Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Sie sahen sich an.
»Bei aller Liebe zum Beruf kann das Leben auch einsam sein«, sagte Max.
Er streichelte Bobby.
»Ein Hund ist wunderbar. Aber einen Menschen zu haben, der auf einen wartet, ist doch etwas anderes.«
»Stimmt! Ich komme manchmal in Panik, wenn ich daran denke, wie es weitergeht. Ich will keine alte Jungfer werden.«
Max sah sie liebevoll an.
»Das wirst du nicht, Gaby. Da bin ich mir sicher. Du hast eine wunderbare Ausstrahlung. Das spürt ein Mann sofort.«
»Ah, deshalb deine aufdringliche Frage!«
»Ja, ich konnte mir nicht vorstellen, dass du alleine bist. Haben die Männer in Wiesbaden Tomaten auf den Augen oder laufen sie mit Scheuklappen herum?«
Gaby lachte laut.
»Das haben sie nicht. Aber ich nehme nicht jeden«, sagte Gaby leise und warf Max einen Seitenblick zu.
Er lächelte.
Verlegen strich sich Gaby eine blonde Locke hinter das Ohr.
Sie wusste auch nicht so genau, wie es gekommen war, dass sie ihre innersten Gedanken Max anvertraute.
Aber seine Ausstrahlung hatte sie in seinen Bann gezogen, ebenso seine offene und direkte Art.
»Weißt du, Max, seit ich miterlebe, wie es in der Beziehung zwischen meiner Freundin Wiebke und ihrem Typen läuft, da bin ich noch vorsichtiger geworden. Sie kennen sich seit Jahren, und sie wohnen schon eine Weile zusammen. Mir kam es immer so vor, als seien die beiden das perfekte Paar. Jetzt fetzen sie sich wegen eines Hundes. Das heißt, der Hund ist nur der Anlass. In Wirklichkeit ist es so, dass sie doch kein perfektes Paar sind, das die gleichen Zukunftsvorstellungen hat. Kann es einem da nicht Angst und Bange werden?«
»Sicher kann es das. Es muss ein Schock für dich sein. Aber du solltest dich davon nicht beeindrucken lassen. Außerdem gibt es immer verschiedene Einstellungen und Sichtweisen zu den Fakten, auch zum Faktor Liebe. Lasse dich durch die Lebensumstände und Liebesverwicklungen deiner Freundin Wiebke nicht verunsichern.«
»Ich bemühe mich darum. Aber es kommt mir so vor, als würde es mit der Liebe komplizierter, mit jedem Jahr, das ich älter werde. Verstehst du?«
»O ja, ich verstehe dich gut. Diese Erfahrung mache ich auch. Man verliebt sich nicht mehr so spontan. Man wird vorsichtiger. Auch hat man nicht mehr so viel Zeit.«
»Bei den Männern ist es einfacher, da tickt keine biologische Uhr!«
»Das stimmt. Aber ein alter Vater, der von den Freunden seiner Kinder für den Großvater gehalten wird, will ich auch nicht sein.«
»Das verstehe ich!«
Sie schwiegen und schauten sich an.
»Glaubst du an die Liebe auf den ersten Blick?«, fragte Max.
Gaby stieg eine leichte Röte in die Wangen, und sie schaute weg. Sie blickte über das Tal, das golden in den Strahlen der Abendsonne lag, die langsam im Westen hinter den Bergen versank. Die Berggipfel leuchteten, als würden sie glühen. Die Eisfelder und Gletscher glitzerten, als hätte jemand Säcke mit roten Rubinsplittern oder funkelnden Granatsteinen ausgeschüttet.
»Schwierige Frage«, flüsterte Gaby leise.
Sie scheute sich, ihn dabei anzusehen. Sie spürte, wie ihr Herz klopfte. Gaby drückte Peggy an sich und vergrub das Gesicht einen Augenblick in ihrem Fell.
