GEGEN UNENDLICH 16. Группа авторов

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GEGEN UNENDLICH 16 - Группа авторов

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dass dieser Mensch sehr, sehr leicht und sehr, sehr schnell wird und trotzdem nicht auseinanderfliegt. Mit Bakterien hat das funktioniert. Mit Mäusen und Hunden auch. Jetzt bin ich an der Reihe.

      Ich bin ein gewöhnlicher Mensch: 25 Jahre alt, ohne Partner, keine Kinder, Grundstimmung gelangweilt, bereit, einen nicht genau zu beziffernden Teil meines Lebens zu überspringen. Ich bin durchschnittlich in Größe und Gewicht. Aber in einer Sache bin ich besonders und unterschied mich damit von allen anderen Bewerbern. Mein Masseschwerpunkt ist genau dort, wo er sein soll, in meinem Nabel. Und, was noch wichtiger ist, meine Körpermasse ist um diesen Schwerpunkt symmetrisch verteilt. Rechts und links, oben und unten, diagonal, die Masse ist immer gleich. Das macht die Beschleunigung einfacher und reduziert die benötigte Rechnerleistung. Es spart also eine Menge Geld. Die World Arrow Association konnte ihr Glück nicht fassen, und ich hatte den Job. Ich werde also die Erste sein, die mit nahezu Lichtgeschwindigkeit auf einer Kreisbahn mit einem Radius von 10 Zentimeter dahinrasen wird. Unglaubliche 500 Millionen Mal in der Sekunde werde ich diesen Kreis beschreiben. Gloria, die silberne, diffuse Wolke. Soweit der schöne Plan.

      Aber du musstest ja dazwischenkommen, Chefmentor Logan. Deine Aufgabe war es, mir die Wissenschaft halbwegs begreiflich zu machen, die hinter all dem steckte. Du solltest mir erklären, was auf mich zukam und wie sich die Zeit im Kokon für mich anfühlen könnte. Aber das hat dir nicht gereicht. Ich hätte es wissen können. Du hast diese unergründliche Ruhe ausgestrahlt, bist damit durch die Hektik des Campus geschritten, wie Moses durch das Rote Meer. Ja, dank deiner weiß ich jetzt, wer das war. Dein Interesse an diesem neuartigen Zustand, den ich erfahren würde, war grenzenlos. Transzendental könne er werden, hast du gesagt, und musstest mir erklären, was das ist. Dafür würde es aber nicht reichen, im Kokon meine Herzschläge zu zählen, wie Maria geraten hatte. Ich müsste mich schon auf meine wahre Mitte konzentrieren. Und dann hast du mich in dieses Kloster geschleppt. Ich habe mich darauf eingelassen, Logan, habe mit den Mönchen über die alten Religionen diskutiert, habe meditiert und gelesen. Irgendwann hielt ich dieses sehr alte Buch mit dieser sehr kleinen Malerei in den Händen: Ein Mann in einem Himmelbett, viele Menschen stehen bei ihm, seine Augen sind aufgerissen, der Arm hängt schlaff über der Bettkante. Der Mund ist offen und aus ihm fliegt ein Engel heraus. Die Mönche sagten, das sei die Seele, die den Körper im Moment des Todes verlässt.

      Die Generatoren laufen auf niedrigster Stufe. Die Anti-Higgsinos wehen durch mich hindurch, wie eine sanfte Brise. Natascha steht neben mir. Sie wird mich zum Kokon begleiten. Nicht, dass ich den Weg nicht alleine gehen könnte, aber die Wichtigkeit des Augenblicks verlangt es. Außerdem möchte sie ihr Stückchen Ruhm abhaben. Beim Kokon stehst du, Logan, hinter dir die breite Glasfront von Mission Control. Wenn wir bei dir sind, werden ein paar der Fäden von der Decke zu uns herunterkommen. Natascha wird sie an die richtigen Stellen meines Anzugs führen und die Halle verlassen. Du wirst mir die guten Wünsche der ganzen Menschheit überbringen und ebenfalls gehen. Dann werden die Generatoren hochgefahren. Ich werde langsam aufsteigen, oben angekommen in den Kokon gleiten, die Hülle wird sich an mich schmiegen und sich über mir schließen. Aber das, Logan, wird nur passieren, wenn du die Antwort für mich hast. Wir gehen los. Es kribbelt an meiner rechten Schläfe. Das kraniale Interface hat sich eingeschaltet.

