Valentin. Regina Mars

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Valentin - Regina Mars Club der dichten Dichter

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      Er löschte den grauenvollen Absatz und begann von Neuem.

       »Verzeiht!«, wimmerte Hinrich. »Ich hatte Hunger! Ich wollte nicht …«

       »Hunger, ja?!« Der Mann über ihm schnaubte. Dann vernahm Hinrich ein leises Zungenschnalzen. »Hier haben viele Hunger. Wir auch, wenn wir nicht auf unsere Hühner aufpassen müssten. Die gehören uns, verstanden?«

       »Ja. Selbstverständlich gehören sie … Ich wollte nicht …« Beschämt unterdrückte Hinrich ein Schluchzen. Er hätte ihnen helfen können, Ludowig, Julietta und Marius. Ein Huhn, daran hätten sie zwei Tage essen können! »Ich will nicht an den Galgen! Ich … Ach, ich bin so unnütz! Ein miserabler Schauspieler und ein noch schlechterer Hühnerdieb!«

       »Na, na.« Die Stimme wurde weicher. »Wir hatten schon schlechtere Hühnerdiebe. Du wärst fast damit davongekommen, wenn ich nicht grad aus dem Fenster gesehen hätte.«

       Wider die Vernunft lachte Hinrich, ein sehr klägliches Lachen. »Danke. Ich … Bitte, verzeiht mir. Ich hätte mich nicht von meinen niederen Instinkten leiten lassen dürfen.«

       »He, ein Mann wird nun mal hungrig.« Das schwere Gewicht verschwand von Hinrich. Zum ersten Mal konnte er seinen Angreifer sehen, angestrahlt vom Licht des Vollmonds. Ein nettes Gesicht, ehrlich und rund und bedeckt von Sommersprossen.

       »Bitte«, sagte Hinrich. »Ich bitte euch, edler Herr. Lasst mich gehen.«

       »Edler Herr hat mich noch keiner genannt.« Der Bauernsohn, denn das musste er sein, streckte Hinrich die Hand hin. Der ergriff sie. »Ja, na gut. Ich lasse dich ziehen.«

       Hinrichs Herz war erfüllt von Dankbarkeit. »Ich weiß gar nicht, was ich … Danke!«

       »Bitte.« Ein wunderbares Lächeln erschien. Breite Zähne glänzten im Mondlicht. »Wenn du magst … Mutter und Vater schlafen, aber ich mache mir gerade eine Schmalzstulle. Möchtest du vielleicht auch eine?«

       Hinrich weinte wieder, diesmal vor Glück.

      

       Die Schmalzstulle schmeckte köstlich. Salzig und fettig füllte sie Hinrichs Magen und er konnte gar nicht aufhören, dem Bauernsohn zu danken. Sie saßen auf der krummen Bank in der fast dunklen Küche. Nur eine Kerze erhellte den Holztisch, der übersät von Kerben und Brandlöchern war.

       »Es schmeckt absolut atemberaubend«, versicherte Hinrich. Unwillkürlich rückte er ein Stück näher. So nah, dass er die angenehme Wärme des Bauernsohns spürte. Nur ein Fingerbreit Luft trennte ihre Körper voneinander. »Wie ist dein Name?«

       »Johann. Johann Wurstwein«, sagte der Bauernsohn. Sein Blick ging Hinrich durch und durch. Bevor er vollends verstand, was geschah, hatte sich bereits ein starker Arm um ihn gelegt. »Ist dir kalt?«

       »Ja«, behauptete Hinrich und legte den Kopf gegen Johanns Schulter. Mit klopfendem Herzen wartete er. Er musste nicht lange warten. Johann neigte den Kopf. Heiße Lippen streiften Hinrichs. Vorsichtig legten sie sich auf den Mund, erkundeten ihn zärtlich.

       »Gut so?«, fragte Johann leise.

       »Ausgezeichnet.«

      »Was zum heiligen Fickschnitzel?« Valentin starrte auf den Bildschirm, so entsetzt, dass er sich sogar dazu hinabließ, eine von Robs Lieblingsbeleidigungen zu benutzen. Das durfte nicht wahr sein! Was tat dieser verdammte Hinrich?

      »Du sollst im Gefängnis landen, du … Lustmolch!« Wütend starrte Valentin auf seinen Bildschirm.

