Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 27
»Er wird auch am Kuhritt teilnehmen, aber außer Konkurrenz«, lachte Pfarrer Zandler. »Wir müssen ein besonders ruhiges Tier für ihn aussuchen.«
»Der Wenzel kann uns sagen, welche Kuh dafür geeignet ist«, sagte Toni.
Er stand auf und trank seinen Kaffee aus. Er wollte sofort hinauf auf die Oberländer Alm und Wenzel Oberländer die gute Nachricht überbringen und mit ihm alles Weitere bereden. Bürgermeister Fellbach blieb auch nicht mehr lange im Pfarrhaus. Es gab jetzt viel zu tun.
*
Es war früher Abend. Gaby Färber saß im Büro der Rettungsleitstelle. Sie tippte ihren letzten Tagesbericht in den PC. Ihr Kollege kam ins Zimmer. Er hatte sich schon umgezogen.
»Du bist noch hier? Ich dachte, du wärest längst auf dem Weg in die Berge.«
»›Vor das Vergnügen hat der Herrgott die Arbeit gesetzt‹, sagt man. Aber ich bin fertig.«
Gaby speicherte die Datei ab. Sie lehnte sich auf dem Drehstuhl zurück und steckte die Arme nach oben.
»Das war es. Vier Wochen Urlaub!«
»Hältst du das aus? Kommst du wirklich einen ganzen Monat ohne deine Arbeit aus?«, schmunzelte der Kollege.
»Ja! Und wagt es nicht, mich aus dem Urlaub zurückzuordern, es sei denn, es passiert ein Vulkanausbruch oder Ähnliches. Ich habe mir meinen Urlaub verdient. Außerdem habe ich ihn dringend nötig. Unsere Arbeit ist nicht leicht, das weißt du. Ich muss unbedingt Kraft schöpfen. Meine Akkus müssen aufgeladen werden.«
»Ich verstehe dich, Gaby! Wir werden alles tun, damit du ungestört die Berge genießen kannst. Wo fährst du hin?«
»Plumpe Fangfrage! Das verrate ich nicht. Ich will meine Ruhe. Mein Handy ist ausgeschaltet. Versucht nicht anzurufen, es wäre zwecklos.«
Der Kollege grinste.
»Na, was du nicht sagst. Das glaube ich dir nicht ganz, Gaby. Gelegentlich wirst du die Nachrichten schon abhören und die SMSs lesen.«
Gaby machte eine abwinkende Handbewegung. Sie stand auf und ging in den Personalraum, um die weiße Dienstkleidung gegen Jeans und eine Bluse zu tauschen. Ihr Handy läutete. Gaby warf einen Blick auf das Display. Ihre Freundin Wiebke versuchte sie zu erreichen. Gaby nahm das Gespräch an.
»Grüß dich, Wiebke, was gibt es?«
»Ich muss sofort mit dir reden – sofort!«
Gaby hörte, wie Wiebkes Stimme bebte.
»Ist etwas passiert?«
»Ja! Bist du daheim? Kann ich bei dir vorbeikommen?«
»Ich bin noch in der Rettungsleitstation, wollte aber gerade gehen. Wenn du willst, kannst du kommen. Sagen wir, in einer halben Stunde?«
»Okay!«, schallte es durchs Handy. Danach wurde ohne Gruß aufgelegt.
Verwundert schaltete Gaby ebenfalls ab. Es bestand für sie kein Zweifel, dass Wiebke mit den Tränen gekämpft hatte – Wiebke, die Starke, die Unerschütterliche. Was konnte geschehen sein?
Gaby warf ihre Arbeitskleidung in die Wäschetonne, schloss ihren Spind ab und rannte fast zu ihrem Auto.
Kaum daheim angekommen, klingelte Wiebke. Gaby drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Wiebke meldete sich.
»Komm rauf! Ich lehne die Wohnungstür an. Will noch schnell unter die Dusche.«
Dann brummte der Türsummer.
