Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 31
»Alois, Peggy geht draußen nur an der Leine. Sie hört auf keine Kommandos. Sie ist nur drinnen so friedlich. Ich will nicht, dass sie verlorengeht. Ich habe sie während eines Spazierganges mal von der Leine gelassen. Sie raste davon, und ich rannte mindestens einen Kilometer hinter ihr durch das Feld. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Sie kam nicht. Doch dann entdeckte sie zwischen den Rübenpflanzen auf dem Acker ein Loch, den Eingang zu dem Nest einer Feldmaus. Da konnte ich sie einholen. Ich werde sie draußen nicht ohne Leine lassen. Ich habe Angst, dass sie verlorengehen könnte. Sie kennt auch keine Autos, damit meine ich, keinen Verkehr. Sie würde blind darauf los über eine Straße rennen. Peggy kennt nur Autos von innen. Sie wurde immer gefahren. Sie ist eben eine Diva, die das wirkliche Leben nicht so kennt.«
Toni musste lachen. Er kraulte Peggy unterm Kinn.
»Du scheinst mir eine wahre kleine ›Paris Hilton‹ der Terrier zu sein. Aber du bist doch ein kluger Hund. Du wirst sehen, es gibt ein wunderbares Hundeleben jenseits von Ausstellungen und Preisrichtern.«
Toni drehte sich zu Anna um.
»Anna, Peggy tut mir leid. Das ist doch kein Hundeleben. Kannst du dich ihrer ein bissel annehmen? Du hast doch Talent, mit Vierbeinern umzugehen.«
»Sicherlich kann ich probieren, ihr einige Kommandos beizubringen. Aber ist das auch gewünscht? Das muss Gaby entscheiden. Peggy scheint der perfekte Ausstellungshund zu sein. Darf sie auch Hund sein? Geht Wiebke noch mit ihr auf Ausstellungen?«
Gaby schüttelte den Kopf. Sie erzählte, dass Wiebke nicht mehr vorhatte, mit Peggy weitere Ausstellungen zu besuchen. Die Cairnterrierhündin wurde jetzt bald sechs Jahre alt. Sie hatte in Abständen zweimal geworfen und durfte jetzt für den Rest ihres Lebens nur Hund sein. Anna hatte allerdings ihre Zweifel, dass Peggy es noch lernen würde. Sie war eben nur eine Showhündin.
Toni, Anna, Gaby und der alte Alois redeten noch eine Weile über Peggy. Sie sprachen auch über Wiebke und Detlev.
»Ich verstehe nicht, dass Wiebke so einen Zirkus mitgemacht hat. Das mit den ganzen Hundeschauen, ist das nicht Schwachsinn?«, sagte Toni.
Anna lächelte.
»Toni, das gehört zur Hundezucht dazu. Außerdem kennst du die Sache von der Pferdezucht. Ein Pferd muss Erfolge nachweisen und auch Ausstellungen gewonnen haben, dann sind seine Nachkommen wertvoll. Erst dann lohnt sich die Zucht. Selbst die Bauern gehen mit ihren Kühen zu Ausstellungen. Außerdem ist es doch so, dass Tiere, die zu Ausstellungen gehen, auch besonders gepflegt werden. Also ist es auch gut für die Tiere.«
»Anna, das mag ja alles stimmen. Trotzdem geht es mir irgendwie gegen den Strich. Ich erinnere mich, wie begeistert Bello als Welpe gespielt hat. Das muss Peggy doch auch getan haben. Jetzt tut sie nichts mehr, als nett und hübsch und als Edelhund auf einem Stuhl zu sitzen. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Wie hat Wiebke es fertig gebracht, sie zu so einem Hund zu machen?«
Gaby konnte dazu etwas sagen. Sie wusste, dass Peggy charakterlich, von Anfang an, eine Hündin war, die gern im Mittelpunkt stand. Durch Belohnungen hatte Wiebke sie abgerichtet. Sie wollte den Erfolg mit ihr. Wiebke sah sich immer etwas im Schatten von Detlev, der als erfolgreicher Arzt die Karriereleiter erstürmte. Deshalb ging Wiebke gern mit Peggy auf Ausstellungen. Dort bekam Wiebke Anerkennung. Es war mehr Zufall gewesen, dass Wiebke zugestimmt hatte, mit Peggy zu einer Welpenausstellung zu fahren. Eigentlich war eine andere Hündin dafür vorgesehen. Aber die war krank geworden. So bat der Züchter Wiebke mit Peggy mitzukommen. Gaby erinnerte sich, wie begeistert Wiebke heimgekommen war. Sie fand die anderen Hundebesitzer so freundlich und hatte sich gut mit ihnen verstanden. Sie konnte mitreden. Das gefiel ihr. Wenn sie mit Detlev unterwegs war, dann trafen sie sich meistens mit seinen Arztkollegen. Da schwieg Wiebke größtenteils. Was hätte sie als kleine Krankenschwester auch schon groß mitreden können? Auf den Hundeausstellungen war es anders. Da ging es nur um Hunde, und die Hundefreunde waren unter sich. Alle ermutigten Wiebke, mit Peggy weiterhin Ausstellungen zu besuchen. Sie gaben ihr Tipps, die sie gewissenhaft umsetzte. So gewann Peggy Preis um Preis. Daheim reihte sich Pokal an Pokal. Auch in Detlevs Bekanntenkreis fand Wiebke jetzt Anerkennung.
