tu wirklich was, du wirst sehen.«

      »Bei deinen miserablen Überredungskünsten wird es Jahre dauern, bis du eine Wohnung findest.« Wie arrogant konnte der Kerl bitte schauen? »Hör auf zu betteln.«

      »Was soll ich denn sonst machen, verdammt? Du … du hast doch alle Karten in der Hand, du …«

      »Biete mir etwas, das ich nicht habe«, sagte Adrian. »Zeig mir, dass ich mit dir besser dran bin als ohne dich. So überzeugt man jemanden.«

      Was für ein Vollarsch. Wastl straffte sich. »Bist du doch auch. Kocht irgendwer wie ich?«

      »Nein, Gott sei Dank.«

      »Aber es schmeckt dir.« Hoch pokern, Wastl. »Besser als alles, was du in letzter Zeit gegessen hast, oder?«

      Adrian schwieg.

      »Richtig?« Ein winziges Triumphgefühl schlich sich in Wastls Herz.

      »Es sollte mir nicht schmecken. Objektiv betrachtet war es furchtbar.«

      »Aber … subjektiv betrachtet hat es dir gefallen.« Wastl räusperte sich. »Ich mach dir jeden Tag Frühstück, wenn du willst. Und ich koch das Abendessen. Und … wenn du magst, bin ich … also im Bett bin ich auch nicht schlecht.«

      Eine Augenbraue hob sich und Wastls Herz versuchte, seinen Brustkorb zu durchbrechen. Verdammt, warum hatte er das jetzt gesagt?

      »Witzig«, sagte Adrian. Eine Stimme wie Eiswasser. »Ich glaube, Frühstück und Abendessen reichen mir.«

      »Oh, gut.« Wastl zuckte mit den Achseln. Das war überhaupt nicht witzig gemeint, du Trottel, dachte er. Warum nahm Adrian seine, zugegeben, sehr ungeschickten Annäherungsversuche nicht ernst? Lag es daran, dass er ihm zu jung war? War Adrian wieder so einer, der ihn wie einen kleinen Bengel behandelte? Egal. »Also kann ich bleiben?«

      »Bis zum 20.« Adrian ging zu der Schiefertafel, die neben dem Herd hing und griff ein Stück Kreide. Sie kratzte über die schwarze Oberfläche.

      »Was schreibst du da?«, fragte Wastl.

      »Eine Liste deiner Schulden.« Adrian klang gleichmütig. »Die Fliese, der ruinierte Topf, meine Aufräumarbeiten nach dem Frühstück … Ich schätze, da kommt noch einiges hinzu.«

      »Wird es nicht.« Wastl straffte sich. Ein ganz unbekanntes Glücksgefühl wärmte ihn von innen. Er hatte es geschafft! Fast ein Monat ohne die gruselige Existenzangst, ohne das Gefühl, dass das Eis unter seinen Füßen dünner und dünner wurde. Nur ein Aufschub, klar, aber ein Monat kam ihm vor wie die grünste Oase in der Wüste. »Danke Adrian. Vielen Dank. Du wirst es nicht bereuen.«

      Adrian schwieg. »Doch, werde ich vermutlich. Sei’s drum.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich ziehe mich zurück um zu lesen. Heute will ich nicht mehr angesprochen werden.«

      »Öh, aber … wo soll ich denn schlafen? Und …«

      »Such dir ein Zimmer raus. Das Gästebad gehört dir.« Adrians schöner Finger zeigte auf eine der grauen Türen. »Oh, und das Büro ist hinter der Tür, auf der ›Büro‹ steht, im nächsten Flur. Da setzt du keinen Fuß rein, verstanden?«

      »Nein. Keinen Fuß«, wiederholte Wastl und zuckte innerlich zusammen. Er musste aufhören, Dinge über Füße zu sagen. »Vielen Dank.«

      »Räum auf und lass mich in Ruhe.« Adrian schnappte sich sein Buch vom Sofa, verzog sich in den Flur und bog um die Ecke.

      Wastl hörte eine Tür klappen und war allein. Allein in der gigantischen Wohnwüste, in der Möbelstücke aufragten wie Felsbrocken. Wie hielt Adrian es hier aus? Ob er oft Besuch bekam? Ein bisschen Gelächter und Bierflaschengeklirr würde die Wohnung viel netter machen. Oder ein paar Farben. Aber das hier war für die nächsten Wochen sein Zuhause und ein seltsames, kaltes Zuhause war so viel besser als gar keins.

      Wastl hörte ein leises Miauen von irgendwoher und erinnerte sich, dass er Katzenfutter gekauft hatte. Er öffnete eine Dose, kippte sie in eine Schüssel, die hoffentlich nicht allzu teuer war und stellte sie auf den Küchenboden. Da, wo er Prinzessin Butterfliege zum letzten Mal gesehen hatte. Als er zum zweiten Mal hineingetreten war, platzierte er sie stattdessen neben dem Sofa. Er räumte die Küche auf, putzte sie blitzblank und merkte erst nach drei Strophen »Kaperfahrt«, dass er vor sich hin summte. Es half ein wenig gegen die Einsamkeit.

      ***

      Die Schlafzimmer unterschieden sich hauptsächlich in ihrem Helligkeitsgrad. Eins war weiß, eins dunkelgrau und eins hellgrau eingerichtet. Er entschied sich für das hellgraue, weil es am kleinsten war. Es hatte eine bodenlange Fensterfront, die nicht auf die Stadt hinausging, sondern auf den Dachgarten. Es gab einen Dachgarten! Irgendwann, wenn Adrian mal nicht da war, würde er die Wohnung erkunden. Natürlich nicht das Büro, aber … alles andere. Wie Adrians Schlafzimmer wohl aussah? Es musste das gegenüber von seinem sein, da hinten, neben dem weiß gekachelten Pfad im Kies. Adrians Vorhänge waren zugezogen und nur ein leichter Lichtschein drang heraus. Ein schmaler Streifen, der durch den Kies schnitt wie eine Klinge.

      Wastl schloss seine eigenen Vorhänge, löschte das Licht und legte sich auf sein Bett. Er hatte die Zähne geputzt und trug, in Ermangelung eines Pyjamas, T-Shirt und Boxershorts. Aber er konnte noch nicht schlafen. Der Tag rumorte in seinem Gehirn. Die Besichtigung, der bärtige Mistkerl, der alles verkauft hatte. Wie der ihn angemotzt hatte, als er die Katze mitgenommen hatte. Wastl hatte zurückgemotzt, und nicht zu knapp. Hoffentlich ging es Prinzessin Butterfliege gut, wo immer sie war.

      Und dann war da Adrian, dessen Nachnamen Wastl immer noch nicht kannte. Auf dem Klingelschild stand leider nur

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