Valentin. Regina Mars
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Читать онлайн книгу Valentin - Regina Mars страница 6
»Na klar.« Jayson schaute verwundert. »Hey, ich bin in der Massephase, aber … Weißt du, wie viele Kalorien Alkohol hat?!«
»Nein. Wie viele?«
»43 Kalorien auf hundert Gramm!«
»Ist das viel?«
»Ja!« Ein Blinzeln. Dann ein Lächeln, das fast schüchtern wirkte. »Du kennst dich gar nicht aus? Dabei bist du so dünn.«
»Ich vergesse manchmal zu essen«, sagte Valentin. »Wenn ich sehr konzentriert bin.« Wie jetzt. Das wäre der Text gewesen. Er musste wirklich weiter machen. Dieser verdammte Hinrich musste auf Linie gebracht werden!
»Ah. Echt?« Jayson seufzte leise. »Das hab ich nie vergessen.«
»Ach … so?« Was sollte er denn jetzt sagen?
»Ne, ich … egal. He, Irland!« Jayson deutete begeistert auf das Poster. »Warst du schon mal da? Ist es schön?«
»Nein, ich war noch nie da«, gab Valentin zu. Irgendwie erwischte Jayson all seine wunden Punkte. »Ich würde gern.«
»Dann tu's doch einfach!« Jayson strahlte. »Archer Chevalier sagt das auch immer: Don't dream it, do it. Nicht pennen, anpacken.«
»So einfach ist das nicht«, murrte Valentin. »Ich habe kein Geld und … das Buch muss fertig werden.«
»Wann ist das denn fertig?« Der nächste wunde Punkt. Langsam glaubte Valentin, von Kopf bis Fuß aus wunden Punkten zu bestehen.
»Nie, wenn ich weiter herumtrödle«, sagte er und räusperte sich. »Ich muss weitermachen. Vielen Dank für das Bier.«
»Oh.« Jayson steckte wieder die Hände in die Shorts und warf einen letzten Blick auf das Irland-Plakat. Unter dem schwarzen Stoff wölbten sich Hüftmuskeln und … Vorne und hinten sah man viel zu viel. Valentins Mund war trocken. Er musste wegschauen, sonst würde Hinrich sich noch tagelang mit dem lüsternen Bauernsohn beschäftigen. »Okay. Sag Bescheid, wenn du mehr willst.«
Alkoholfreies Bier? Valentin zweifelte daran, zwang sich aber zu einem Lächeln. »Ja. Gerne. Bis später. Oder morgen. Wann stehst du auf? Ich muss um sieben duschen.«
»Da bin ich schon unterwegs. Frühtraining vor der Arbeit, morgen zumindest. Ist ein bisschen schwer, sich mit Schichtdienst einen vernünftigen Trainingsplan aufzustellen …« Jayson räusperte sich. »Alles klar. Bis morgen.«
Die Tür klappte und ließ Valentin mit schlechtem Gewissen zurück. Er war unhöflich gewesen, oder? Small Talk war nicht seine Stärke und irgendwie kam er sich vor wie ein schmächtiger Versager, wenn Jayson im Raum war. Ein Versager, der nichts gebacken bekam.
Aber bald, dachte er. Wenn mein Buch fertig ist. Dann traue ich mich, Professor Südberg anzubaggern, äh, anzusprechen.
Obwohl, vielleicht sollte er damit warten, bis das Semester vorbei war, damit es nicht zu unangenehm wurde, wenn … falls der Professor …
»Warum sollte ein Mann wie er Interesse an mir haben?«, murmelte Valentin. »An einem Langzeitstudenten, der aussieht wie ein zwölfjähriger Streber und der so schlecht schreibt?«
Aber was, wenn der Professor Interesse hatte? Was, wenn das Buch irgendwann gut genug wäre? Wenn er es zu dem Juwel der Literatur poliert hätte, das es in seinen Träumen war? Dann …
Er gestattete sich einen Moment, um von einem Leben mit Professor Südberg zu träumen. Wie sie Hand in Hand am Spreeufer entlangspazieren würden. Wie sie sich abends gegenseitig vorlesen würden, hochinteressante Texte aus dem Spätmittelalter oder sogar noch ältere. Wie sie darüber diskutieren würden. Wie Sven-Sebastian zärtlich Valentins Brille abnehmen würde, um seine Nasenspitze zu küssen. Wie sie sich lieben würden, stundenlang, langsam und vorsichtig und nicht wie … sonst. Valentins bisherige sexuelle Erfahrungen ließen sehr zu wünschen übrig. Schnelle Nummern mit anonymen Männern. Kerlen, die ihn »Süßer« genannt hatten und mit denen er nie den genüsslichen, langsamen Sex gehabt hatte, den er mit Sven-Sebastian haben würde. Vielleicht. Eventuell.
Valentin richtete sich auf und begann zu tippen.
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