»Wenn ich sage, ja, ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick, was dann? Außerdem müsste man erst einmal genau definieren, was damit gemeint ist. Ist es ein Erstaunen, ist es ein Aufmerken, ist es eine besondere Wahrnehmung, wenn man jemanden zum ersten Mal sieht?«
»Gute Frage! Ich würde sagen, es ist der Gedanke. Es ist ein warmes Gefühl, das sich blitzartig im Herzen ausbreitet und Sehnsucht verbreitet, den Rest des Lebens mit diesem Menschen verbringen zu können. Es ist das Gefühl der unvoreingenommenen Akzeptanz des anderen, was er auch ist, wie er auch ist, wo er auch lebt. Alle Fakten, die in unserer Gesellschaft so wichtig sind, sind in diesem Augenblick unwesentlich. Es ist da nur das Gefühl, dass es ein anderes Herz gibt, das im selben Takt schlägt, poetisch ausgedrückt. Naturwissenschaftlich gesagt, stimmt die Chemie einfach.«
Max schmunzelte.
»Dabei sind die Naturwissenschaftler noch immer auf der Suche nach dem großen Geheimnis der Liebe. Warum verlieben sich zwei? Warum sind es gerade diese zwei?«
»Vielleicht, weil jeder Mensch unsichtbare Signale aussendet, die nur ein bestimmter anderer Mensch empfangen kann?«
»Das hast du gut gesagt, Gaby. Das ist bei Tieren auch oft so. Ich kann dir da eine Geschichte erzählen. Es geht dabei um Liebe zwischen zwei Hunden. Willst du sie hören?«
»Gern! Ich höre dir gerne zu. Du hast eine angenehme Stimme und kannst so schön formulieren.«
»Danke! Also! Ich habe Bobby von einem Züchterehepaar. Sie werden mit ihrer Zucht von meinem Vater betreut. Es sind wirklich verantwortungsvolle Züchter und behandeln ihre Hunde sehr gut. Sie hatten eine temperamentvolle, dunkle Cairnterrierhündin, die sie zur Zucht einsetzen wollten. Die Hündin und der Rüde schienen Gefallen aneinander gefunden zu haben. Sie tobten über die Wiese, sprangen in den Bach und plantschten. Natürlich wollte der Rüde die Hündin decken. Das gefiel ihr aber nicht. Sie wollte nur mit ihm spielen. Kam er ihr in einer anderen Weise näher, setzte sie sich und knurrte ihn an. Sie schnappte sogar nach ihm. Schließlich trennte man die beiden nach einigen Stunden vergeblichen Wartens. Sandy, so hieß die Zuchthündin, bekam Besuche von anderen Rüden. Es wiederholte sich mehrmals das gleiche Spiel.
Sie lehnte jeden Rüden ab, der ihr zugeführt wurde. Das Züchterehepaar besprach sich mit meinem Vater. Er hatte auch keine Antwort. Sandy wurde aus der Zucht genommen und war in der Folge nur noch der Hund der Kinder des Züchterehepaares. Dann geschah es. Die Familie war bei einer anderen Familie zum sonntäglichen Kaffee eingeladen. Sie nahmen Sandy mit, kaum waren sie aus dem Auto ausgestiegen, stürmten Sandy und der Hund der Gastfamilie davon. Was sage ich dir? Es war ein Überraschungserfolg. Sie warf später drei prachtvolle Welpen. Die beiden hatten sich eben gefunden. Sie waren sich sympathisch. Sie konnten sich gut riechen. Es war Hundeliebe, wenn man so sagen kann. Auch Tiere wissen, wer zu ihnen passt.«
»Das ist eine schöne Geschichte«, sagte Gaby.
Sie streichelte Peggy.
»Wie ist es mit dir? Bello ist vielleicht etwas zu groß, um mit dir zu spielen. Gefällt dir Bobby? Er ist so ein toller Bursche. Schau mal, wie er neben dir auf der Bank sitzt und sich um dich bemüht.«
Gaby setzte Peggy auf den Boden. Bobby sprang von der Sitzfläche herunter und umkreiste Peggy.
Er wollte mit ihr spielen. Peggy würdigte ihn keines Blickes. Sie machte einen Sprung und setzte sich wieder auf die Bank neben Gaby.
»Sie spielt nicht, Max. Sie tut nichts außer Fressen