Etwas später kam Gaby im Hausanzug aus der Dusche. Ihr kurzes blondes Haar war noch feucht. Sie umarmte die Freundin. Wiebke schossen die Tränen in die Augen. Gaby drückte Wiebke an sich und streichelte ihr wie bei einem Säugling über den Rücken.
»Was ist los?«
»Detlev!«, stieß Wiebke hervor, der Rest des Satzes ging in einem tränenreichen Schluchzen unter.
Wiebke weinte, wie Gaby sie noch nie erlebt hatte. Die beiden jungen Frauen kannten sich seit dem Kindergarten. Sie waren gemeinsam zur Schule gegangen und hatten anschließend zusammen die Berufsausbildung zur Fachkrankenschwester durchlaufen. Danach war Wiebke am Krankenhaus geblieben, während sich Gaby zur Rettungssanitäterin ausbilden ließ.
»Was ist mit Detlev? Hat er dich betrogen?«
Ruckartig hob Wiebke den Kopf von Gabys Schulter.
»Wie kannst du das nur denken? Detlev liebt mich. Ganz im Gegenteil. Er hat mir gestern Abend einen Antrag gemacht.«
»He, wenn das kein Grund zur Freude ist. Meinen allerherzlichsten Glückwunsch! Das ist sicherlich kein Grund zum Heulen, oder?«
Wiebke wischte sich die Tränen ab.
»Nein, eigentlich nicht. Aber …«
»Du bist dir nicht sicher? Du hast seinen Antrag hoffentlich nicht abgelehnt?«
»Nein, das habe ich nicht. Aber jetzt überlege ich, ob ich mein Wort zurücknehmen sollte oder könnte.«
»Deine Panikattacke vor der Hochzeit kommt reichlich früh«, bemerkte Gaby.
»Das hat nichts mit Panik zu tun. Es ist nur so, dass er mir erst nach dem Heiratsantrag von den Plänen erzählt hat. ›Und der Teufel steckt doch immer im Detail‹, sagt man doch.«
Gaby reichte Wiebke die Box mit den Papiertüchern.
»Also, ich verstehe bisher rein gar nichts! Jetzt machen wir das mal so. Wir machen uns etwas zu essen, dann setzen wir uns gemütlich hin und reden. Während ich schnell zwei Tiefkühlpizzas in den Ofen schiebe, deckst du schon mal im Wohnzimmer den Tisch. Wo ist eigentlich Peggy? Hast du sie nicht mitgebracht?«
Peggy war eine cremefarbene Cairnterrierhündin. Sie war fünf Jahre alt und Wiebkes ganzer Stolz. Dass Gaby sich nach Peggy erkundigte, löste bei Wiebke weitere Tränen aus.
»Peggy …, sie ist im Wohnzimmer!«
Gaby holte einen Hundekeks aus dem Schrank, sie hatte immer welche vorrätig, und ging ins Wohnzimmer. Dort saß die Hündin auf ihrer Lieblingsdecke auf einem Sessel. Sie freute sich, als sie Gaby sah. Sie wedelte und ließ sich mit dem Hundekeks füttern. Dann legte sie sich hin, den Kopf zwischen den Vorderpfoten. Wiebke kam dazu. Sie kniete sich vor den Sessel und streichelte ihren Hund.
»Detlev erwartet – nein, verlangt, – dass ich mich von Peggy trenne«, stieß Wiebke unter Schluchzen hervor.
»Machst du Witze? Spinnt der?«, schrie Gaby. Dabei war ihr schon klar, dass Wiebke damit keinesfalls scherzen würde. »Wie kommt er dazu?«
In der Küche klingelte die Zeituhr.
»Warte! Setz dich! Ich hole die Pizzas. Dann kannst du mir alles erklären.«
Dann saßen die beiden Freundinnen zusammen im Wohnzimmer.