      Die Tür wurde geöffnet und er warf sich auf den Laptop, um ihn zu schließen. Jaysons sommersprossiges Gesicht erschien.

      »Hey.« Breites Grinsen. Eine noch breitere Hand tauchte auf, die mit einer Bierdose winkte. »Wir sind fertig. Sicher, dass du keins magst? Ist eiskalt.«

      »Ja, nein, ich …« Sah dieser Jayson wie ein Bauernsohn aus, obwohl er von Kopf bis Fuß in … Funktionskleidung steckte? »Das, was du anhast, heißt das Funktionskleidung?« Mist, was stammelte er sich da zusammen?

      »Was?« Jayson sah an sich hinunter. Konnte er seine Füße überhaupt noch sehen, bei den Brustmuskeln? »Ne, das … He, keine Ahnung. Das sind halt Trainingsklamotten.« Sein wirklich sehr annehmbares Lächeln zeigte sich. »Du kannst Fragen stellen. Du bist echt clever, was?«

      »Das war eine saublöde Frage«, murmelte Valentin. Ihm war heiß. Jayson SAH aus wie ein Bauernsohn. Selbst er, der gar nicht auf diesen Typ stand, konnte sich der rohen Kraft nicht gut entziehen. Der … animalischen Anziehung. Sozusagen. Wenn »animalische Anziehung« nicht so ein furchtbares Klischee gewesen wäre.

      »Und? Bierchen?« Wieder winkte die Dose. Sie sah wirklich kühl aus, auch wenn sie kein Guinness enthielt.

      »Ja, gerne. Danke.« Valentin griff nach dem Bier, als könnte es ihn retten. Vor allem. Vor den peinlichen Bildern, die durch seinen Kopf rasten, als Jayson sich zu ihm hinunterbeugte. Und dem frischen Schweißgeruch, der jetzt noch ausgeprägter war.

      »Bitte.«

      Irgendwie hatte Valentin gehofft, dass Jayson nach erfolgreicher Lieferung verschwinden würde. Aber der hakte die Daumen in den Bund seiner schwarzen Shorts und sah sich in Valentins Zimmer um. Wie es für ihn aussehen musste? Sehr voll, vermutlich. Die Bücherregale reichten längst nicht mehr, um all die Bücher zu halten. Stapel waren auf jeder freien Fläche entstanden und schraubten sich in gefährliche Höhen. Valentins Bett mit dem karierten Bettzeug war ungemacht und ebenfalls bedeckt mit Büchern. Nur an der Wand, wo er schlief, gab es eine freie Stelle in Valentin-Form. Das sah nicht aus, als hätte er ein besonders aktives Sexleben. Hatte er ja auch nicht.

      »Ich wollte gerade aufräumen«, behauptete er und räusperte sich. »Ich hatte viel Stress, deshalb bin ich zu nichts gekommen.«

      »Gerade wenn man Stress hat, sollte man aufräumen.« Jayson rückte einen Stapel zurecht, bis er vollkommen rechtwinklig zur Wand war. »Ein ordentlicher Geist benötigt eine ordentliche Umgebung, sonst kann der nicht mit vollem Speed arbeiten.«

      »Wer sagt das?«, fragte Valentin und versuchte, das Chaos auf seinem Schreibtisch mit dem Körper zu bedecken. Gleich darauf ärgerte er sich über sich selbst. Ihm konnte doch egal sein, was dieser Kerl von seinem Zimmer hielt.

      »Das sagt Archer Chevalier.«

      Valentin wartete auf eine Erklärung, aber es kam keine. »Wer ist das?«

      »Den kennst du nicht?« Jayson sah ihn erstaunt an. »Oh, klar, mit Fitness hast du's nicht so, oder?«

      Frechheit. »Ich war erst letzte Woche joggen«, behauptete Valentin. »Oder letzten Monat.«

      Jayson lachte. »Archer Chevalier ist der beste Fitnesscoach, den es gibt. Der ist … Mann, der ist mein Vorbild. Weißt du, der ist eigentlich so der leptosome Typ, ein echter Hänfling, aber der hat was daraus gemacht, das … Der hat einen 58er Bizeps!«

      »Aha. Und was hast

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