»Ja, so war es«, sagte Gaby leise. »Am Anfang stand nur die Hundeliebe. Gaby ist eine Hundenärrin, wie sie im Buch steht. Schon als wir noch zusammen zur Schule gingen, träumte sie von einem Hund. Ihre Eltern erlaubten es nicht. Später, als sie volljährig war, waren wir in der Ausbildung und sie konnte keinen Hund haben. Dann lag ein Züchter auf ihrer Station. Er schenkte ihr einen Welpen. Das war Peggy, und alles nahm seinen Lauf. Und jetzt muss sie sich entscheiden, Mann oder Hund, eine Frau sein, an der Seite eines erfolgreichen Facharztes, mit einer schönen Villa und der Gewissheit, dass sie später einmal ihren Kindern alles geben könnte, was sie wollten und brauchten, gleich wie teuer es auch sein würde oder weiterhin nur eine Hundebesitzerin. Das ist keine leichte Entscheidung, besonders, da sie Detlev wirklich liebt.«
Die alte Wanduhr im Wirtsraum der Berghütte schlug Mitternacht. Die Hüttengäste hatten sich schon auf den Hüttenboden oder in die Kammern zurückgezogen. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt. So gingen sie alle schlafen.
Peggy kuschelte sich an das Fußende von Gabys Bett und schlief gleich ein. Gaby lag noch eine Weile wach und dachte an Wiebke. Sie überlegte, wie sie an ihrer Stelle entscheiden würde. Dabei wuchs die Sehnsucht, einen Mann kennenzulernen, den sie lieben würde wie Wiebke ihren Detlev, auch wenn er seine Fehler hatte. Lieber einen Mann mit Fehlern als kein Mann, dachte Gaby. Außerdem, welcher Mensch war schon perfekt? Wiebke war es auch nicht. Es ist einfach nur schlecht gelaufen mit den beiden, dachte Gaby. Sie hoffte, dass Detlev ein Einsehen haben würde und die beiden eine Lösung finden würden. Wenn nicht, dann würde sie Peggy behalten. Sie würde es wie Wiebke machen und Peggy tagsüber zum Züchter in den Vorort bringen, wenn sie Dienst hatte.
Außerdem war sich Gaby sicher, dass Wiebke nach ihrer Heirat im Krankenhaus kündigen würde. Die Freundin könnte dann gelegentlich zu ihr in die Wohnung kommen und bei Peggy sein.
*
Toni fuhr am nächsten Vormittag ins Forsthaus, die Kinder abholen, die eine Nacht bei ihren Freunden Paul und Ulla im Forsthaus verbracht hatten. Auf dem Weg dorthin hielt Toni kurz vor der Tierarztpraxis von Doktor Beate Brand an. Die junge gutaussehende Tierärztin belud im Hof ihr großes Auto. Toni parkte dahinter und stieg aus seinem Geländewagen.
»Grüß Gott, Beate! Ich freue mich, dich zu sehen. Hast einen Augenblick Zeit für mich?«
»Für dich doch immer, Toni! Grüß Gott! Gibt es etwas mit Bello?«
Toni rieb sich das Kinn.
»Eigentlich nicht, wenn ich davon absehe, dass Bello etwas verwirrt sein muss, aber das bin ich auch.«
Beate zog die Augenbrauen hoch.
»Wie soll ich das verstehen?«
Toni lehnte sich an das Auto und schob seine Hände in die Taschen seiner ledernen Kniebundhosen. Beate hörte ihm anfangs zu und belud dabei weiter ihren großen Geländewagen. Doch dann stellte sie sich neben ihn und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Toni schilderte ihr eindringlich, wie sich Bello bemüht hatte, Peggy zum Spielen anzuregen.
»Aber die Cairnterrierhündin sitzt nur auf dem Stuhl und schaut ihn verständnislos an. Des musst erleben, Beate. Des ist kaum zu glauben. Der Bello lockt sie, bellt sie an, bringt ihr Bällchen und seinen Lieblingsknochen. Aber nix da, sie spielt die Diva