      Ihr alle könnt es sehen. Es zieht sich von meinem Ohr bis zur Mitte der Stirn und schließt am unteren Rand harmonisch mit dem Bogen meiner Augenbraue ab. Meine Gedanken sind jetzt auf Sendung, für die ganze Welt. Das ist okay, das ist auch für meine Sicherheit, denn schließlich kann ich während der Zeit im Kokon nicht sprechen und mich nicht bewegen. Und mit den Körperfunktionen lässt sich nichts mehr anfangen. Auch wenn du etwas anderes behauptest, Maria. Was willst du schon über ein Herz sagen, das in deiner Betrachtung gerade noch ein Mal in der Minute schlägt? Welche Informationen geben dir meine Blutwerte, wenn ich praktisch keinen Stoffwechsel mehr habe? Pack mich nicht so fest am Arm, Natascha, auch wenn ich nicht das denke, was vereinbart war: Ich freue mich, dass dieser historische Tag endlich … ich bin dankbar, dass ich das für die Menschheit … ich verspreche mein Bestes … Nein, ich denke für euch an letzte Woche. Wir haben für das Heldenfoto geprobt. Die Flagge war aufgestellt, auf den Boden waren Kreuze gemalt, damit wir sahen, wo wir uns hinstellen sollten. Keiner der Chefs hatte Zeit für diese Probe, nur eine Woche vor dem großen Tag. Also hat man einfach die Leute, die zufällig herumstanden und von ihrer Größe her passten, um mich herum drapiert. Das hätte funktioniert, wenn nicht einer der Statisten genau in diesem Moment einen Herzschlag bekommen hätte. Er fiel zu Boden, Geschrei, Durcheinander, Notruf, jemand kniete sich zu ihm hinunter. Ich sah zu, ich sah in seine aufgerissenen Augen, sah, wie er starb. Es geschah nicht vom Bruchteil einer Sekunde auf den nächsten. Es nahm Zeit in Anspruch, und Raum. Wie eine Welle, die sich am Strand überschlägt, wie eine Sternschnuppe, die verglüht, wie ein paar Flügelschläge. Natascha, du tust mir weh. Ich werde nicht in den Kokon steigen, hört ihr, ich werde nicht einsteigen, bevor ich nicht weiß, was mit meiner Seele dort drinnen passieren wird. Bleib doch nicht so plötzlich stehen, Natascha, du zerreißt noch den Anzug. Ich kann nichts dafür, Logan ist an allem schuld. Was sind das für Leute, die auf uns zukommen? Ihr habt Sicherheitspersonal hier drinnen? Das habt ihr mir nie gesagt. Keine Angst, ich werde nichts kaputtmachen. Ich werde nur nicht einsteigen. Maria, sag ihnen, dass ich ganz ruhig atme, sag ihnen, dass ich keine aggressiven Hormone im Blut habe. Ihr wolltet doch, dass ich die Sache verstehe. Ich weiß jetzt eben, dass mein Körper mit seiner Masse den Impuls der Beschleunigung aufnehmen wird. Glaubt mir, das hier ist kein Anschlag. Setzt euch wieder hin, in Mission Control, und nehmt die Hände von den roten Knöpfen. Von meiner Seele habt ihr nie gesprochen. Hat sie eine Masse und wird mit mir auf die Reise gehen? Oder hat sie keine und wird aus meiner Zeit herausfallen? Ihr müsst mich zu Logan lassen. Bitte, lasst uns weitergehen. Logan hat nach der Antwort gesucht. Scott, Sie sind alt genug, um mich zu verstehen. Sagen sie Natascha, sie soll weitergehen. Seht ihr denn nicht, dass Logan die ganze Zeit lächelt? Er kennt die Antwort. Und wenn doch nicht, dann werde ich mit den Sicherheitsleuten nach draußen gehen. Versprochen. Na endlich, danke Scott. Bin ich noch auf Sendung? Ihr sollt wissen, dass die Anti-Higgsinos durch mich hindurchwehen wie eine sanfte Brise. Nur noch ein paar Schritte. Ich freue mich, dass dieser historische Tag endlich gekommen ist. Ich bin dankbar, dass ich das für die Menschheit tun darf und ich verspreche, mein Bestes zu geben.

      »Die Antwort, Logan!«

      »42«, du lächelst, »Gramm.«

      Michael J. Awe: Die Passage

      Die Sterne spiegelten sich in den Augen der alten Frau, die reglos vor der transparenten Hülle der Außenwand stand. Die Uniform an ihrem immer noch aufrechten Körper war ihr nach all den Jahren im Weltraum zu einer zweiten Haut geworden. Ihr tiefes Blau verschmolz mit dem schwarzen Hintergrund des Alls. Für einen Moment stellte sie sich vor, wie sich das Sichtfenster ihres Raumes auflösen und das Vakuum sie in die eisige Stille hinaussaugen würde, wo ihr Körper Ewigkeiten umhertreiben konnte. Ein verschwindend kleiner Gegenstand zwischen den Sternen. Das Letzte, was sie wahrnehmen würde, wäre die absolute Geräuschlosigkeit, die alles Leben erstickte.

      Ein leises Türsignal ertönte, dann glitt die Tür zu ihrem Raum auf.

      »Kapitän«, erklang eine Stimme hinter ihr. Es war Ivan, der Chefmechaniker an Bord.

      »Was gibt es?«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. Sie verspürte einen Widerwillen, ihren Blick von der endlosen Weite abzuwenden.

      »Das sollten Sie sich einmal angucken«, antwortete Ivan. »Wir haben einen blinden Passagier.«

      Neben der breiten Gestalt ihres Chefmechanikers stand ein Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren, in dicke, robuste Sachen gehüllt, die ihr alle eine Nummer zu groß waren. Ihr strähniges, schwarzes Haar ließ erkennen, dass sie lange kein Bad mehr gesehen hatte. Der Kapitän überschlug im Kopf ihren jüngsten Landaufenthalt, der auf Deleria 4 vor knapp drei Wochen gewesen war. Einer der letzten bewohnten Planeten vor der Passage.

      Sie fixierte das Mädchen, das unter

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